: Perus Guerilla griff Präsidentenpalast an
■ Eine Granate der maoistischen Untergrundorganisation verfehlte ihr Ziel, den Amtssitz von Präsident Alan Carcia / 220 Festnahmen bei einer Razzia in der Innenstadt von Lima / Guerilla erschießt vier Bauernführer nach Verurteilung durch ein „Volksgericht“
Lima (ap/dpa/afp/taz) - Der Präsidentenpalast in der peruanischen Hauptstadt Lima war am Wochenende Ziel eines mißlungenen Anschlags der maoistischen Guerilla „Sendero Luminoso“ (“Leuchtender Pfad“). Wie die Regierungszeitung „La Cronica“ berichtete, feuerten vier Rebellen von einem dem Palast gegenüberliegenden Gebäude aus eine Granate auf den Amtssitz von Präsident Alan Garcia ab. Das Geschoß habe jedoch das Ziel verfehlt und sei zwischen dem Palast und der Kathedrale von Lima detoniert. Bei einem anschließenden Feuergefecht zwischen Sicherheitskräften und Guerilleros sei ein Polizist getötet worden, berichtete das Blatt weiter. Den Rebellen, zwei Männern und zwei Frauen, sei die Flucht gelungen. Der Regierungszeitung zufolge hatten sich die Guerilleros mit Waffengewalt Zutritt zu einer Wohnung im zweiten Stock des dem Palast gegenüberliegenden Hauses verschafft. In der Wohnung sei gerade eine Party gefeiert worden. Gastgeber und Gäste seien von den Rebellen, die sich als Mitglieder des „Sendero Luminoso“ bezeichnet hätten, gefangengenommen worden. Die Guerilleros hätten offenbar vier weitere Granaten abfeuern wollen, jedoch die Flucht ergriffen, nachdem es den Geiseln gelungen sei, von einem Fenster aus um Hilfe zu rufen. Auf der Straße sei es dann zu dem Schußwechsel mit mehreren Polizisten gekommen. Im Verlauf des Sonntags nahm die Polizei bei einer Razzia in der Innenstadt von Lima mindestens 220 Menschen fest. Die Festnahmen sind offensichtlich eine Reak tion auf das mißlungene Attentat und auf Bombenanschläge gegen fünf Lokale der regierenden (sozialdemokratischen) APRA–Partei am Samstag, deren Urheberschaft die linksnationalistische Guerilla „Tupac Amaru“ beansprucht, die seit 1984 im Land operiert. Seit der „Sendero Luminoso“ 1980 der Regierung in Lima den Krieg erklärt hat, sind im peruanischen Hochland Tausende von Kleinbauern ermordet worden oder einfach „verschwunden“, weil sie die Armee der Sympathie mit dem „Sendero“ verdächtigte. Doch auch die Guerilla hat Hunderte von Bauern als angebliche Spitzel und Kollaborateure der Armee „hingerichtet“, oft vor versammelter Dorfgemeinschaft. In der vergangenen Woche wurden - nach Angaben der Behörden in Lima - in der Ortschaft Santa Rosa in der Andenprovinz Ayacucho, vier Bauernführer, die bei einem „Volksgericht“ der Zusammenarbeit mit den Sicherheitsbehörden beschuldigt wurden, von einem Guerillakommando erschossen.
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