Point 'n' Click: Die Reise ins Ich
■ Eine CD-ROM für Hausärzte, Splatterfans und Hypochonder: „Der Mensch“ als Anatomie-Atlas in 3D
Jeder, der einmal „Fantastic Voyage“ gesehen hat, wird diesen Film wohl nicht wieder vergessen: In dem Cinemascope- Spektakel von Richard Fleischer, das später unter dem Titel „Die Reise ins Ich“ noch einmal verfilmt wurde, wird eine Handvoll Ärzte miniaturisiert und düst mit einem U-Boot durch den Körper eines Superwissenschaftlers, um ein Blutgerinnsel im Gehirn zu operieren. Packende Schlachten mit weißen Blutkörperchen entspinnen sich.
Mit einer CD-ROM aus der Serie „edition glasklar“ kann man es den Miniaturwissenschaftlern jetzt nachtun: „Der Mensch“ ist eine Art interaktiver Anatomie-Atlas für den Hausgebrauch. Das Programm „bietet dem interessierten Laien und dem Lernenden eine Vielzahl von 3-D-Animationen und Detailbilder, die es ihm ermöglichen, eine Reise durch den Körper zu unternehmen und an interessanten Organen zu verweilen“, wie es im Pressetext sehr schön heißt. Ausdrücklich wird „Der Mensch“ auch Ärzten empfohlen, die ihren Patienten jetzt auf dem Computermonitor zeigen können, wo es ihnen fehlt.
Aber auch Hypochonder und Splatterfans werden mit „Der Mensch“ viel Spaß haben: Per Mausklick kann man den menschlichen Körper aufbrechen wie ein Renaissance-Anatom und sich das ganze schwache Fleisch mal von innen ansehen. Da dreht sich dann ein Schädel auf dem Monitor und lächelt ein knöchernes Lächeln. Wir sehen, wie Muskeln „kontraktieren“ und Schmerzreflexe durch „zuleitende Nerven“ ins Gehirn schießen.
Es ist eine fremde und seltsame Welt da drinnen. Wie in einem Techno-Video blubbern diverse Blutkörperchen possierlich durch die Blutbahn. Und das da, liebe Kinder, ist der „Plasmafaktor“. Bitte nicht füttern! Als Dreingabe gibt es einen Screensaver mit einem Skelett, das Seil springt und grinst, als wollte es sagen: Bedenke, daß du sterblich bist. „Der Körper“ ist eine gelungene Mischung aus Infotainment und Memento mori.
Ergänzend zu den Animationen gibt es eine Stichwortliste mit Suchfunktion und ein Verzeichnis lateinischer Fachbegriffe: Da erfährt man dann von „interessanten Organen“, von denen man gar nicht wußte, daß man sie im Leib hat. Mit dem Stichwort „Drüse“ lernt man zum Beispiel nicht nur so bekannte Vertreter dieser Spezies wie Bauchspeicheldrüse, Talgdrüse oder Milchdrüse kennen, sondern auch Hormon- und Zirbeldrüse. Deren Funktion war mir vorher, ehrlich gesagt, nicht bekannt. Dafür kann ich mich noch daran erinnern, daß das U-Boot in „Fantastic Voyage“ zum Schluß durch die Tränendrüse aus dem Auge des Patienten geschwemmt wird, was ein schönes Filmende ist. Tilman Baumgärtel
„Der Körper“. glasklar edition, CD-ROM für PC mit Windows 3.1 oder höher und mindestens 1 MB-RAM, 49 DM
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