piwik no script img

Papst Benedikt XVI. und sein RufDer Buchhalter der Vernunft

Das Urteil über Papst Benedikt XVI. war zuletzt schnell gesprochen: Er gilt als Reaktionär, sein ganzes Pontifikat als Skandal. Ist es das wirklich?

Der Holocaust-Skandal wurde zum Anlass genommen, die Amtszeit Benedikts zur Abfolge von Skandalen zu machen. Bild: dpa

Die Pius Bruderschaft kann einen das Fürchten lehren. Sie steht in einer langen, unheilvollen Tradition. Diese gründet letztlich im Kampf der konservativen Katholiken gegen den Laizismus der Revolution, hatte in Frankreich ihren ersten schmählichen Höhepunkt in der Verleumdung des jüdischen Offiziers Alfred Dreyfus, seiner Verurteilung und Verbannung, und fand sich nie mit seiner Rehabilitierung ab. In dieser Tradition steht das gesamte Vichy Regime, die Kollaboration mit den Nationalsozialisten und auch deren Schutz vor juristischer Verfolgung. Zum Tode verurteilte Kollaborateure fanden Schutz in den Klöstern der Traditionalisten, wie der Faschist Paul Touvier bis 1989 in der Nähe von Nizza. Marcel Lefebvre, Spiritus Rektor der Bruderschaft, schützte nicht nur alte Faschisten, sondern pflegte auch beste Beziehungen zu den neuen wie Jean-Marie Le Pen. Auch zu den Herren der argentinischen Diktatur in den achtziger Jahren, unter deren Protektion er Klöster und Seminare in Argentinien gründete. An einem solchen Seminar lehrte der nun zur Berühmtheit gelangte exkommunizierte Antisemit und Holocaustleugner Richard Williamson.

Lefebvre hatte 1988 Williamson und drei weitere Priester seiner Bruderschaft in einer ihm eigenen Form der Amtsanmaßung zu Bischöfen geweiht, worauf alle vier von Johannes Paul II. exkommunizieret wurden. So fragt man sich weltweit, was um aller Welt treibt Papst Benedikt XVI., den ja viele mit guten Gründen für aufgeklärt halten, dieses reaktionäre Pack zu rehabilitieren.

Erstaunlich, und deshalb denkwürdig, ist, wie schnell und entschlossen die Kanonen der Presse und Politik auf den Papst gerichtet waren. Die Story war ja schnell hinreichend bekannt: Johannes Paul II. hatte unmittelbar nach der Exkommunikation einen kolumbianischen Kardinal mit der Aufgabe betraut, diese verirrten Schafe möglichst bald wieder in den Schoß der Kirche zu leiten. Dessen achtzigster Geburtstag, und somit seine "Pensionierung", stand unmittelbar bevor, und er wollte seine zwanzigjährigen Bemühungen zu einem positiven Abschluss bringen. Er hatte nicht sorgfältig recherchiert, also geschlampt, wie ein anderer Kardinal tobte. Dennoch unterzeichnet der Kardinal aus Kolumbien am 21. Januar 2009 die Rücknahme der Exkommunikation. Wundersamerweise wurde am selben Tag noch ein Interview mit Williamson von einem schwedischen Fernsehsender ins Internet gestellt, das Monate zuvor geführt worden war. In diesem leugnet er die Vernichtung der Juden durch Gas. Nun sind Verschwörungstheorien das Eine, die politische Verantwortung des Papstes für politische und theologische Entscheidungen des Vatikans, egal durch welchen Kardinal, das Andere. Erstaunlich bleibt, mit welch Entschiedenheit diese teils widerwärtige, teils peinliche Angelegenheit zum Anlass genommen wurde, die ganze Amtszeit Benedikts zu einer Abfolge von Skandalen zu machen. Dabei wurde sehr Verschiedenes gemischt, sei es um ihm politische Unbedarftheit, reaktionäre Rückwärtsgewandtheit oder schlicht eine geradezu pubertäre Lust an der Beleidigung anderer Religionen zu unterstellen.

