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Papst über pädophile Priester"Eine schwere moralische Verfehlung"

Der Papst gesteht Fehler bei der Aufarbeitung des US-Pädophilieskandals ein. Präsident Bush mahnte er zu mehr Diplomatie bei der Lösung internationaler Konflikte.

George W. und Benedikt haben auch schon gemeinsam gebetet. 1979 war zuletzt ein Papst im weißen Haus. Bild: dpa

WASHINGTON rtr/dpa/afp/taz Papst Benedikt XVI. hat bei seinem USA-Besuch Fehler der katholischen Kirche im Umgang mit pädophilen Priestern eingeräumt. Die Kirche vor Ort habe zum Teil "sehr schlecht" auf den Kindesmissbrauch-Skandal reagiert, kritisierte der Papst in einer an US-Bischöfe gerichteten Predigt in Washington. "Es ist von Gott gegebene Verantwortung, die Wunden, die durch den Vertrauensmissbrauch verursacht worden sind, zu verbinden und die Heilung zu fördern."

Hintergrund

Religion Im Vergleich zu Europa herrscht in den USA eine stärker ausgeprägte Religiosität. Beinahe jeder zweite Amerikaner gibt ab, mindestens einmal wöchentlich in die Kirche zu gehen. In Westdeutschland liegt die Quote bei 13 Prozent.

Kirche Die katholische Kirche in den USA zählt über 67 Millionen Mitglieder. Das ist ein Viertel der US-Bevölkerung. Seit Jahren steigt der Anteil der Einwanderer aus lateinamerikanischen Staaten unter den us-amerikanischen Katholiken während die Zahl ihrer traditionellen Mitglieder stetig zurück geht. Das US-Demoskopieinstitut PEW erwartet durch die große Zahl katholischer Einwanderer in Zukunft einen wachsenden Einfluss der katholischen Kirche in den USA.

Pädophilieskandal Seit 2002 wurden in mehreren US-Bistümern Fälle sexuellen Mißbrauchs durch Priester erschüttert. Mehr als 10.000 Kinder wurden einer Studie zufolge zwischen 1950 und 2002 von 4400 Priestern sexuell missbraucht. Bis heute hält die Kirche die Namen vieler Täter unter Verschluss. Über 1,3 Milliarden Euro an Schadenersatz mussten an die Opfer gezahlt werden. Fünf Bistümer mussten deswegen Konkurs anmelden.

Mit seinen Äußerungen zum Pädophilieskandal überraschte der Papst seine Kritiker. Im Vorfeld der USA-Reise war Benedikt XVI. vorgeworfen worden, er wolle sich um das heikelste Thema seiner Reise drücken. Der Skandal sei eine tiefe Wunde für die Kirche, sagte er bei einer Pressekonferenz. Er empfinde tiefe Scham, pädophil Veranlagte könnten nicht Priester sein und müssten ihres Amtes enthoben werden. Der Missbrauch stelle eine schwere moralische Verfehlung dar, sagte der aus Bayern stammende Benedikt.

Die US-Bischöfe rief das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche auf, den Versöhnungsprozess zu begleiten und mit Sorge aufzuklären, wie viele Menschen geschädigt wurden. Es sei die "gottgegebene Verantwortung" der Bischöfe, gegen jene vorzugehen, die sich so schwerer Vergehen schuldig machten, betonte der Papst. Die katholische Kirche wurde massiv für Fälle kritisiert, in denen pädophile Priester lediglich strafversetzt wurden, statt sie ihrer Ämter zu entheben und die Angelegenheit den Strafverfolgungsbehörden zu übergeben.

Vor seiner Predigt an die Bischöfe war der Papst im Weißen Haus empfangen worden. Dort hat er US-Präsident George W. Bush zu friedlichen Konfliktlösungen in der Welt gemahnt. Ohne den Irak , Darfur oder den Nahen Osten beim Namen zu nennen, rief er Bush im Weißen Haus auf, "die geduldigen Bemühungen der internationalen Diplomatie zur Lösung von Konflikten und zur Förderung von Fortschritt zu unterstützen".

Ausdrücklich hob der Papst dabei die friedensstiftende Rolle der Vereinten Nationen hervor, denen er auf seiner Reise noch einen Besuch abstatten will. Die UNO müsse zu einer "noch wirksameren Stimme für die legitimen Hoffnungen der Welt" gemacht werden. "Globale Solidarität ist so dringlich wie immer, wenn Menschen auf würdige Weise leben sollen." Bush würdigte seinen Gast als wichtigen Fürsprecher für Werte und Moral: "In einer Welt, in der viele den Wert des Lebens missachten, benötigen wir Ihre Botschaft, dass jedes Leben heilig ist."

In einem anschließenden vertraulichem Gespräch im Oval Office ging es dann auch konkret um das Thema Irak. Beide Männer äußerten ihre "Sorge über die Situation im Irak, insbesondere über die heikle Lage der christlichen Gemeinden", heißt es in einer gemeinsamen Erklärung des Weißen Hauses und des Vatikans. Ob strittige Themen wie die harte Verhörpraxis von Terrorverdächtigen oder die Todesstrafe angesprochen wurden, blieb unklar. Ausgerechnet am Tag des Papstbesuches hatte das höchste US-Gericht die Giftspritze bei Hinrichtungen für zulässig erklärt.

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