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Paris leugnet Geheimverhandlungen mit FARL

■ Innenminisrer Pasqua erklärt, die französische Regierung räume dem libanesischen Untergrund keinerlei Kompromisse ein / Erzbischof Capucci verhandelt mit mutmaßlichem FARL–Chef Abdallah / Abdallah–Familie hinter Pariser Anschlägen / Suche nach neun Personen

Paris (ap) - Der französische Innenminister Charles Pasqua hat am Donnerstag in einem Rundfunkinterview gesagt, die Ermittler seien sicher, daß Mitglieder der libanesischen Familie Abdallah hinter den Bombenanschlägen der vergangenen Wochen in Paris stünden. Bei den Attentaten waren in einem Zeitraum von zehn Tagen neun Menschen getötet und 163 verletzt worden. Zu einem Zeitungsbericht, in dem von angeblichen Verhandlungen der französischen Regierung mit den „Libanesischen bewaffneten revolutionären Gruppen“ (FARL) die Rede war, sagte Pasqua: „Wir verhandeln nicht.“ Die Terroristen blieben im Gefängnis, und die Regierung werde keine Kompromisse schließen. Es gebe keinen Zusammenhang der Anschläge in Paris mit der Frage, wie die in Libanon entführten Franzosen freigelassen werden könnten. Paris habe das Gespräch mit Iran begonnen mit dem Ziel der Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen. Sollten sich die Beziehungen gut entwickeln, sagte Pasqua, könne man hoffen, daß Teheran seinen Einfluß für die Geiseln geltend mache. Der griechisch–katholische Erzbischof von Jerusalem, Monsignore Hilarion Capucci, hat sich am Montag mit Ibrahim Abdallah im Pariser Gefängnis „Sante“ getroffen. Capucci hatte die französische Regierung gebeten, den mutmaßlichen FARL–Chef besuchen zu dürfen. Er habe dazu beitragen wollen, „die Attentats welle in Paris zu beenden“, verlautete aus gleicher Quelle. Capucci gilt als Freund des syrischen Staatspräsidenten Hafez el Assad und des iranischen Revolutionsführers Ayatollah Khomeini. Eine Gruppe, die sich „Komitee für Solidarität mit den arabischen und nahöstlichen politi schen Gefangenen“ nennt, hatte sich zu den fünf Bombenanschlägen bekannt und die Freilassung des in Paris einsitzenden Georges Ibrahim Abdallah und die zweier weiterer Inhaftierter verlangt. Der inhaftierte Abdallah soll, wie die Polizei vermutet, der Führer der FARL sein, die in Beziehung zum „Komitee“ stehen soll. In Zusammenhang mit den Anschlägen sucht die Polizei nach neun Personen. Vier von ihnen sind Brüder des einsitzenden Abdallah. Sie halten sich offenbar in Nordlibanon auf. Sie haben sich als unschuldig bezeichnet.

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