: PanAm will klagen
■ Washington 24 Stunden vor Bombenexplosion über schottischem Lockerbie von israelischem Geheimdienst Mossad gewarnt
London (dpa) - Die Fluggesellschaft PanAm hat jetzt gerichtliche Schritte gegen die US-Regierung im Zusammenhang mit dem Terroranschlag gegen den PanAm-Jumbo bei Lockerbie eingeleitet. Die Fluglinie will nachweisen, daß die US -Behörden 24 Stunden, bevor das Flugzeug über der schottischen Ortschaft explodierte, vom israelischen Geheimdienst Mossad vor einem bevorstehenden Anschlag gewarnt worden waren. Auch Beamte des deutschen Bundeskriminalamts hätten US-Beamte auf „verdächtige Aktivitäten“ in der Ladezone auf dem Frankfurter Flughafen 90 Minuten vor dem Start der Unglücksmaschine hingewiesen, heißt es am Mittwoch in einem Bericht der Londoner Zeitung 'Independent‘. Anwälte, die die Familien der Todesopfer vertreten und eine Entschädigung in Höhe von 300 Millionen Dollar von PanAm forderten, bezeichneten das Vorgehen der Fluggesellschaft als aussichtslos und als ein Ablenkungsmanöver.
Die Londoner 'Times‘ sieht dagegen wachsende Hoffnungen, doch noch die Attentäter zu finden, die am 21. Dezember vergangenen Jahres den Absturz verursachten. Anzeichen dafür seien die jüngst aufgedeckte schwedische und maltesische Verbindung.
Die schwedische Spur betreffe vier mutmaßliche Mitglieder der „Volksfront für die Befreiung Palästinas Generalkommando“. Ihnen wird gegenwärtig in Schweden wegen verschiedener Bombenanschläge der Prozeß gemacht. Der 35jährige Mohamed Abu Talb soll zugegeben haben, im Herbst 1988 einen Sprengkörper an Vertreter der Organisation in der BRD weitergegeben zu haben. Er soll ähnlich demjenigen gewesen sein, der in den Jumbo geschmuggelt wurde. Am 19.10.1988 soll Talb nach Malta geflogen sein, wo er zusammen mit Hafis Al Dalkammoni, dem angeblichen Leiter der Volksfront in der BRD, gesehen wurde. Dieser Besuch wird laut 'Times‘ jetzt in neuem Licht gesehen, da angeblich ein aus Malta kommender Koffer auf das Unglücksflugzeug geladen wurde. Air Malta dementiert dies.
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