Pläne für das Innere des Humboldt-Forums: Wundertüte hinter Barockfassaden
Von der Zeit des Großen Kurfürsten bis zum Wissenslabor der Gegenwart Humboldt-Forum soll alles seinen Platz finden. Mit dem umstrittenen Entwurf für den Wiederaufbau des Schlosses haben sich die Politiker offenbar arrangiert.
Um die äußere Gestalt ist ausreichend öffentlich diskutiert worden, nun beginnt sich das Geheimnis ums Innere des künftigen Humboldt-Forums zu lüften: Eine Mischung aus Kultur und Wissenslabor solle es werden, von der "Kunst- und Wunderkammer" des Großen Kurfürsten bis hin zur "Wissenswelt des 21. Jahrhunderts", versprach am Montag der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Hermann Parzinger. Den umstrittenen Siegerentwurf des Italieners Franco Stella lobte Parzinger zwar, ließ zugleich aber nüchterne Töne durchklingen: Es habe bei diesem Modell schlicht am wenigsten Nachbesserungsbedarf gegeben.
"Bei Stella hat überzeugt, dass er einen großen Teil des Eosanderhofs bebauen will", erklärte Parzinger vor dem Stadtentwicklungsausschuss im Abgeordnetenhaus. Für die außereuropäischen Sammlungen der Berliner Museen sowie eine Auswahl aus den wissenschaftlichen Archiven der Humboldt-Universität und Bestände der Landesbibliothek sind 40.000 Quadratmeter Nutzfläche vorgesehen.
Das Erdgeschoss ist Wechselausstellungen zeitgenössischer, außereuropäischer Kunst vorbehalten. Zudem werden laut Stiftungsangaben einzelne Exponate der Ausstellungen im zweiten und dritten Obergeschoss gezeigt. Im Erdgeschoss wird es auch Räume für Abendveranstaltungen und Gastronomie geben. Das erste Obergeschoss ist den "Werkstätten des Wissens" vorbehalten - also Archiven der Museen, der zentralen Landesbibliothek und der Universität.
"Wir haben alle erforderlichen Raumhöhen für die Ausstellungsstücke", sagte Parzinger. "Wir sind rundum zufrieden." Der Präsident der Humboldt-Universität, Christoph Markschies, erklärte, die künftige Ausstellung der Weltkulturen im Stadtschloss werde auf "jedes Multikulti-Tamtam" verzichten. "Wir wollen kein Disneyland im Humboldt-Forum, um möglichst viele Leute zu gewinnen, sondern eine anspruchsvolle Präsentation außereuropäischer Kulturen über die Spartengrenzen von Natur- und Geisteswissenschaften hinweg", sagte er.
Franziska Eichstädt-Bohlig, Fraktionsvorsitzende der Grünen, äußerte gleichwohl Zweifel am Konzept. Sie stellte die "DIN-förmigen Ausstellungshallen" infrage und bezweifelt, dass die unterschiedlichen Nutzer so tatsächlich integriert werden könnten. Eichstädt-Bohlig forderte zudem eine schrittweise Fertigstellung der Barockfassade je nach Finanzlage - worauf Parzinger ausweichend reagierte. Denkbar sei, dass die Fassade zwar pünktlich 2013/2014 wiederhergestellt sei, der Bauschmuck aber erst nach und nach angebracht werde. Die Berliner können die künftigen Ausstellungen für das Forum vom 9. Juli an im Alten Museum begutachten.
Über die Entscheidung für Stellas Entwurf, der von vielen Seiten als mutlos und als bloße Rekonstruktion gegeißelt worden war, wurde im Ausschuss kaum noch diskutiert. Selbst Kritiker Thomas Flierl (Linke) sagte, der demokratische Beschluss müsse respektiert werden. Einzig Eichstädt-Bohlig forderte eine erneute architekturgeschichtliche Diskussion. Die Mehrheit der Berliner sieht das offenbar anders: In einer Umfrage äußerten sich 64 Prozent der Teilnehmer positiv über den Siegerentwurf.
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