: Pflegeeltern werden kaltgestellt
betr.: „Kein Geld für Pflegekinder“, taz vom 6. 4. 05
Euer Beitrag kommt zur richtigen Zeit. Raffiniert eingefädelt und in die Änderung einer Ausführungsvorschrift eingebunden, sollen die schwer traumatisierten Kinder in die unter Kinderschwund leidenden heilpädagogischen Heime umgeleitet werden. In verschleiernde Begriffe verpackt, wurde bisher die Öffentlichkeit getäuscht, selbst Politiker haben Schwierigkeiten zu kapieren, was Senator Böger und sein Staatssekretär Härtel vorhaben.
Über die nächsten Jahre verteilt werden dem Berliner Steuerzahler bei 1.250 Kindern bis zu 69 Millionen Euro Mehrkosten pro Jahr entstehen. Die Lobbyisten der Heime in den Jugendausschüssen sollen bedient werden. Heime bieten Beziehungen an, aber nur Pflegefamilien können die heilenden dauerhaften dualen Bindungen aufbauen. Den Pädagogen und Politikern aus dem Heimsektor ist dies scheinbar „scheißegal“. Einige Pflegeeltern verlassen aus diesem Grunde Berlin, begeben sich in Therapien oder sind hochgradig selbstmordgefährdet. Sie reagieren halt wie normale Eltern, denen die Familien zerstört werden und die keinen anderen Ausweg sehen.
Böger und andere glauben, dass man die Pflegeeltern still und leise kaltstellen kann. Sabine Christiansen sagt für die Kinder in Sri Lanka: „Wir werden dafür sorgen, dass die Waisenkinder nicht in Heime gesteckt werden, sondern an liebevolle Pflegefamilien vermittelt … werden.“ Warum soll den schwerbehinderten Berliner Kindern diese Möglichkeit genommen werden? Ich möchte euch für diesen Artikel im Namen der schwer traumatisierten und behinderten Kinder und Pflegefamilien danken. Der Kampf für diese Kinder und Familien geht zusammen mit dem AktivVerbund Berlin Pflegeeltern für Pflegekinder weiter. JOACHIM JETSCHMANN, Berlin
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