■ Pater Leppich †: Tauchsieder erkaltet
Münster (dpa) –Jesuitenpater Johannes Leppich, wegen seiner Wortgewalt als „Maschinengewehr Gottes“ oder „Hammer Gottes“ charakterisiert, ist gestern 77jährig in Münster gestorben. Über sich und seine Krankheit hatte der Heißsporn geschimpft: „Bei dem alten Esel kracht es in allen Fugen.“ Zeitlebens wollte Leppich den „religiösen Tauchsieder in dieses eiskalte Jahrhundert stecken“. 1948 hatte er, der immer wieder Eisabahnwaggons voller Spenden und Millionen von Mark für Bedürftige zusammenbrachte, seinen ersten Großauftritt in einem Essener Zirkus. In den 50er Jahren verschaffte er sich den Ruf eines modernen Propheten und geißelte auf Massenveranstaltungen und in Straßenpredigten Mißstände der Wohlstandsgesellschaft. Ein Herzinfarkt zwang ihn 1971 zum Rückzug aus der großen Öffentlichkeit. Seine Aktivität verlegte er auf den „Nahkampf“, wie er es nannte, in die Arbeit im kleinen Kreis, bei der er „den Leuten in die Augen sehen“ konnte. Bisweilen gab er Zeitungsanzeigen „für Nicht- Fromme“ auf. Etwa diese: „Religiöser Wackelkontakt? – Wer hat noch Zeit zum Zuhören und Antworten? Pater Leppich ... ist persönlich am Telefon zu erreichen.“ Viele seiner Aussprüche wurden berühmt. Für Leppich war das „Evangelium nun einmal kein Schlafmittel, sondern Dynamit“, die Bibel kein „Berieselungsbuch für blutarme Typen“. Er sprach von „Ewigkeitsnieten“, „christlichen Etappenspießern“, „religiösen Blindschleichen“, „Limonadenchristen“, vom „verdammten Katholizismus auf Sparflamme“.
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