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Pfarrer über interkulturelles ProgrammSchwulsein braucht Zeit

Bad Säckingen möchte einen Film über die Liebe eines Palästinensers zu einem Israeli nicht zeigen. Warum? Gemeindepfarrer Oelschlegel erklärt es.

Bad Säckinger Idyll Foto: imago/Westend61
Interview von Yannick Ramsel

Der Film „Out in the Dark“ handelt von der Liebe zwischen einem Israeli und einem Palästinenser. Der Kulturbeirat um den evangelischen Gemeindepfarrer Winfried Oelschlegel, 63, möchte den Film bei der interkulturellen Woche im baden-württembergischen Bad Säckingen aber nicht zeigen.

taz: Herr Oelschlegel, im Baden-Württembergischen Bad Säckingen findet gerade die interkulturelle Woche statt. Der Film „Out in the Dark“ ist kurzfristig aus dem Programm geflogen. Er handelt von der Liebe zwischen einem Palästinenser und einem Israeli. Was ist passiert?

Winfried Oelschlegel: Der Vorschlag, diesen Film zu zeigen, kam sehr kurzfristig. Der multikulturelle Beirat in Bad Säckingen hatte die interkulturelle Woche über ein halbes Jahr vorbereitet. Die Aufgabe des Jugendhauses war es, einen Film vorzuschlagen. Das passierte allerdings erst kurz vor der Sommerpause, der Film ist dann auch erstmal ins Programm gerutscht. Wir haben aber keine Gelegenheit mehr gefunden, ihn anzuschauen, um uns eine Meinung zu bilden und zu fragen: „Passt er zur Veranstaltung?“. Am Ende hat der multikulturelle Beirat entschieden, ihn nicht zu zeigen.

Das Motto lautet „Vielfalt statt Einfalt“. Passt doch ganz gut, oder?

Unser Jugendhaus ist sehr engagiert in Bezug auf aktuelle Fragen wie zum Beispiel Fremdenfeindlichkeit oder Homosexualität. Das war aber wirklich zu kurzfristig. Der Inhalt hat damit gar nichts zu tun, denn auch in unserer Provinz wird Homosexualität ernsthaft und offen diskutiert.

Bad Säckingen hat 17.000 Einwohner. Stehen kleinere Kommunen vor anderen Herausforderungen als große Städte, wenn es um Themen geht, die Minderheiten betreffen?

Im Interview: Winfried Oelschlegel

63, ist evangelischer Gemeindepfarrer in Bad Säckingen und Mitglied im multikulturellen Beirat.

Nein, die sind ähnlich, aber in kleinerem Maßstab. In Bad Säckingen leben Menschen aus über 90 Ländern, auch rund 500 Flüchtlinge. Viele von ihnen kommen ins Gemeindehaus, ins Café International. Auch zur muslimischen Gemeinde gibt es eine gute Beziehung. Bei uns ist es anders als in großen Städten, oder an manchen Orten im Osten, wo es Probleme von Rechts gibt.

Wie stehen die Chancen, dass bei der nächsten Interkulturellen Woche ein Film übers Schwulsein gezeigt wird?

Ich bin dafür! Das Thema ist virulent. Ich habe dem Jugendhaus angeboten, den Film schnellstmöglich auf einer Informationsveranstaltung zu zeigen, gern auch im evangelischen Gemeindehaus. Bis zur nächsten Interkulturellen Woche sollten wir nicht warten.

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1 Kommentar

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  • Schwules Pärchen, Israeli und Palästinenser. Naja, bisschen dünn aufgetragen, da wäre noch mehr gegangen: Der Israeli könnte z.B., wie sich im Verlauf der Geschichte herausstellen könnte und was er bis dahin selbst nicht wusste, Enkel eines SS-Offiziers sein, der später als GSG9-Mitglied den Onkel des Palästinensers, welcher an der Entführung der Landshut beteiligt war, erschossen hat. Daraus ergibt sich ein Konflikt zwischen den beiden, eine Menge überemotionales Gekeife, viel dramaturgischer Spielraum, um "Scheiße!!!" und "Arschloch!!!" zu brüllen. Schließlich taucht überraschend eine Bekanntschaft aus der Vergangenheit eines der beiden Männer auf: Die Hebamme, die den Palästinenser in den Wirren eines Luftangriffs auf Gaza entbunden hat und die ihm erzählt, dass seine Mutter, die als bei der Geburt gestorben galt, in Wirklichkeit geflüchtet ist - nach Tel Aviv! Nun beginnt eine hektische Suche, bei der die beiden Männer wieder zueinander finden und die auf dem Friedhof endet, wo sie das Grab der Mutter entdecken, die kurz nach ihrer Flucht Opfer eines tragischen Verkehrsunfalls wurde, doch wie sich später herausstellt, in Wirklichkeit bei einem spektakulären Entführungsfall in Jordanien, der damals in allen Zeitungen stand, umkam und davor lange Zeit in direkter Nähe des palästinensischen Mannes lebte, wo sie sich als seine Nachbarin ausgab, ohne sich zu erkennen zu geben. Der palästinensische Mann fällt daraufhin in Depressionen und Flashbacks und die Beziehung steht erneut auf der Kippe. Die Abschlußszene spielt am abendlichen Strand von Tel Aviv: Man sieht im Vordergrund den Palästinser langsam gehen, Tränen laufen über sein Gesicht. Im Hintergrund, nur schemenhaft erkennbar der Israeli, bleibt stehen, dann wendet er sich dem Meer zu. Ausblende, Musik, Abspann.