Parteien: Heilige Johanna des Schlachthofs

Der Vorsitzende des zerstrittenen CDU in Brandenburg tritt ab - jetzt soll Kultus- und Wissenschaftsministerin Johanna Wanka die Partei bei den Landtagswahlen 2009 zum Erfolg führen.

Johanna Wanke (l.) soll es für die CDU Brandenburg richten Bild: dpa

Ein neues Gesicht an der Spitze soll es richten: Johanna Wanka übernimmt den zerstrittenen CDU-Landesverband Brandenburg.

"Wir wollen 2009 ein gutes Wahlergebnis. Wir wollen stark sein, und wir wollen regieren", sagte sie am Montag in Potsdam. Zuvor war Ulrich Junghanns als Landesvorsitzender nach nur 21 Monaten im Amt zurückgetreten. Er begründete das mit dem schlechten Zustand der Partei und dem miesen Ergebnis der Kommunalwahl vor drei Wochen. Die CDU war um 8 Prozentpunkte abgestürzt und mit 19,8 Prozent der Stimmen nur auf Platz drei hinter der SPD und der Linkspartei gelandet.Vor fünf Jahren war sie noch stärkste kommunalpolitische Kraft geworden.

Wanka soll in der Mitte der kommenden Woche zur amtierenden Landesvorsitzenden bestimmt werden, wie ein Parteisprecher sagte. Gewählt werden soll sie erst auf dem nächsten Parteitag am 17. Januar 2009.

Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) erwartet positive Auswirkungen auf die große Koalition, in der Wanka als Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur mitregiert. Wenn der Führungswechsel helfe, den Koalitionspartner CDU insgesamt zu stabilisieren, dann sei das gut so, sagte Platzeck dem RBB-Inforadio. Wanka will auch das Amt des stellvertretenden Ministerpräsidenten von Junghanns übernehmen, der weiter Wirtschaftsminister bleiben soll.

Der frühere langjährige CDU-Landeschef Jörg Schönbohm zeigte sich über den Führungswechsel froh. Er rechne sowohl Junghanns als auch Wanka ihre jeweiligen persönlichen Entscheidungen hoch an, sagte Schönbohm. Jetzt hätten alle in der Partei die Pflicht, die neue Führung zu unterstützen.

Auch der Grünen-Landesvorsitzende Axel Vogel begrüßte den Rückzug von Junghanns. Das lasse hoffen, dass "alte Kader der Blockflöten-CDU und ehemalige Funktionäre der Bauernpartei dort bald zu Auslaufmodellen werden". Vogel spielte damit darauf an, dass Junghanns in der DDR Funktionär der Bauernpartei war, zuletzt als amtierender Vorsitzender.In der Brandenburger CDU waren nach dem Rückzug des konservativen Vorsitzenden Jörg Schönbohm Ende des Jahres 2006 wieder die Grabenkämpfe der Neunzigerjahre ausgebrochen. Monatelang hatten sich die Lager um den damaligen Generalsekretär Sven Petke und den von Schönbohm vorgeschlagenen Junghanns einen öffentlichen Machtkampf um die Nachfolge geliefert. Junghanns war lediglich mit extrem knapper Mehrheit zum Landesvorsitzenden gewählt worden. Im Landesvorstand waren dagegen die Anhänger des unterlegenen Petke in der Mehrheit.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.