WOCHENÜBERSICHT: KUNST : Pamela Jahn schaut sich in den Galerien von Berlin um
So ein Künstlerstipendium ist schon eine feine Sache. Zumal Kunst heute gern mit Medien arbeitet, mit aufwändigen Gerätschaften und hochwertigen Materialien, für die es in der praktischen Umsetzung oft am nötigen Kleingeld mangelt. Viel Kunst in diesem Sinne ist hingegen nicht zu sehen auf den Zettelchen, die Markus Strieder als einer der Senats-Stipendiaten 2003 im Bereich bildende Kunst fein säuberlich und in chronologischer Ordnung mit Tesafilm an die Wände der Kunstbank geklebt hat. Doch wie so oft liegt auch hier die Erkenntnis im Bodensatz. Genauer: im Kassenbon, den Strieder mit Beginn seines Stipendiums von der Senatsverwaltung für Wissenschaft, Forschung und Kultur bei jedem Bargeld-Einkauf eingefordert und aufbewahrt hat, um nun seine Sammlung als Mix aus künstlerischem Tagebuch und kritischem Rechenschaftsbericht der Öffentlichkeit zu präsentieren.
Ganz anders investiert hat demgegenüber Nadine Rennert, die zusammen mit Strieder den weißen Raum bespielt. Hauptsächlich aus Marmor-PVC-Schaum, Kunstfell und -leder zusammengenäht bzw. gestopft, stellt sie ihre Hybrid-Objekte aus, von denen sich am elegantesten die „Innere Unverborgenheit“, eine Kreuzung aus Teppich und menschlichem Wesen, auf dem Steinboden räkelt.
Wenn man dann nach nicht einmal zehn Minuten Fußmarsch, aber durchgefroren wie ein Eiswürfel, in die Galerie Schuster/Scheuermann plumpst, tut man das in der trügerischen Hoffnung, sich an den großformatigen Bildern von Sabine Dehnel in ganz besonderer Weise erwärmen zu können. In ihrer Arbeit „Spaziergang“ verweben sich jedoch die verschiedenen Sprachen der Fotokunst und Malerei auf so sonderbare Weise miteinander, dass von dem sommerlichen Idyll auf der Leinwand am Ende ein Gefühl der Unbehaglichkeit, beinahe Gewalt ausgeht.