Natürlich wurde sofort seine Regensburger Vorlesung von 2006 erinnert, worin er einen byzantinischen Geistlichen aus dem 15. Jahrhundert zitierend, die islamische Welt beleidigt habe. Bei genauer Lektüre ging es Benedikt um die Ächtung eines jeden heiligen Krieges und eines jeden religiös motivierten Mordes und Terrors. Die Pointe dabei war, dass solche Taten gotteslästerlich, weil vernunftwidrig seien. Die Vernunft jedoch sei den Menschen von Gott gegeben, und deshalb seien sie ihr verpflichtet. Natürlich sei das einer rationalistisch, instrumentalistisch verkürzten Vernunft nicht mehr zugänglich und so plädierte der Papst für einen Vernunftbegriff, wie ihn in der deutschen Philosophie zuletzt Max Horkheimer und Theodor W. Adorno vertraten.

Natürlich missfiel es aufgeklärten Geistern, sich vom Papst vorwerfen lassen zu müssen, was einst Jürgen Habermas den Positivisten vorhielt: einen positivistisch halbierten Rationalismus. Und es gefiel den Kritikern, den Papst auf die heiligen Kriege der Christen hinzuweisen. Sie vergaßen dabei nur, dass der Heilige Krieg als Institution eine Innovation des Islam war, im Koran verankert und über Jahrhunderte - immer wieder - erfolgreich geführt. Die Christen waren da Nachahmer. Recht erfolgreich in der Reconquista, erbärmlich gescheitert in den Kreuzzügen. Wichtiger jedoch: Sie sind kein neutestamentarisches Gebot, sondern die Ausgeburt eines Eiferers - des heiligen Bernhards.

Prompt folgte, in der Aufzählung von Benedikts "Skandalen", die "Beleidigung" der Protestanten: Sie seien nicht vollwertige Kirche. Genauer: Sie seien nicht Kirche im katholischen Sinn. Mag sein, dass sich so auszudrücken der political correctness im ökumenischen Dialog widerspricht. Sich darüber protestantisch zu empören, ist jedoch scheinheilig. Schließlich gründete das protestantische Schisma in der Abkehr von Rom und ist seiner Theologie gemäß strikt autonome Gemeindereligiosität. Dass es, zumal in Deutschland, evangelische Landeskirchen gibt, ist nicht der Theologie, sondern politischer Opportunität in der Folge Luthers geschuldet.

Als nächstes folgte die Wiederzulassung der Karfreitagsfürbitte und lateinischer Elemente in der Liturgie. Hier mischen sich zwei Vorwürfe, die mit Blick auf die Pius Bruderschaft auch durchaus zusammenhängen, aber mit Blick auf die Intentionen des Papstes auseinandergehalten werden sollten: Beleidigung des Judentums und Revision des II. Vatikanischen Konzils.

Die Karfreitagsfürbitte, zumal in der von Benedikt formulierten Fassung, bringt sehr deutlich die Haltung des Apostel Paulus zum Ausdruck. Im Römerbrief, dem Gründungstext aller christlichen Theologie, bekennt er, wie sehr es ihn schmerzt, um der Liebe Christi willen von seinem Volk, den Juden, getrennt zu sein. Gleichwohl weiß er, dass die Juden in ihrer Erwähltheit die "Geliebten Gottes" bleiben. Diese Trennung ist also ein vorübergehender Zustand und natürlich würde man in der Erlösung durch Christus wieder vereint. Ohne diese Hoffnung, verlöre das Christentum alle Legitimität. Aus dieser Spannung heraus, erfährt das paulinische Christentum seine Dynamik und Universalität. So wie es ganz und gar widersinnig und perfide ist, mit dem "Erzjuden Paulus" (J. Taubes) antisemitische Geschäfte machen zu wollen, so widerspräche es den Grundintentionen des Christentums, auf Mission und Universalität der Erlösung zu verzichten. Es hieße das Christentum als zweitausendjährigen Irrtum zurückzunehmen. Genau das hat Friedrich Nietzsche in seiner gegen Paulus gerichteten Umwertung der Werte intendiert. Aber das ist zweifellos nicht die Aufgabe des Papstes.

Der Vorwurf, Benedikt betreibe eine Revision des II. Vatikanischen Konzils, ist vertrackter. Er ist der einzige noch aktive Bischof, der an dessen Ausarbeitung beteiligt war. Zudem ist zu bedenken, dass dessen Resultate mittlerweile ein halbes Jahrhundert alt sind. Stellt man dazu noch in Rechnung, dass das Konzil im Wesentlichen eine Modernisierungsanstrengung war, so scheint es legitim, auf der Basis der Grundsätze des Konzils, Details zu überdenken. So hat vor Jahrzehnten schon der Psychoanalytiker und Sozialwissenschaftler Alfred Lorenzer das Konzil in einer unerbittlichen, aber gewissenhaften Kritik, das "Konzil der Buchhalter" genannt. Ihm war es dabei um den Verlust der Sinnlichkeit in der Liturgie gegangen, um die Austreibung von in Magie und Mythen noch gespeicherter Humanität, zu Gunsten instrumenteller Vernunft.

