■ Paukbuch: Broken English für Refresher: „Have I come too soon?“
Berlin (taz) – „Nach der Erfahrung des Verfassers werden noch im Abitur primitive Fehler aller Art gemacht“, schreibt Hans Lobentanzer im Vorwort seines Hilfe-zur-Selbsthilfe-Bandes „Jeder sein eigener Englischlehrer“ (Ehrenwirth-Verlag München 1992).
Mit dem Anspruch „Dieses Paukbuch will eine Wiederholungsgrammatik und ein Refresher Course sein“ mixt der Autor einen bunten Cocktail von 2.000 Sätzen in Übungen und Lösungen. Er versteht sein Werk als „Hilfe zur Fehlervermeidung in Grammatik und Wortschatz“. Dabei „sollten nur die am häufigsten sprudelnden Fehlerquellen verstopft werden“. Soweit Lobentanzers bescheidenes Ziel.
Seine deutschen Übungssätze kommen geradewegs aus der Mitte des deutschen Alltagslebens daher und sind deshalb immer auf der Höhe unserer Zeit. Sie zeichnen sich durch großartige Schlichtheit aus und sind damit für jedermann/ frau binnen Sekunden zu erfassen. Einige beliebige Beispiele: „Der Beweis für den Pudding besteht darin, daß man ihn ißt.“ „Schau hin! Dort geht ein Elefant.“ „Natürlich will jedes Mädchen geküßt werden, wenn es nachts mit einem Jungen in den Park geht.“ „Jeder sollte stillstehen, während die Nationalhymne gespielt wird.“ „Nehmen wir an, ein böser Mann greift dich an. Wirst du davonlaufen?“
Gelegentlich schleichen sich Zweifel ob Lobentanzers richtiger Deutschkenntnisse ein. Kostproben: „Soweit ich weiß, laufen in Deutschland etwa 40 Millionen Autos.“ (Wo laufen sie denn, Hans?) „Bevor ich heimging, trank ich eine Halbe Bier im Pub“ (eine Halbe Bier?)
Lassen schon die netten deutschen Übungssätzchen gewisse Rückschlüsse zu auf Ei-Kju und geistige Reife des Verfassers, so entpuppen sich seine englischen „Lösungssätze“ als sprudelnder Quell von broken english und übersetzungsmäßiger Fettnäpfchen. Warnung! Weiterlesen nur für Freunde des englischen Humors, Besitzer des großen Anglikanums und native speakers! Los geht's auf den Spuren unseres Altbundespräsidenten Heinrich – „Equal goes it loose!“ – Lübke.
„Have I come too soon?“ („Bin ich zu früh gekommen?“!) fragt sich der Autor – und meint dabei keineswegs die ejaculatio praecox! „Kauftest du jemals einen Roman von Hemingway?“ übersetzt Lobentanzers Hans mit „Have you ever bought a novel of Hemingway's ?“ (correctly ist Hemingway ohne s). Unser Sprachdompteur war definitely too often in postmodernen Kneipen à la Hemingway's oder Boutiquen a la Fred's!
„Austauschschüler sollten sich bemühen, gute Botschafter ihres Landes zu sein“ („Exchange students should endeavour to be good messengers of their country“). Richtig ist „representatives“ statt „messengers“ (Hans hat wohl zuviel von Fahrradkurieren geträumt!). Auch des american english ist Hans nur unvollkommen mächtig: „I'm going to leave/amerik.: I gonna leave right now“ (richtige Lösung: „I'm gonna...“). Noch auf Seite 79 atmet Hans durch: „Kannst du dir vorstellen, wie froh ich bin? Das Meisterwerk ist fertig.“ („Can you imagine how glad I am ? The masterwork is finished.“) English correctness ist „masterpiece“. Zwei Seiten später fällt er sich selbst ins Kreuz: „Meine Meinung ist: Man sollte das Projekt nochmals ganz von vorne anfangen.“
Doch sein masterwork ist bereits in der 3. verbesserten Auflage erschienen! „Du muß mehr arbeiten; sonst wird aus dir nichts“ (Übungssatz zum modalen Hilfsverb „must“), lieber Hans, sonst würdest du nicht solchen Lübke- Schrott fabrizieren: „You must work more; otherwise nothing becomes of you.“ Günter Ermlich
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen