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Plage für AllergikerDie Birke kitzelt in der Nase

Die Pollenflugsaison ist eröffnet. Die Birkenblüte treibt Allergikern Tränen in die Augen. Die Belastung ist bisher nicht überdurchschnittlich. Expertin rät zur Landpartie.

In so manch frostiger Stunde des vergangenen Winters wurde er herbeigesehnt - der Frühling. Nun ist er da und quält die Allergiker. Verquollene Augen und eine laufende Nase sind für viele Berliner in diesen Tagen ständige Begleiter, denn Frühlingszeit ist auch Pollenzeit.

Schon am vergangenen Mittwoch startete die Birkenblüte, vier Tage vor dem statistisch errechneten Beginn. "Wir ermitteln den Anfangstag aus dem Mittel der Temperaturen im Februar und März", erläutert Sandra Kannabei vom Institut für Meteorologie der Freien Universität (FU). Der Winter sei insgesamt zwar sehr kalt gewesen, entscheidend für den Zeitpunkt des Beginns der Birkenblüte waren aber letztlich die warmen Tage Ende März.

"Fenster nur morgens öffnen"

taz: Frau Worm, was können Allergiker präventiv tun?

Margitta Worm: Die Fenster sollten idealerweise nur am Morgen geöffnet werden, da ist der Pollenflug meist noch gering. Helfen können auch Filter für die Fenster. Ansonsten sollten Pollenallergiker ihre Medikamente frühzeitig, möglichst vor Auftreten der Symptome, nehmen.

Ein geschlossenes Fenster heilt auf Dauer nicht. Muss eine Allergie therapiert werden?

Eine Allergie sollte immer diagnostiziert und therapiert werden, ansonsten nehmen die Beschwerden massiv zu. Über die Jahre kann sich dann das Allergiespektrum ausweiten und sogar ein allergisches Asthma entstehen.

Welche Therapien gibt es?

Es gibt symptomatisch wirksame Medikamente in Form von Tropfen, Nasensprays oder Tabletten. Bei einer starken Entzündungsreaktion in der Nase sind auch lokal angewendete Cortisonpräparate sehr wirksam. Die beste langfristige Therapie ist die Hyposensibilisierung, bei der durch die Gabe der Allergene über Spritzen oder neuerdings auch Tabletten die Überempfindlichkeit des Immunsystems normalisiert wird.

Die Witterung der nächsten Tage wird auch über die Dauer der Blüte entscheiden. Eine Hochdruckwetterlage mit Temperaturen über 15 Grad wäre beschleunigend. Die Anzahl der Pollen in der Luft steigt, und damit verstärken sich auch die Beschwerden der Allergiker. Zu deren Glück soll es jedoch eher kühl bleiben. Dadurch wird es eine relativ niedrige Pollenkonzentration geben. Die Blüte dauert aber entsprechend länger.

Auch wenn Allergiker Birken meiden, sind sie nicht vor den Pollen gefeit. Der Wind kann die Pollen über 600 Kilometer tragen. "In ungefähr zwei Wochen wird die Hochzeit der Birkenblüte sein", erklärt die Meteorologin Kannabei. Danach sei es mit der Birke aber auch schon wieder vorbei. Ungewöhnlich starker Pollenflug sei nicht zu erwarten.

Doch nicht nur die Birke, auch andere Pflanzen rufen allergische Reaktionen hervor. Im Mai blühen Gräser, Ende Juli Beifuß und kurz darauf die Ambrosia. Diese kann sogar bis in den Oktober hinein Beschwerden hervorrufen. "Die Allergene der Ambrosia wirken besonders reizend", so Kannabei. Schon eine sehr geringe Pollenkonzentration in der Luft löse starke allergische Reaktionen aus.

Ursprünglich vorwiegend in Nordamerika beheimatet, breitet sich die Ambrosia begünstigt durch die Erderwärmung auch in Europa zunehmend aus. Um eine weitere Vermehrung im Berliner Raum zu verhindern, riefen das meteorologische Institut der FU und der Senat im vergangenen Sommer die Berliner zu einem Aktionstag auf. Ein Drittel des Stadtgebietes wurde nach der Ambrosia durchsucht. Über 700 Standorte der Pflanze konnten ausfindig gemacht und überwiegend bereinigt werden. Die Aktion soll dieses Jahr wiederholt werden, um die Ambrosia auch aus anderen Teilen der Stadt zu vertreiben.

Allergien gehören inzwischen zu den häufigsten Erkrankungen. "Ungefähr ein Viertel der Bevölkerung ist betroffen", sagt Margitta Worm, Professorin am Allergie-Centrum der Charité (siehe Interview). Vor allem in den letzten Jahrzehnten sei eine Zunahme zu verzeichnen. Dafür gibt es verschiedenste Erklärungen, in Fachkreisen wird derzeit die Hygienehypothese favorisiert. Sie besagt, dass sich das Immunsystem aufgrund einer geringeren Belastung mit bakteriellen Bestandteilen langweile und daher häufiger Allergien entstehen lasse. Worm hat daher einen Tipp für Städter: öfter mal raus aufs Land. "Das Leben auf dem Bauernhof gilt aufgrund der vermehrten mikrobiellen Belastung als schützend."

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