Hier passt einiges nicht zusammen. Die Belege, die Benedikts irrationale Haltung zur Pius Bruderschaft bezeugen sollen, sind allesamt von hoher theologischer Rationalität. Zweifellos denkt Benedikt im Vergleich zu seinem Vorgänger viel weniger politisch als vielmehr theologisch. Dass man versuchen sollte, die Pius Bruderschaft in der Kirche zu halten, ein Schisma also unbedingt zu vermeiden, teilt er aber mit Johannes Paul II. Die Einheit der Kirche ist auch für Benedikt ein hohes Gut. Doch auch hier ist er derjenige, der die Grenzen gültig gezogen hat. Als sein ehemaliger Tübinger Kollege Hans Küng einen (Eilzug-)Fahrplan zur Wiedervereinigung mit den Protestanten vorlegte, lehnte er dies entschieden ab. Eine Versöhnung, die nicht in Glaubensgemeinschaft gründe, in der Protestanten wie Katholiken ihr Wesentliches verlieren würden, sei der Mühe nicht wert.

Allerdings schienen sich Johannes Paul II. und Benedikt darin einig zu sein, dass die Anhänger der Pius Bruderschaft ohne Verlust für die Substanz der katholischen Kirche reintegrierbar sein müssten. Es wäre leichtfertig, aus liturgischen Fragen und Gefühlen schismatische Bewegungen entstehen zu lassen. Doch zweifellos verbinden sich mit dem liturgischen Dissens auch schwerste Identitätsprobleme. Die Haltung der Kirche scheint, ohne dass es die Öffentlichkeit so recht zur Kenntnis nimmt, eindeutig zu sein. Die Bruderschaft bleibt Teil der Kirche, die Exkommunikation der ehemaligen Bischöfe wird aufgehoben - unter der Vorraussetzung, dass sie sich zur Theorie des II. Vatikanischen Konzils bekennen, während für Williamson jeder Weg zurück versperrt sein wird. Ob das den Schaden von Benedikts Pontifikat noch aufzuheben vermag, ist offen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

29 Kommentare

 / 
Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • S
    serdar

    ich habe den artikel gefunden, als ich im Internet nach Lorenzer und seinem Konzil der Buchhalter suchte. Ich war dann etwas erstaunt, dass man ausgerechnet den freudo-marxistischen Lorenzer für diese Zwecke einspannt. Ja, Zwecke. ICh finde zwar auch, dass der Artikel in vielen Punkten sachlich und differenziert ist. Man merkt aber auch, dass es da eine Beschwichtigungsrhetorik am Werk ist. Sozusagen das Gegenteil zur gerne angeprangerten "Hysterie", wenn etwas kritisiert wird. Was das "reaktionäre" der Lithurgie-Haltung des aktuellen Papstes angeht, würde sich eine Lektüre Lorenzer sicher lohnen, der das 2. Vat. Konzil ja bekanntlich von links kritisierte. Es ist absolut erforderlich, dass es eine linke Perspektive auf diese Probleme gibt und nicht nur eine protestantische.

     

    Im Übrigen finde ich, dass diejenigen Kommentatore auf dieser Seite, die sich einen Wettkampf darüber liefern, wessen Religion die gefährlichere ist, ziemlich fruchtlos. Wie soll man einen solchen Streit gewinnen? die "bösen Worte" in den heiligen Schriften zählen? WElche Anhänger der Religionen mehr GEwalttaten auf dem Konto haben? Und will man den Ideologen der Kriege glauben, was sie uns weismachen wollen, wenn sie ihre Kriege im Namen der Religion führen? Eine Zeitlang wurde sogar der Konflikt in Nordirland als konfessioneller dargestellt, vielleicht das beste Beispiel dafür, dass sich hinter religiösen Oberfläche meist andere Konflikte verbergen.

    Diese Schlacht ist nicht zu gewinnen, jeder wird sie für sich allein führen. Das kann es ja wohl nicht sein.

