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Pläne für den BrexitEU-Ausländer schneller abschieben

Die Brexit-Verhandlungen nehmen Form an. Theresa May schickt ein Dokument nach Brüssel, in dem sie Details zur Zukunft der EU-Ausländer in Großbritannien nennt.

Die Regelung gelte für jene, die Verbrechen begangen oder „Sicherheitsprobleme“ verursacht hätten Foto: reuters

Brüssel dpa | Wer als EU-Ausländer in Großbritannien wiederholt und schwer straffällig wird, soll nach dem Brexit schneller abgeschoben werden als bisher. Das geht nach britischen Medienberichten aus einem 15 Seiten umfassenden Dokument hervor, das Premierministerin Theresa May am Montag in London vorstellen und nach Brüssel schicken will.

Gesetzestreue EU-Ausländer sollen dieselben Rechte wie britische Staatsbürger etwa bei Beschäftigung, Gesundheit und Rente bekommen, wie Brexit-Minister David Davis dem Sender BBC sagte. Eine Ausnahme sei das Wahlrecht. Die Abschiebe-Regelung gelte für Menschen, die Verbrechen begangen oder „Sicherheitsprobleme“ verursacht hätten.

Davis bekräftigte, dass sich Großbritannien künftig nicht mehr der Rechtssprechung des Europäischen Gerichtshofs unterwerfen werde. Außerdem sprach er sich für die Beibehaltung der Europäischen Krankenversicherungskarte (EHIC) aus. Mit ihr können gesetzlich Krankenversicherte europaweit medizinische Leistungen erhalten.

May hatte kürzlich beim EU-Gipfel in Brüssel in Aussicht gestellt, dass kein legal in Großbritannien lebender EU-Bürger das Land nach dem EU-Austritt verlassen müsse. Demnach soll jeder eine Chance auf einen dauerhaft gesicherten Rechtsstatus bekommen. Mays Vorschläge beruhen auf der Annahme, dass die EU zu ähnlichen Zusagen bereit ist.

Die EU reagiert skeptisch

Die Premierministerin hatte in Brüssel auch eine Stichtagsregelung vorgeschlagen: Wer vor einem noch zu bestimmenden Datum fünf Jahre im Land war, sollte einen geregelten Rechtsstatus bekommen. Wer bis zum Stichtag weniger als fünf Jahre in Großbritannien gelebt habe, solle die Chance haben, die fünf Jahre voll zu machen und ebenfalls einen geregelten Status zu erhalten. Der Stichtag soll demnach zwischen dem Datum des Austrittsantrags – dem 29. März 2017 – und dem Datum des Vollzugs des Brexit – dem 29. März 2019 – liegen.

Die Europäische Union hatte skeptisch auf die von Großbritannien angebotenen Bleiberechte für rund 3,2 Millionen EU-Bürger reagiert. Mays schriftliches Angebot will sie nun zunächst genau prüfen und intern besprechen, wie ein Sprecher am Montag erklärte.

Vor einer Woche hatten London und Brüssel ihre Verhandlungen begonnen. Der Brexit soll bis Ende März 2019 vollzogen sein.

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6 Kommentare

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  • 6G
    60440 (Profil gelöscht)

    Hauptsache es geht gegen die Fremden. Der gesamte Brexit ist ein rassitisches Konstrukt aus einer vormodernen Zeit. Wie überaus langweilig.

    In zwei Jahren, nachdem tausende Regelungen, Ausnahmeregelungen, Verträge etc. durchdiskutiert, endlose Debatten bis ins Nirwana geführt und dabei Milliarden Pfund verschwendet worden sind, werden auch die letzten Dödel auf der rückwärtsgewandten Insel verstanden haben, dass es so nicht geht. Und dann kommt endgültig der Exit vom Brexit.

    Und dann wird weiter gemacht und höflich geschwiegen über die vorübergehende britische Demenz ...

  • 8G
    82732 (Profil gelöscht)

    "EU-Ausländer schneller abschieben" ... Diese Artikelüberschrift ist so irreführend, das hat beinahe "Fake News"-Niveau ...

     

    Erst im Text wird dann aufgeklärt:

    "Wer ... wiederholt (!) und schwer (!) straffällig wird, soll ... schneller abgeschoben werden...".

    Das betrifft null Komma null wieviel Prozent der in UK lebenden EU-Ausländer?

     

    Die relevante und Überschriftsfähige Aussage ist stattdessen doch wohl: "EU-Ausländer sollen dieselben Rechte wie britische Staatsbürger ... bekommen."

     

    Ausser eben -siehe oben- wiederholt (!) und schwer (!)...

    • 3G
      32795 (Profil gelöscht)
      @82732 (Profil gelöscht):

      Wohin werden straffällig gewordene Briten denn dann abgeschoben?

       

      Niederlassungsfreiheit ist einer der vier Grundfreiheiten und da gibt es keine Abschiebung. Die vier Grundfreiheiten gibt es zur zusammen oder garnicht.

       

      Wenn sich da jeder ausducht was ihm gerade gefällt, dann funktioniert es nicht.

      • 8G
        83379 (Profil gelöscht)
        @32795 (Profil gelöscht):

        Es gibt Abschiebungen und einreiseverbote inerhalb der EU, die Niederlassungsfreiheit ist für Leute gedacht die arbeiten oder Senioren die ihre (üppige) Rente im EU-ausland verkonsumieren wollen.

        Nocht für Kriminelle aber auch nicht für Arbeitslose oder anderweitig bedürftige.

        Die Briten wollen mal wieder etwas das sie bereits haben.

    • @82732 (Profil gelöscht):

      "soll ... schneller" für "null Komma null wieviel Prozent" bedeutet doch nicht: "EU-Ausländer sollen dieselben Rechte wie britische Staatsbürger ... bekommen." Muss man doch nicht erklären oder?

    • @82732 (Profil gelöscht):

      Wirtschaftskriminelle, Verkehrs-, Drogen- und Sexualkriminelle wirds sicher genug unter den Bankern und anderen Fachkräften geben, sofern man hinschaut. Und kein gesicherter Status trotz jahrzehntelanger Arbeit - indiskutabel. GB sollte Europa zu seinem Gefängnis für Steuerhinterzieher und -Flüchlinge erklären: Wer zu lange in GB arbeitet sollte EU-Status verlieren.