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Paketbomben-Anschläge in RomAnarchistische Gruppe bekennt sich

Eine Anarchistische Gruppe hat sich zu den Anschlägen in Rom bekannt. In einem Schreiben erklären sie, die Explosionen seien Racheaktionen gewesen. Zwei Menschen wurden schwer verletzt.

Italienische Polizei vor der Chilenischen Botschaft in Rom. Bild: dpa

ROM dapd | Eine anarchistische Gruppe hat sich zu den Paketbomben-Anschlägen auf die schweizerische und chilenische Botschaft in Rom bekannt, bei denen am Donnerstag zwei Menschen schwer verletzt wurden. Die Attentate seien Racheaktionen für das Vorgehen der beiden Länder gegen Anarchisten gewesen, sagte Alfredo Mantovano, Untersekretär des auch für Terrorbekämpfung zuständigen italienischen Innenministeriums am Freitag.

Die Schweiz wurde demnach zum Ziel, weil die engere Zusammenarbeit der Behörden beider Länder zur Verhaftung mehrerer Anarchisten geführt habe. Einem italienischen Radiosender sagte Mantovano, Chile sei für die Attentäter zur Zielscheibe geworden, weil in dem südamerikanischen Land im vergangenen Jahr ein Anarchist ums Leben gekommen sei.

Nach einem Bericht der römischen Nachrichtenagentur ANSA wurde an einem der beiden Tatorte ein Bekennerschreiben der italienischen Gruppe Informeller Anarchistischer Bund (FAI) mit dem Slogan "Lang lebe FAI, lang lebe die Anarchie" gefunden. Innenminister Roberto Maroni sagte, es gebe verschiedene Elemente, die eine Spur zu "Anarchisten-Aufrührern" ergäben. "Das sind gewalttätige Gruppen die auch in Griechenland und Spanien präsent und sehr gut vernetzt sind" sagte er.

Die griechischen Sicherheitsbehörden wurden nach eigenen Angaben am Abend von ihren italienischen Kollegen kontaktiert. Einen unmittelbaren Zusammenhang mit den Paketbomben-Anschlägen in Griechenland sehe man aber nicht. Inzwischen wurden alle Botschaften in Rom alarmiert, wie der römische Polizeichef Francesco Tagliente mitteilte.

Nach Angaben des Schweizer Botschafters Bernardino Regazzoni kam die Bombe der Post. Wo die Fracht aufgegeben wurde, sagte er nicht. Der Botschaftsmitarbeiter wurde an der Hand und in der Brust verletzt.

Die Bombe in der chilenischen Botschaft wurde der italienischen Nachrichtenagentur ANSA zufolge innerhalb Italiens aufgegeben. Der Umschlag mittlerer Größe war nach Worten von Botschafter Oscar Godoy an den Kulturattaché adressiert. Ob er von der Post oder einem Boten angeliefert wurde, sei unbekannt.

Der erste Sprengsatz explodierte nach Polizeiangaben gegen Mittag, als ein Mitarbeiter der Schweizer Botschaft eine Sendung öffnete. Rund drei Stunden später detonierte eine weitere Paketbombe in der chilenischen Botschaft. Dabei wurde ebenfalls eine Person verletzt worden. "Es gab keine Flammen, nur ein wenig Rauch", sagte Botschafter Godoy. Dem verletzten chilenischen Botschaftsmitarbeiter wurde später ein Eisenbolzen aus der Brust heraus operiert. Außerdem erlitt er schwere Verletzung an einer Hand und im Gesicht. Er ist in Gefahr, in einem Auge blind zu werden.

Der 53-jährige Mitarbeiter der Schweizer Botschaft erlitt einem Polizeisprecher zufolge schwere Verletzungen an den Händen, schwebte aber nicht in Lebensgefahr. Die Online-Ausgabe der Schweizer Zeitung "Le Matin" berichtete, die Hände des Opfers müssten möglicherweise amputiert werden.