  • K
    Kanan

    Wirklich sehr angenehm zu lesen dieser Beitrag. Endlich wird objektiv berichtet, ohne Schaum vorm Mund. Dafür meinen Dank.

     

    Auch wird endlich mal der Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Interview angesprochen. Ein Punkt der leider noch nicht ganz aufgeklärt wurde.

  • JR
    Johannes Rohr

    Wenn die Absicht des Autors war zu provozieren, so ist ihm das sicherlich gelungen, wie die Anzahl der LeserInnenkommentare zeigt. Gelungen ist ihm das allerdings um den Preis des Einsatzes einer ganzen Batterie von Nebelkerzen aus gelehrt verpackten aber höchst fragwürdigen Aussagen. Darunter auch einiges was einem ob seines Erscheinungsorts schier die Sprache verschlagen mag, etwa es die Rechtfertigung der Karfreitagsfürbitte für die Bekehrung der Juden. Natürlich lässt sich eine solche innerhalb eines katholischen Dogmas begründen. Nur ändert dies nichts daran, dass Johannes XXIII. vor fünfzig Jahren sie aus ganz bestimmten Gründen abgeschafft hat und dass jeglicher Aufruf zur Judenmission heute gar nicht anders als antisemitisch wirken kann. Wenn Ratzinger dies nicht zur Kenntnis nehmen will dann kann man nur darüber rätseln ob sein Arroganz oder seine Weltfremdheit daran stärkeren Anteil haben. Wenn man allerdings hinzuzählt, dass Ratzinger bei seinem Besuch in Auschwitz das deutsche Volk in erster Linie als Opfer Hitlers, nicht als die Gemeinschaft der Täter dargestellt hat, so fällt es schwer, all dies nur noch der gelehrten Schussligkeit des weltfremden aber harmlosen Professors zuzuschreiben.

  • SD
    Sven Dahlem

    Ein erstaunlich sachlicher und zumindest weitgehend objektiver Artikel.

     

    Dass die meisten Kritiker in ihren Leserbriefen auf unfundierte Beschimpfungen und die "gegen Rechts" eingeübte Fäkalsprache zurückgreifen müssen, zeigt den Unterschied zwischen ihnen und dem Autor - und zwischen den Kirchenhassern und unserem Papst. Vor allem aber zeigt es wie tief manche Menschen von Hass zerfressen sind. Erbärmlich ...

  • P
    pekerst

    "Es hieße, das Christentum als 2.000-jährigen Irrtum zurückzunehmen."

     

    Keine schlechte Idee, finde ich.

  • T
    Thomas

    Hallo Petra,

    wo wir gerade dabei sind, die Wikipedia im Bezuag auf dschihad zu zitieren:

     

    "Im Koran kommt Dschihad und dessen unterschiedliche Verbformen fünfundreißig Mal vor; davon neunundzwanzig Mal in der Bedeutung als Kampf mit der Waffe in der Hand und zweimal als „Bemühung“ oder „Anstrengung“, um sich „den bösen Gelüsten und Verführungen entgegenzustemmen“."

     

    http://de.wikipedia.org/wiki/Dschihad

     

    Insofern ist die Übersetzung mit heiligem Krieg nicht so weit hergeholt ;-)

  • R
    rhenanus

    @ petra

     

    bitte um erklärung, auif welche weise die "anstrengung" (dschihad)ausgeübt wurde, wenn nicht durch militärische Gewalt. 622/632 übernimmt Mohammed Mekka und Medina, ca. 40 Jahre später werden Palästina und Ägypen erobert, 711 besiegen die Araber das Westgotenreich in Südspanien und unterliegen 732 bei Tours und Poitiers. Die dort Gefallenen werden bis heute als Märtyrer verehrt. Auch die über vierhundert Jahre währende Besetzung des Balkans erfolgte wohl nur durch Worte. Aus christlichen Gebieten wurden muslimische!

  • P
    Petra

    Als Ergänzung über den "Heiligen Krieg": Der ist kein Erbe des Islams, wo auch nie davon die Rede ist, dass Krieg "heilig" sei. Der Begriff "Dschihad" (w. Bemühung, Anstrengung) sollte hier nicht - wie so oft - unrichtig übersetzt werden.

     

    "Heiliger Krieg" ist ein viel älteres Phänomen, das sich z.B. im Alten Testament findet.

