: Peters in Kampflaune
In der kommenden Tarifrunde fordert die IG Metall vier Prozent mehr Lohn. Längere Arbeitszeiten lehnt sie ab
BERLIN taz ■ Die IG Metall geht mit einer Forderung von vier Prozent mehr Lohn in die anstehende Tarifrunde für die 3,5 Millionen Beschäftigten der Metall- und Elektrobranche. Das beschloss die Gewerkschaftsspitze gestern in Frankfurt am Main. Der Vorstand folgte damit erwartungsgemäß den Beschlüssen der sieben Gewerkschaftsbezirke. Eine Erhöhung der Arbeitszeit lehnen die Metaller ab.
IG-Metall-Chef Jürgen Peters warnte die Arbeitgeber davor, „mit Forderungen nach Arbeitszeitverlängerungen die Tarifrunde auf Konfliktkurs zu bringen“. Höhere Arbeitszeiten seien kontraproduktiv, weil sie sofort die Zahl der Arbeitslosen in die Höhe treiben würden. Die IG Metall strebt „eine reine Entgeltrunde“ an, sagte Peters.
Die anstehenden Verhandlungen stehen auch unter dem Eindruck der Streikniederlage der IG Metall um die Einführung der 35-Stunden-Woche in Ostdeutschland. IG-Metall-Vizechef Berthold Huber räumte ein, dass dieser Konflikt der Gewerkschaft „noch in den Knochen“ stecke. Niemand solle aber darauf spekulieren, dass die IG Metall „nicht mehr handlungsfähig“ sei, sagte Huber der Süddeutschen Zeitung. „Wir sind streikfähig, da sollte sich besser niemand vertun.“
Der Arbeitgeberverband Gesamtmetall hat gestern dagegen erneut erklärt, die betriebliche Arbeitszeit zum Thema der Tarifrunde machen zu wollen. Die Betriebe bräuchten größere Gestaltungsspielräume, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu steigern, sagte Gesamtmetall-Präsident Martin Kannegiesser in Berlin. Andernfalls drohe ein Verlagerungsschub nach Osteuropa. Den Betrieben soll demnach erlaubt werden, durch freiwillige Vereinbarungen die Arbeitszeit zwischen 35 und 40 Stunden festzulegen. Die Lohnforderung der IG Metall lehnte Kannegiesser ab: „Diese Forderung wird der Problemlage unserer Branche in keinster Weise gerecht.“
Erschwert wird die Auseinandersetzung durch den Entgelt-Rahmentarifvertrag (ERA), der die Angleichung der Löhne und Gehälter von Arbeitern und Angestellten vorsieht. Die IG Metall hat sich verpflichtet, diese Reform mitzufinanzieren. Deshalb muss die Gewerkschaft einen Teil des Volumens aus der anstehenden Tarifrunde (1,39 Prozent) noch einbringen.
Unterschiedliche Vorstellungen gibt es bei der Laufzeit des Tarifvertrags: Die Arbeitgeber verlangen einen zweistufigen Abschluss über 24 Monate, die IG Metall strebt eine Laufzeit von einem Jahr an. Die ersten Verhandlungstermine sind für 15. Dezember angesetzt, darunter auch im traditionellen Pilotbezirk Baden-Württemberg. Der Tarifvertrag läuft zum 31. Dezember aus, die Friedenspflicht endet am 28. Januar 2004. Danach darf gestreikt werden. THILO KNOTT