■ Urdrüs wahre Kolumne: Peterchens Mondfahrt
Kein Kreativkreis volkshochschulkursgebildeter Keramikerinnen und kein Kindergarten, wo nicht in diesen voreiligen Tagen zum Adventsbasar gerufen wird. Wenn aber für eine derartige Veranstaltung angeboten wird: „Sie können Ihre Kinder gegen eine Betreuungsspende abgeben“, dann geht das bei allem Verständnis für vorweihnachtlichen Stress mit den Pokemon-Trainern und Oililly-Kids dieser Welt etwas zu weit: Der gute Zweck kann doch nicht jedes Mittel heiligen! Am Ende fallen die da oder dort eingelieferten Kurzen bald noch unter die Pfandpflicht ...
Hat dieser Hermann-Böse-Pauker nun seine ihm zwangsweise ausgelieferte Kundschaft beleidigt, getriezt oder gar sexuell herabgewürdigt? Angesichts der widersprüchlichen Aussagen wird sich das wohl kaum bis ins Letzte klären lassen, solange sich nicht Miss Marple persönlich dieser Sache annimmt. Festhalten aber wollen wir, dass jedwede Offensive gegen diesen Pädagogen ohnehin gerechtfertigt ist: Er ist Turnlehrer, das reicht als Schuld allemal aus, um solche gemeingefährlichen Varianten des Schleifers in Friedenszeiten davon abzuhalten, die Kurzen über den höhenverstellbaren Bock zu quälen oder mit anderen Trimmtechnologien aus der Schwarzen Pädagogik des Turnvaters Jahn zu demütigen (siehe Sure 25 aus dem Buch UrDrü). Der Kinder wegen: Schluss damit!
Der arme afrikanische Irre, der von den Schergen des Innensenators auf dem Luftweg ins Elend verklappt wurde, ist mir dieser Tage im Traum erschienen und warnte seine Peiniger, ihren Weihnachtsbraten zu vertilgen: Sie würden daran ersticken. Und das täte ihm leid. Ihm. Schön immerhin, dass die hiesigen Sozis sich wenigstens gegen die Abschiebung des nigerianischen Flüchtlings Akubuo wenden wollen, nachdem die bremische Innenbehörde ihre Büttel im Zuge der Amtshilfe für die national befreite Skinhead-Zone Meck-Pomm zu seiner Festnahme auf hanseatisch-menschenrechtlerischem Boden aufmarschieren liess. Schwarze dorthin zu verschieben, ist allerdings fast schon Prügelstrafe oder schlimmeres nach dem Prinzip des Zufallsgenerators.
„Shop around the clock“ bei der Jungen Union. In ihrer Verachtung für das krampfadergeplagte Proletariat gehen die Schnösel der Christenunion jetzt also wirklich so weit, ihren Wunsch nach Sklavendiensten rund um die Uhr unter dieser Witzigkeits-Parole mit fürchterbar spaßigem Straßentheater gegen die Ladenschlußregelungen in der Fußgängerzone zu propagieren: „Viele EU-Nachbarländer amüsieren sich über dieses kundenfeindliche deutsche Gesetz“, nölt Krischan, der Anführer dieser menschenfeindlichen Jugendbande. Soll gefälligst Strohsterne basteln oder Krippenfiguren aus Kaugummi kneten, statt anderen Leuten den Feierabend zu verderben, dieser, dieser ... Kreisvorsteher.
Was er sich denn so im Nikolausstiefel wünsche, will ich dieser Tage von einem achtjährigen Knaben wissen und erfahre prompt: „zwei Putschis“. Der Erläuterung per Prospekt entnehme ich, dass „Poo-Chi“ ein hundeähnlicher Miniroboter ist, der über Infrarot-Sensoren mit Artgenossen kommunizieren kann und beispielsweise durch im Display aufblinkende Herzchen Zuneigung signalisiert. Batterien im Verkaufspreis nicht eingeschlossen, aber für Elterntiere mit ökologischem Gewissen vermutlich auch wiederaufladbar zu bekommen. Menschen mit Gewissen aber empfehle ich „Holt den Hammer!“, wenn so ein emotional verderbtes Stück Compjuterschrott dem Nachwuchs vom böhsen Onkel zum Einschmeicheln geschenkt wird. Und bitte um das Zurück in eine Zeit, da Teddybär und Puppe und selbst gefährliche Plastikmonster noch mit Hilfe ihrer Besitzer ohne Power-Akku kommunizierten. Und nachts ging es im Kinderzimmer in der Spielzeugwelt unter all diesen Wesenheiten auch dann hoch her, wenn Peterchen gerade auf Mondfahrt war. Erinnert sich noch ziemlich genau
Ulrich „Sumsemann“
Reineking
P.S.: „Der Whiskymixer mixt den Whisky im Whiskymixer. Im Whiskymixer mixt der Whiskymixer den Whisky.“ Alle kleinen Wixer, die das Zeug zum Radiostar in sich spüren wollen, bittet RADIO WIR von hier mit diesem Spruch am morgigen Samstag, um 11 Uhr, zum Roland-Center zwecks Audition und Casting. Üben, üben, üben. Wäre das nix für Brigitte Dreyer?
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