Parlamentswahlen in Albanien: Berisha liegt vorn
Im Gegensatz zu früher sind die albanischen Wahlen diesmal relativ ruhig verlaufen. Daran haben Regierung und Opposition Interesse, denn sie streben in die EU.
Nach den Parlamentswahlen in Albanien am vergangenen Sonntag hat sich am zweiten Tag der Stimmauszählung die Waage auf die Seite des bisherigen Regierungschefs Sali Berisha geneigt. Nach Auszählung von 80 Prozent der abgegebenen Stimmen errang der 64-Jährige mit 71 Abgeordneten die absolute Mehrheit der 140 Sitze, wie am Dienstag in Tirana mitgeteilt wurde. Die Oppositionsliste des Sozialisten Edi Rama unterlag danach zusammen mit der abgespaltenen Partei LSI knapp mit 69 Plätzen.
In Albanien lieferten sich die regierende Demokratische Partei und die Sozialisten bis zuletzt ein Kopf-an-Kopf-Rennen um die Gunst der 3,1 Millionen Wähler. Regierung, Opposition und internationale Beobachter zogen zunächst eine positive Bilanz. Die Abstimmung sei weitgehend fair und ohne größere Zwischenfälle verlaufen, die Auszählung der Stimmen laufe zwar langsam, aber reibungslos, erklärte die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE). Die Zwischenfälle während des Wahlkampfes - es wurden drei Menschen getötet - seien Einzelfälle, erklärten Beobachter, hätten also keinen systematischen Charakter, wie noch bei den letzten Wahlen, als sich die beiden Lager fast bekriegten.
Sollte jetzt auch das unterlegene Lager die Ergebnisse akzeptieren, wäre dies ein wichtiger Schritt für die "demokratische Reife" Albaniens. Bisher mochten die Unterlegenen das Ergebnis nicht akzeptieren und riefen ihre Anhänger zu Demonstrationen und sogar zu militantem Widerstand auf.
Die Auszählung gestaltete sich kompliziert, weil beide großen Parteien, die Demokraten und die Sozialisten, ein regionales Verhältniswahlrecht verabschiedet haben. In den zwölf Verwaltungsbezirken, für die je nach ihrer Einwohnerzahl verschieden viele Parlamentssitze zur Verfügung stehen, wird gesondert ausgezählt.
Die Positionen der beiden Lager sind so unterschiedlich nicht. Die eher im Norden verankerten Demokraten unter Berisha streben die Integration Albaniens in die transatlantischen Strukturen an. Bis zur Finanzkrise verfügte Albanien über 6 bis 8 Prozent Wirtschaftswachstum. Am 1. April führte Berisha Albanien in die Nato, jetzt möchte der wahrscheinlich erneut gewählte Regierungschef das Land in die EU integrieren. Brüssel ist da aber zögerlich. Albanien habe noch einen langen Weg zu gehen, erklärte Erweiterungskommissar Olli Rehn.
Die eher im Süden des Landes verankerten oppositionellen Sozialisten streben die gleichen Ziele an. Mit Rama, dem 45-jährigen beliebten Bürgermeister von Tirana, wollten sie ein Zeichen setzen und mit einer unbelasteten Person die Jugend ansprechen. Der Künstler Rama hat das Gesicht der Stadt in den letzten Jahren dramatisch verändert und Ordnung geschaffen. So wurden illegal gebaute Häuser kurzerhand abgerissen, was ihm eine große Popularität einbrachte. Aber die hat offensichtlich nicht ganz ausgereicht, um den alten Hasen Berisha zu schlagen.
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