Parlamentsregierung in Kanada: Konservative legen zu
Kanadas Ministerpräsident Harper kann seine Minderheitsregierung fortsetzen: Seine konservative Partei konnte bei der Parlamentswahl zulegen. Die Liberalen versprechen Zusammenarbeit in der Krise.
OTTAWA ap Die konservative Regierung in Kanada ist gestärkt aus der Parlamentswahl hervorgegangen, hat die parlamentarische Mehrheit aber erneut verfehlt. Mit einem Anteil von etwa 37 Prozent der Stimmen verbesserte sich die Partei von Ministerpräsident Stephen Harper verbesserte sich nach ersten offiziellen Ergebnissen von bisher 127 auf 143 Mandate. Für die Mehrheit wären mindestens 155 der 308 Sitze erforderlich gewesen.
"Die Kanadier haben dafür gestimmt, unser Land nach vorn zu bringen, und sie haben dies mit Vertrauen in die Zukunft getan", sagte Harper mit Blick auf die Finanzkrise. Der 49-jährige Regierungschef stand in den Umfragen vor der vorgezogenen Parlamentswahl lange Zeit unter Druck, konnte sich aber zuletzt stabilisieren.
Die 2006 abgewählte Liberale Partei (LP) büßte nach den vorläufigen Ergebnissen 21 Mandate ein und ist nun noch mit 75 Abgeordneten vertreten. Etwa 27 Prozent der Wähler gaben den Liberalen ihre Stimme, die sich zuletzt zunehmend nach links orientiert haben. Parteichef Stephane Dion gestand seine Niederlage ein und sagte, er habe Harper gratuliert und ihm eine enge Zusammenarbeit "in diesen wirtschaftlich schwierigen Zeiten" versprochen.
Dion sagte, die Bürger hätten ihn zum Oppositionsführer gewählt. Damit deutete er an, dass er nicht zurücktreten will. Dion gilt in der Öffentlichkeit als führungsschwach. Die Liberalen büßten außerdem zuletzt an Boden ein, weil sie eine unpopuläre Abgabe auf Kohlendioxid-Emissionen zum Kampf gegen die globale Erwärmung vorgeschlagen haben.
Die Konservativen profitierten bei der Wahl am Dienstag erneut von der Zersplitterung der Opposition. Drittstärkste Partei im Parlament ist der der franko-kanadische Bloc Quebecois (BQ) mit 50 (bisher 48) Sitzen. Die Neue Demokratische Partei (NDP) verbesserte sich auf 38 (bisher 29) Mandate.
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