    Und im Christentum ist der Begriff "Heiliger Krieg" seit Kaiser Konstantin (313 n.Chr.) bekannt!

     

    http://de.wikipedia.org/wiki/Heiliger_Krieg

    Nur als Anregung für die Autoren der taz...

  • G
    GKC

    "Die TAZ ist zwischendurch immer wieder für eine positive Überraschung zu haben. Heute erschien eine bemerkenswert differenzierende Analyse der gegenwärtig auf Hochtouren laufenden Kritik an Papst Benedikt XVI., die trotz einiger Fehler im Detail auf eine Verteidigung des Papstes gegen einige Vorwürfe und auf die Verneinung der Frage, ob “die ganze Amtszeit Benedikts” eine “Abfolge von Skandalen” sei, hinausläuft", so der Kommentar der Internetseite kath-info zu dem Artikel.

    Bezüglich der heiligen Kriege der Christen, übrigens waren da auch die Vorfahren der nachmaligen Protestanten dabei, wird in dem Artikel zu recht festgestellt, daß es sich um Verteidigungskriege handelte gegen den von Anfang an kriegerisch (und nicht missionarisch)vordringenden Islam. Hauptziel war übrigens nicht die Bekehrung der Anhänger Mohammeds, wie immer immer wieder falsch behauptet wird, sondern die Befreiung Jerusalems, um Pilgerfahrten wieder sicher möglich zu machen.

    Die Karfreitagsbitte des außerodentlichen Ritus betont lediglich die Notwendigkei für alle Menschen (auch die Juden) zu Ihrer sicheren Rettung sich zu Jesus Christus zu bekennen. Von dieser Aussage kann sich keine der christlichen Konfessionen verabschieden, ohne sich selbst aufzugeben.

  • R
    rhenanus

    ich möchte mich dafür bedanken, daß Sie meinen Kommentar von gestern abend gestrichen haben, da offensichtlich meine Kritik von unten Ihnen nicht willkommen ist und Sie es vorziehen, unsachliche Kommentare zum obigem guten und fundierten Artikel zu veröffentlichen.

  • TB
    thomas bode

    Den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen...

     

    Der Autor springt dem Papst gelehrt und detailliert bei. Auf diese Weise kann man aber alles zerreden und relativieren. Was ja auch ständig geschieht, am unseligsten in den Talk-Runden des TV. In einer komplexen Welt darf man nicht mit Schwarz-Weiss-Begriffen um sich schlagen wie ein hoffentlich bald vergessener US-Präsident. Aber man muss Dinge auf den Punkt bringen. Und dieser Tunnelblick des Papstes auf die "heiligen Prinzipien" ist kein Versehen sondern Symptom einer unheilbaren Krankheit. Wenn sich Menschen blindlings zu Glaubenskonstrukten bekennen geben sie damit eben ihren Verstand an der Garderobe ab. Das ganze päpstliche Gefasel von der Vernunft ändert daran nichts. Die Kirche, den historische Feind der Aufklärung durch diese Winkelzüge zu derem Ursprung zu erklären ist eine lustige Frechheit. Die Fundamentalisten sind keine Auswüchse der Religionen sondern ihr konsquentester Ausdruck. Nur Religions-Ausübung die tolerant und augenzwinkernd ihre eigenen Grundsätze dehnt ist menschlich. Aber nicht mehr rein.

  • G
    geronimo

    Zunächst einmal: ich begrüße ausdrücklich die Intention des Autors, sich von dem üblichen Geschrei um die Entscheidungen des Papstes abzusetzen.

    In der Sache bin ich mit dem Autor in beinahe allen Punkten nicht einer Meinung, aber damit kann ich leben.

    Schade finde ich es allerdings, dass auch in diesem Artikel (wie in vielen anderen Medien auch) Tatsachen offenbar nicht gründlich recherchiert wurden. Die Piusbruderschaft weicht nicht nur in zarten liturgischen Fragen ab, sondern in der gesamten Geisteshaltung. Die Rücknahme der Exkommunikation wurde zu keinem Zeitpunkt an die Akzeptanz des zweiten Vatikanums gekoppelt -- auch wenn die Aussagen einiger deutscher Bischöfe bei ungenauem Hinhören das nahelegen könnten. Fakt ist, dass eine Akzeptanz des zweiten Vatikanums für die Piusbruderschaft die Aufgabe der eigenen Identität bedeuten würde -- unter diesen Umständen würden sie wohl eher exkommuniziert bleiben, und deswegen wurde die Bedingung wohl auch gar nicht gestellt und wird auch nicht gestellt werden. Für die Piusbruderschaft ist die Rücknahme der Exkommunikation nicht eine willkommene Gelegenheit zur Aussöhnung mit der Kirche, sondern, wie man auf der Homepage der Bruderschaft nachlesen kann, nur der Anfang der Rückführung der Kirche in Vorkonzilianische Zeiten.