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12 Kommentare

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  • B
    (B)

    @(A)

     

    Einfach die Klammer am Ende noch nachträglich dranhängen ;)

  • H
    Henning

    Das waren Faschisten, wie auch schon die RAF faschistisch war. Andere würde niemals den Tod von Unschuldigen in Kauf nehmen (außer vielleicht Bankangestellte die in nem faschistischen Unternehmen arbeiten).

  • A
    (A)

    @rupprecht

    die infos zum link sind futsch. was hat das zu bedeuten?

  • SS
    Stefan S.

    Wie kann man sich als Anarchist darüber aufregen das andere Anarchisten sterben?

     

    Ist das nicht Anarchie wenn Leute mit oder ohne Grund ermodet werden können?

  • PK
    paul krotopnik

    Das müssen ja komische Anarchisten sein, die meinen, sie könnten irgenwas "rächen", indem sie ein paar kleinen Botschaftsangestellten Bomben schicken. Das weiss man doch, dass Post in Behörden auf Sekretärsebene geöffnet wird. Ich tippe also eher auf Vollidioten, die sich für Anarchisten halten oder irgendeinen Geheimdienst der Stimmung für eine kommede Hetzjagd machen will.

  • D
    Dan

    jaja, die Italienischen Anarchisten. AISI oder DIS? Welche dieser beiden "Anarchistenvereinigungen" war das wohl?

  • S
    Selpeter

    Ich bin skeptisch, ob wirklich eine anarchistische Gruppe, von der man vorher noch nie gehört hat, hinter den Anschlägen steckt.

    Spätestens seit Daniele Ganser kennt man ja auch die Wahrheit hinter der Roten Brigaden.

  • SS
    Stephan Schulz

    Wenn sich der Anarchismus als eine Utopie versteht, die gegen die Herrschaft von Menschen über Menschen kämpft, dann sind die, die hier Menschen schwer verletzen und damit deren selbstbestimmtes, unbehindertes Leben zerstören, widerwärtige, arrogante Schwachköpfe und sicher keine Anarchisten, die diesen Namen zu Recht in Anspruch nehmen.

  • KK
    krankheit + konsum

    ...der selbe anschlag mit einem bekennerschreiben von al-kaida, und die mediale aufmerksamkeit wäre wesentlich höher. jetzt, woe es anarchisten waren, steht es bei der taz in der schlagzeilenspalte, beim spiegel gar nicht und in der tagesschau wird es als randbemerkung abgehandelt...

     

    *** Anmerkung der Redaktion: Wir hatten die Geschichte auch als Aufmacher auf der Seite. Aber ein Text kann ja nicht ewig da oben stehen ... :-)

  • Y
    Yoda

    Briefbömbchen, die irgendwen treffen. Feige, dumm, menschlich abgrundtief beschissen. Mir wird sich bis ans Ende meiner Tage nicht erschließen, was solche Leute dazu antreibt.

  • AW
    ArDaga Widor

    Das ist kein anarchistisches Tun. Wer so lebensfeindlich vorgeht, ist auf dem selben euphemistischen Rückschritts(m)arsch, wie die sogenannten demokratischen Parteien der sogennanten demokratischen Wahldemokratie. Die es zu konfrontieren, als Eben-Nicht-Volksherrschaft zu entlarven, gilt.

    Aber nicht mit ebenderen Gewalt-Mitteln! Und sich aug-um-aug-gleich (schlecht) stellend. Wahre Anarchisten üben keine Gewalt-über. Auch nicht wider Mitarbeitern "des Systems". Wahre Anarchisten sind solche Briefbombenmixer und -sender nicht. Genauso wenig wie die RAFler Anarchisten waren/sind.

  • R
    Rupprecht

    Liebe TAZ.

    Nicht immer alles glauben was so durch die Nachrichten Agenturen auf Eure Tische kommt.

    Bitte WIKIPEDIA lesen

     

    http://de.wikipedia.org/wiki/Strategie_der_Spannung_(Italien)