■ Kommentar: Peanuts gesucht
Den Banken allein ist es nicht anzulasten, daß kreative Ideen zur wirtschaftlichen Selbstbestimmung zwischen Aktendeckeln verstauben oder in der Telefonleitung ein schnelles Begräbnis erfahren. Zwar stehen Banken hierzulande ungewöhnlichen Ideen so aufgeschlossen gegenüber wie ein Fleischfresser einer vegetarischen Mahlzeit. Zwar können viele SozialhilfempfängerInnen nicht mal mehr ein Giro-Guthaben-Konto eröffnen, weil die Geldinstitute das nicht lukrativ finden. Zwar gab es die „Peanuts“ für Jürgen Schneider. Doch wer will sich im postsozialistischen Zeitalter über soziale Kälte und Profitorientierung von Kreditinstituten wundern?
Viel erstaunlicher ist, daß Lücken und Mißstände selten von Staats wegen mit kreativen Neuerungen aufgefangen werden. Nicht nur weil es an Geld, sondern vor allem, weil es an Mut und Ideen mangelt. Warum muß eigentlich jede Innovation aus den Niederlanden, Skandinavien oder den USA kommen? Ob es Hamburger Drogenpolitik (Methadon, Druckräume), Hamburger Arbeitsmarktpolitik (staatliche Zeitarbeitsvermittlung für Arbeitslose), die Behandlung von psychisch gestörten Sexualstraftätern oder alternativer Strafvollzug ist; fast immer stammt die Idee von anderswo.
Immerhin muß man den EntscheidungsträgerInnen zugute halten, daß sie die ausländische Entwicklungshilfe in Anspruch nehmen. Erst wenn eine Neuerung jenseits der Grenzen ausprobiert wurde, wenn mehrere Gutachten und ein mehrjähriger Erfahrungsbericht vorliegen, dann, ja dann könnte man es eventuell auch hier probieren.
Silke Mertins
Siehe Bericht unten
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