     

    Der Weg für Williamson sei versperrt? Die Aussage des Papstes ist eine vollständig andere! Ratzinger lässt gar keine Zweifel daran, dass er Williamsons Exkommunikation zurücknimmt. Die Forderung, öffentlich zu widerrufen, bezog sich überhaupt nur darauf, dass Williamson -Gott bewahre - dereinst auch wieder als Bischof tätig werden könnte.

  • C
    Christian

    Ist der Artikel wirklich lesenswert? Ich habe aufgehört zu lesen, als ich gesehen habe, dass der Autor "Piusbruderschaft" nicht richtig schreiben kann. Das war Wort 2 im Text. Die guten Kommentare haben mich nachdenklich gemacht. Meint ihr, es lohnt sich trotzdem, weiterzulesen?

  • M
    Mr.X

    Sehr interessanter Beitrag!

    Und bei der gesamten gebündelten - teilweise auch berechtigten - Kritik (auch vieler Scheinheiliger) ein wichtiger Beitrag für eine objektivere und differenziertere Betrachtung der Gesamtsituation. Tat mal gut! ;)

  • V
    vic

    Völlig egal was draufsteht, drin ist Ratzinger.

    Ich wäre schon glücklich, er würde wieder aus den Medien verschwinden. Das ist derzeit eindeutig eine Überdosis.

  • HM
    Hans Martin

    Komisch eigentlich, daß sich jetzt alle so aufregen, nicht aber über B16s Seligsprechung spanischer Faschisten:

    http://www.taz.de/1/politik/europa/artikel/1/selig-sind-spaniens-frankisten/

    Oder die nach wie vor mörderische Politik des Vatikans in Sachen Verhütung und sexueller Aufklärung:

    http://www.taz.de/1/politik/asien/artikel/1/gegen-verhuetung-und-aufklaerung/

    Oder B16s Hetze gegen Schwule:

    http://www.taz.de/1/leben/alltag/artikel/1/kritik-an-hetzerischer-papst-rede/

    Jedes Jahr sterben tausende von Frauen dort an illegalen Abtreibungen:

    http://www.taz.de/1/politik/amerika/artikel/1/vorreiter-uruguay/

    Nicht zuletzt Papst und Kirchen (katholische und evangelikale) halten diesen Zustand aufrecht.

  • R
    Roland

    Erstaunlich!

    Ein sachlicher Artikel über die Kirche in der Taz!

    Weiter so!

  • HM
    Hans Martin

    "Von Gott gegebene Vernunft" — ich krieg' mich nicht mehr ein. Da es keinen Gott gibt, haben wir also auch keine Vernunft?

  • DK
    Dr K

    Der Artikel, ist toll zu lesen, er wäre aller dings noch schöner, wenn der Autor ihn auf Recht Schreib Fehler geprüft hätte; er scheint in Sachen Interpunktion und Getrennt- und Zusammen Schreibung nicht so firm zu sein wie in Philo Sophie.

  • FH
    Fabian Herzog

    Alle Achtung Taz - viele Artikel sind trotz dem klaren politischen Umfeld in dem diese veröffentlicht werden - teilweise sachlicher und objektiver als in vergleichbaren Presseerzeugnissen á la Springer, FAZ und Zeit.

  • HR
    Helmut Ruch

    Ist das hier der Observatore Romano oder die taz? Was haben diese Artikel über die schwarz-braune Scheiße, die in den Köpfen erzreaktionärer katholischer Pfaffen quirlt, hier zu suchen! Welcher politisch klar denkende Mensch macht sich ernsthaft Gedanken darüber, was Ratzinger dazu bewegt, die Pius-Bruderschaft in seinen Verein zurück zu holen? Leute, ihr diskutiert das Verhalten von Menschen, deren Wertvorstellungen der des Mittelalters entsprechen, die in ihren schönsten Träumen brennende Scheiterhaufen sehen, auf denen frei denkende Menschen umgebracht werden. Und diese perverse Szene versuchen nun diverse taz-Autoren in ihren Artikeln ihren Lesern näher zu bringen. Nur weiter so!

