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Polen: Einigung über Regierungschef

■ Überraschend wird ein Newcomer Ministerpräsident in Warschau: Der 57jährige Solidarność-Gewerkschafter Jerzy Buzek

Warschau (AP/dpa) – Der Wirtschaftsexperte und Chemieprofessor Jerzy Buzek, ein langjähriger Mitarbeiter der Gewerkschaft Solidarność, soll neuer Ministerpräsident Polens werden. Buzek wurde gestern einstimmig vom Solidarność-Wahlbündnis für dieses Amt nominiert. Er sollte danach auch offiziell dem Koalitionspartner Freiheitsunion vorgestellt werden. Dessen Zustimmung galt als Formsache: die Parteiführer von Solidarność und Freiheitsunion, Marian Krzaklewski und Leszek Balcerowicz, hatten sich schon auf Buzek verständigt.

Staatspräsident Aleksander Kwaśniewski wollte gestern auch mit Krzaklewski und Balcerowicz zusammentreffen. Dabei sollte ihm Buzek als Kandidat für das Amt des Ministerpräsidenten vorgestellt werden. Kwaśniewski muß ihn mit der Regierungsbildung beauftragen. Buzek hat dafür 14 Tage Zeit, dann hat er sich im Parlament der Vertrauensabstimmung zu stellen.

Bis vor wenigen Wochen war der 57jährige Chemieprofessor Buzek den meisten Polen völlig unbekannt. Er gehörte zwar in den 80er Jahren zu den Führern der Gewerkschaft Solidarität, wechselte aber nach dem erfolgreichen Kampf gegen die kommunistische Herrschaft nicht in die Politik.

Einem alten Freund verdankt Buzek, daß sich das nun ändert: Marian Krzaklewski, dem Chef der Gewerkschaft Solidarität und des gleichnamigen Bündnisses, das vor über drei Wochen die Parlamentswahlen gewonnen hat. Buzek hatte Krzaklewski in die Untergrund-Solidarität eingeführt.

Das Solidarność-Bündnis hatte bei der Parlamentswahl am 21. September 201 Mandate im 460 Sitze zählenden Sejm errungen. Die Freiheitsunion kam auf 60 Mandate. Die bisher regierende Demokratische Linksallianz verlor vor allem wegen des Einbruchs ihres kleineren Koalitionspartners Bauernpartei die Chance zur Regierungsbildung. Die Bauernpartei büßte 103 ihrer 130 Parlamentssitze ein.

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