HAMBURGER SZENE VON AMADEUS ULRICH : Pech im Unglück
Der Schnee ist überall. Füße, Mütze, Gesicht: alles nass. Doch tapfer stapfe ich durchs Gestöber, immer Richtung Bezirksamt Stellingen. Als ich da bin, kommen mir zwei junge Männer entgegen und brüllen: „Is’ zu!“ Dort, wo wohl einst jemand vom Amt gesessen haben muss, hängt ein Zettel: „Das Kundenzentrum gibt es nicht mehr!“
Blöd. Ich latsche zur S-Bahn, sehe inzwischen aus wie ein Schneemann, fahre zum Hauptbahnhof zum Bezirksamt Mitte. Kostet mich eine halbe Stunde. Noch bin ich entspannt. Kann ja mal vorkommen, dass man vor verschlossenen Türen steht. Am Bahnhof geht alles recht zügig. Ich warte nur eine Stunde, bis ich dran bin, der Kaffee ist zumindest warm. „Ein Glück, bald Feierabend“, flötet die Dame vor mir. Ich grinse gequält.
Dann möchte ich noch zum Arzt, ich hatte mir extra vorher einen gut bewerteten im Internet gesucht: Fünf Sterne, kaum Wartezeit, Herr Doktor sei nett. Ich steige in den Bus, fahre nochmals eine halbe Stunde an den, Pardon, Arsch der Heide. Kaum angekommen, kämpfe ich mich durch 30 Zentimeter hohe Schneeberge, versinke mit meinen Schuhen, meine Mütze ist ein feuchter Lappen, meine Nase ein Eiszapfen, doch gleich bin ich da, nur noch ein paar Meter, inzwischen bin ich recht gereizt, und dann hängt an dieser vermaledeiten Tür des Arztes tatsächlich dieser Zettel: „Wir machen Ferien!“
Warum bin ich heute eigentlich aufgestanden?