  • SS
    Super Sayajin

    Simplifikationsfehler in der Presse

    Folgendes möchte ich hinzufügen wegen der ganzen falschen Prämissen.

    Gradueller Unterschied: Enthebung der Exkommunikation ≠ Wiederaufnahme

    Normalerweise haben die Medien meistens recht, aber dieses Mal unterliegt ihnen eine Art Vereinfachungsfehler vor hinsichtlich der Methode.

    1. Kirchenrecht („Downgrade“ zu Laie) noch keinen vollwertigen Katholik, wie es in Spiegel, Sueddeutsche und Zeit behauptet wird

    Was bedeutet denn die Enthebung der 4 Pius-Bischöfe? D.h. die vier dürfen zur Kommunion und Beichte - Mehr auch nicht. (Weder Priester noch Bischoff sein in der katholischen Kirche!)

    2. Katholik zu werden

    Um vollständiger Wiedereingliederung zu erlangen, müssen die 4 Abbitten leisten und das 2. Vatikanische Konzil anerkennen (Grundgesetzt der Katholiken)

    Unter anderem: Nostra Aetate

    Gegen Antisemitismus

    Im Bewußtsein des Erbes, das sie mit den Juden gemeinsam hat, beklagt die Kirche, die alle VerfoIgungen gegen irgendwelche Menschen verwirft, nicht aus politischen Gründen, sondern auf Antrieb der religiösen Liebe des Evangeliums alle Haßausbrüche, Verfolgungen und Manifestationen des Antisemitismus, die sich zu irgendeiner Zeit und von irgend jemandem gegen die Juden gerichtet haben.

    Deshalb verwirft die Kirche jede Diskriminierung eines Menschen oder jeden Gewaltakt gegen ihn um seiner Rasse oder Farbe, seines Standes oder seiner Religion willen, weil dies dem Geist Christi widerspricht.

     

    @Von kleiner Spinner

    Btw, ich bin kein Theologe, sondern ein Philosoph, aber wegen der ganzen Aufregung habe ich mir die Regensburgervorlesung auch gelesen. Meiner Meinung nach vertritt er eher die Position des moralischen Realismus, die sehr nah an der platonischen Ideenlehre(=externer Realität) ist.

    @ Von Teresa:

    Ich finde es gut, daß sie kritisch mit dem Thema auseinander setzen und vieles stimme ich Ihnen zu.

    Leider verwenden Sie in Ihrer Ausführung ein gängiges historisches Argument, das sehr schwach zu bewerten ist. Warum? Ich könnte ein Versuch unternehmen über mein Vorfahren zu erfahren, und bestimmt finde ich jemand, der total ein Arsch ist, aber wichtig ist doch, vertrete ich noch mein Vorfahren deren Meinung? Von der Ethik setzen wir einen Idealzustand des Menschen voraus wie freie Entscheidung, Verantwortung und Freiheit.

  • F
    fritzko

    Dieser Artikel ist angenehm unaufgeregt und trennt

    berechtige Kritik an Fehlentscheidungen von sturer Ablehnung, die nur nach Bestätigung sucht. Ein wertvoller Beitrag zur Diskussion.

  • T
    Teresa

    Ich erlaube mir einen Widerspruch: Ratzinger ist ein Reaktionär,war Vorsitzender der Inquisition, vertritt erzkonservativste Ansichten. Das dürfte aber niemanden überraschen, bereits in einer seiner Reden beim Bayernbesuch 2006 kam er auf die Aufklärung zu sprechen. Die Tendenz war, dass er gerne die Zeit vor die Aufklärung zurück drehen würde.

    Sein Wirken beschränkt sich leider auch nicht nur auf sein vermeintliches 'Nicht-Wissen' was diesen Williamson betrifft. Über die Pius-Brüder weiß er mit Sicherheit Bescheid.

    Das gleiche Entsetzen wie zur Zeit hätte letztes Jahr die Entscheidung Ratzingers verdient gehabt, 500 faschistische spanische Priester, die im spanischen Bürgerkrieg getötet wurden, selig zu sprechen.

