: Philips-Rüstungsreste gehen an DST
■ Hamburger Konzern griff Ex-Managern finanziell „unter die Arme“ / Spätere Zusammen- legung mit den marinetechnischen Resten aus der Daimler/MBB-Fusion möglich
Berlin (taz) - Auch der bundesdeutsche Teil der Philips -Wehrtechnik hat nun neue Besitzer. Die beiden Werke in Bremen und Kiel mit ihren insgesamt 1.000 Beschäftigten, die bislang den Philips-Unternehmensbereich Systeme und Sondertechnik (PST) bildeten, wurden von der Neugründung „Deutsche Systemtechnik“ (DST) in Bremen übernommen. Deren Eigentümer, Bruno Jacobi und Hans-Jörg Zobel, waren zuvor Verwaltungs- bzw. Vertriebschef der PST.
Über Preis und Finanzierung wurde bislang nichts bekanntgegeben. Nach Informationen aus der Geschäftsleitung der Philips GmbH in Hamburg wurde den beiden Ex-Managern jedoch von Philips finanziell „unter die Arme gegriffen“. Horst Wesemann, Ex-Arbeitnehmervertreter im Philips -Aufsichtsrat, vermutet gar, „daß es sich um einen Überbrückungskredit oder ein Darlehen gehandelt haben könnte“.
Die Branche hat mit Kopfschütteln auf das Unterfangen reagiert. Bei schrumpfendem Rüstungsmarkt beträgt der Wehrtechnik-Anteil bei der DST bis zu 85 Prozent. Hergestellt werden u.a. Nachtsichtgeräte, Zünderelektronik für Seeminen, Kommunikationssysteme für Schiffe und Gefechtsfeldsimulatoren. DST-Großkunde ist die Bundesmarine.
Wie lange bleibt die neue Firma dann selbständig? Marketing -Chef Franz Kunz räumte gegenüber der taz ein, daß die DST schon jetzt ein „Interesse an einer Beteiligung“ durch die „Systemtechnik Nord“ habe. In dieser Firma sollen die norddeutsche Marinetechnikfirmen zusammengefaßt werden, die Daimler nach der Ministerauflage zur Daimler/MBB-Fusion verkaufen muß. „Als Gerücht wurde das auch schon an das Amt herangetragen“, sagte ein Sprecher des Bundeskartellamts zur Fusions-Perspektive.
Unsicher ist auch, ob die „Systemtechnik Nord“ überhaupt zustandekommt. Die Daimler-Tochter Dasa ziehe bereits Aufträge und Personal aus den zum Verkauf stehenden Werken ab, klagen Betriebsräte. Prompt scheiterten die Verhandlungen zwischen Daimler und dem von Krupp geleiteten Käuferkonsortium über den Preis für die „leere Hülse“, so ein Insider. Finden aber dann die DST-Manager Jacobi und Zobel keinen Beteiligungswilligen, kann es für sie und die Beschäftigten schnell sehr eng werden.
diba
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