Personenführung #135: Christine Stöckel: Brückenbauerin ins Leichte

Seit drei Jahren ist sie Online-Redakteurin bei der taz. Jetzt schreibt sie in leichter Sprache: Christine Stöckel.

Bild: Fabian Frost

von THILO ADAM

Christine Stöckel ist Übersetzerin. Von der Sprache, die sie beherrscht, dürften allerdings viele noch nicht mal gehört haben: Leichte Sprache. Rund um die Bundestagswahl ist eine Auswahl an taz-Texten auch in leichten Versionen verfügbar.

„Damit auch Menschen mit Lernschwierigkeiten sich über Politik informieren können“, sagt Christine Stöckel. Sie hat das Projekt initiiert, dabei ist auch ihr erster Kontakt zur Leichten Sprache nicht lange her, die Begeisterung für die Idee wuchs aber schnell. Bei einer Recherche zur Bonner Ausstellung TOUCHDOWN von und über Menschen mit Down-Syndrom vergangenes Jahre ist sie zum ersten mal auf die kurzen Sätze gestoßen.

Schwieriges Leichtsein

„Ich hatte das vorher noch nie gesehen“ sagt die Medienwissenschaftlerin, „ich dachte aber gleich: das passt total gut zur taz“. Dann ging die Arbeit los. Das Netzwerk Leichte Sprache gibt ein umfassendes Regelwerk heraus, das neben Sprachregeln auch Empfehlungen zu Typographie und Mediengebrauch umfasst. Übersetzungen werden von Prüfgruppen aus Betroffenen gegengecheckt. Christine Stöckel hat das alles für die taz organisiert.

„Zum Glück hatten wir etwas Zeit von der Idee bis zum Wahlkampf“, sagt sie, denn leichte Sprache zu schreiben, kann ganz schön schwer sein: „Das Prinzip wurde bisher vor allem für Anleitungen genutzt“, sagt Christine, „journalistische Texte funktionieren anders“. Besonders ständige Zeitsprünge und direkte Rede erschwerten die Übersetzungsarbeit, sagt die gebürtige Niedersächsin, „aber langsam bin ich so richtig reingekommen“. Sie würde gerne weiter übersetzen, auch nach der Bundestagswahl.

Als Online-Redakteurin ist Christine Stöckel seit drei Jahren bei der taz – auch das gern: „Ich hab viel gelernt. Hier ist jede Frage irgendwie okay, auch, wenn sie einem selbst nicht so clever vorkommt.“ Vor lauter Arbeit, kommt allerdings ihr Garten zu kurz: „Ich fahr gar nicht mehr hin, weil's so peinlich ist, wie der mittlerweile aussehen muss.“ Für ihre zweite Leidenschaft, Film, nimmt sie sich aber die Zeit – und hofft, bald auch das Herzensthema barrierefreie Sprache damit verbinden zu können: „Vielleicht kann man bei Filmkritiken auch mal Untertitel oder Audiodeskriptionen berücksichtigen“.