    Sein ausschließender Umgang mit der Befreiungstheologie und die Rückführung der lateinamerikanischen Kirche in das vermeintlich apolitische, das sich in Bolivien in massiver Unterstützung der reichen Großgrundbesitzer gegen den Indio-Präsidenten und seine Politik äußert, war das was?

    Seine stockkonservativen Ansichten in Fragen der Verhütung, der Schwangerschaftsberatung, Aids-Verhütung und der Betätigung von Frauen und Laien? Ganz zu schweigen von Angehörigen anderer Religionen und Nicht-Gläubigen, die durch die katholische Propagandaoffensive regelrecht an die Wand gedrückt werden.

    Der Mann weiß durchaus, was er tut. Wir sollten es nicht verschweigen. In diesem ganzen Medienspiel der katholischen Kirche sollten wir auch nicht vergeßen, das Mensch auch ohne Segen Benedikts und seiner Kirche ein normales gutes Leben hat.

  • WW
    Walter Wasilewski

    Die katholische Kirche- eine Kirche voller Widersprüche.

    Diese Kirche bleibt mir fremd.

    Die Botschaft Jesu- er starb für uns für den Menschen sein Tod versöhnte.

    In der katholischen Kirche wird die Mutter Gottes und unzählige Heilige aufgerufen für uns bei Gott einzutreten. Gott wird zum unbarmherzigen Vater.

    Ich bin Protestant und und muss nicht jammern und flehen, benötige auch keinen Ptiester zur Versöhnung- ich glaube an einen barmherzigen Gotte und nicht an eine unbarmherzige Kirche.

    Walter Wasilewski

  • K
    kvwupp

    1. Zu behaupten, die evangelischen Kirchen seien lediglich kirchliche Gemeinschaften und nicht eine Kirche Jesu Christi spricht für das Selbstvertändnis eines absoluten Alleinvertretungsanspruchs der römisch-katholischen Kirche, der vielleicht paulinisch, aber ganz sicher nicht aus den Texten der Evangelien her begründet werden kann. Luther wollte damals seine Kirche reformieren und keine neue Gründen.

     

    Übrigens genauso wie Jesus (Jeschua, Joschua) nie eine neue Religion gründen wollte, sondern lediglich mit dem Judentum einen etwas anderen, pharisäisch orientierten Weg gehen wollte.

     

    2.Die Interpretation der Karfreitagsbitte von H. Thiessen ist eher rabulistisch als an der Realität orientiert. Zu beten, dass "Die Juden" Christus als ihren Erlöser anerkennen sollten, ist Hybris. Es impliziert, dass das Judentum eine unvollständige Religion sei, was es NICHT ist.

     

    3. Zum Mitschreiben: Jesus (Jeschua, Joschua) war ein frommer, beschnittener Jude, der koscher aß, den Schabbat hielt, Pessach feierte und ansonsten weitestgehend pharisäische Positionen vertrat.

  • VL
    Volker Lange

    Schau mal, ein interessanter Artikel zur Paps-Hysterie aus der taz.

  • KS
    kleiner Spinner

    Natürlich missfiel es aufgeklärten Geistern, sich vom Papst einen positivistisch halbierten Rationalismus vorwerfen lassen zu müssen. Ratzinger drischt hier nämlich auf eine Strohpuppe ein, die er selbst aufgestellt hat.

     

    Sein Trick besteht darin, alles, was über das wissenschaftliche Experiment hinausgeht, als "Metaphysik", als "Geist" zu deklarieren, und dann auch noch diesen Geist mit seinem persönlichen Glauben zu identifizieren. So kommt er dann auch zu der Aussage, dass sich "die Evolutionstheorie als der Weg herauskristallisiert" habe, um "Metaphysik endlich verschwinden" zu lassen. Darob jammert er dann, dass "jeder Versuch, andere als die in einer solchen 'positiven' Theorie erarbeiteten Ursachen ins Spiel zu bringen, jeder Versuch von 'Metaphysik'" als Rückfall hinter die Aufklärung erscheinen müsse.

     

    Nachzulesen ist dieser Wirrsing in Ratzingers Buch "Glaube - Wahrheit - Toleranz". Oder, verständlich aufbereitet, bei Hans Albert.

  • S
    snabul

    Für solche Beiträge lohnt es sich eine Zeitung zu kaufen.