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Planlose Helfer in Kampala

■ EU-Kommissarin gegen Abwurf von Hilfsgütern für Flüchtlinge in Ostzaire

Kinshasa/Kampala/Paris (AFP/AP) – Der am Wochenende in der kanadischen Hauptstadt Ottawa formell beschlossene Hilfseinsatz für die Flüchtlinge in Ostzaire ist gestern nur sehr schleppend angelaufen. Kanadische Soldaten begannen damit, das Generalquartier für die multinationale Operation in Ugandas Hauptstadt Kampala einzurichten.

Bis zur Fertigstellung sollten die Aktionen vom nahegelegenen Luftwaffenstützpunkt im ugandischen Entebbe aus abgewickelt werden. Zeitplan und Ablauf der Operation standen nach wie vor nicht fest. Offenbar sollen die Hilfsgüter von Uganda aus in die ruandische Hauptstadt Kigali und von dort aus nach Ostzaire gebracht werden. Zaire, das Uganda der Zusammenarbeit mit den zairischen Rebellen beschuldigt, protestierte gegen den Standort Kampala.

Unterdessen kritisierte die EU- Kommissarin für humanitäre Hilfe, Emma Bonino, Pläne, Hilfsgüter für die Flüchtlinge aus Flugzeugen abzuwerfen. Es sei eine „regelrechte Schande“, sagte sie dem in Paris erscheinenden Journal du dimanche. Erst seien „richtige Bomben“ auf die Flüchtlinge abgefeuert worden, nun sollten es „Proteinkekse“ sein. „Die Wahrheit ist, daß nichts unternommen werden soll“, betonte Bonino.

Die Regierung Zaires lehnte es weiterhin ab, für den Abwurf von Hilfsgütern die Überfluggenehmigung zu erteilen. Dagegen versicherte der ugandische Präsident Yoweri Museveni dem Kommandeur der geplanten Operation, dem kanadischen General Maurice Baril, seine Unterstützung. Die zairische Regierung bereitete Baril am Samstag in Kinshasa einen kühlen Empfang. Der General traf lediglich mit dem für innere Angelegenheiten zuständigen Vizeministerpräsidenten Gerard Kamanda Wa Kamanda zusammen. Die vorgesehenen Zusammenkünfte mit Ministerpräsident Kengo Wa Dendo und dessen beiden für Verteidigung und Außenpolitik zuständigen Stellvertretern wurden abgesagt.

Nach Angaben der zairischen Armee eroberten ugandische Soldaten am Samstag die Ortschaft Beni in der zum großen Teil von zairischen Rebellen kontrollierten Provinz Nordkivu in Ostzaire.Kommentar Seite 10

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