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Pillendreher verurteilt

■ Imhausen-Drogenprozeß: 6 Jahre Haft für Texaner Mit Pillen ein Millionengeschäft anvisiert

Offenburg (taz) — Wegen bandenmäßigem Rauschgifthandel mit der illegalen Chemo-Droge MDMA sind die beiden US-Amerikaner Charles „Dave“ Pofahl und Morris Key gestern zu Haftstrafen von 6 Jahren und 3 Monaten bzw. 6 Jahren verurteilt worden.

Im sogenannten Imhausen-Drogenprozeß befand das Offenburger Landgericht die beiden texanischen Geschäftsmänner für schuldig, 1,35 Millionen Pillen der in der Szene unter „Cadillac“ oder „Ecstasy“ bekannten Droge (Schwarzmarktwert 20 D-Mark pro Pille) mit Hilfe der Lahrer Skandalfirma Imhausen- Chemie hergestellt und einen Teil davon in Westeuropa abgesetzt zu haben. Gegen die mitangeklagten leitenden Imhausen-Angestellten, den Prokuristen Ingo Graefe und den Chemiker Jean-Marie Grunenwald verhängte das Gericht lediglich Geldstrafen in Höhe von 3.600 bzw. 9.000 D-Mark — wegen Veräußern und Herstellen der Drogensubstanz MDMA.

Die Richter räumten den Imhausen-Mitarbeitern strafmildernd fahrlässiges Handeln ein: Diese hatten behauptet, von einem MDMA-Verbot nichts gewußt zu haben. Das Verfahren gegen den ebenfalls beteiligten früheren Imhausen-Geschäftsführer Hans-Joachim Renner steht noch aus.

Mit der fabrikmäßigen Herstellung des bislang meist in Laborklitschen hergestellten synthetischen Speeds hatte das Quartett „eine neue Dimension im Drogenhandel“ (so Staatsanwalt Valendor) eröffnet: Angezettelt von den Texanern, die zuvor bereits mit zwei Millionen MDMA-Drops aus Guatemala den Rauschgift-Markt in den USA beliefert und den Grundstoff PMK bereits aus Lahr bezogen hatten, stieg man bei Imhausen 1988 auf die Produktion des fertigen Endprodukts MDMA um.

170 Kilo wurden geliefert, weitere 660 Kilo waren bestellt. Bei der Firma Astrapin zu Pillen gedreht, sollte mit dem halluzinogenen Stoff der europäische Markt aufgerollt werden — mit anvisierten 6 Mio. Tabletten im Jahr ein Millionengeschäft.

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