Pädosexuelle im Bistum Trier beschäftigt: „Missliche“ Anstellung
Bischof Ackermann beschäftigt sieben pädosexuelle Täter in seinem Bistum Trier. Dem Beauftragten der Regierung stellt sich die Frage der Glaubwürdigkeit.

Devise des Bischofs: „Umgang mit den Tätern finden, ohne Toleranz für das Verbrechen“. Bild: dpa
BERLIN taz | Der Nationale Beauftragte gegen sexuelle Gewalt Johannes Wilhelm Rörig ist erschrocken über die Vorgänge in der Katholischen Kirche. Es sei „sehr misslich“, dass Bischof Ackermann Pädosexuelle in seinem Bistum beschäftige, sagte Rörig der taz. Der Beauftragte drängt darauf, dass auch die Kirche bereit ist, mit der Bundesrepublik Deutschland einen Vertrag über Aufklärung und Prävention zu schließen.
Bischof Stephan Ackermann, in dessen Bistum sieben pädosexuelle Täter beschäftigt sind, ist nicht irgendwer. Er ist der Beauftragte der Katholischen Bischofskonferenz gegen sexuellen Missbrauch. Ackermann sagte am Montag in einem Radiointerview, „dass wir versuchen, mit den Tätern als Menschen und Priestern umzugehen – ohne das Verbrechen zu tolerieren“.
Über die Frage, was die sieben Pädokriminellen in seinem Bistum genau machen, äußerte sich Ackermann sibyllinisch. Er sagte, es stelle sich die Frage nach der Glaubwürdigkeit. „Kann ein Priester, der Missbrauchstäter geworden ist, glaubwürdig in der Seelsorge auch in beschränkten Bereichen tätig sein?“
„Kein Zugang zu Jugendlichen“
Der Beauftragte der Bundesregierung hat darauf ein eindeutigere Antwort: „Es muss natürlich klar sein“, sagt Rörig der taz, „dass ein Täter unter keinen Umständen mehr Zugang zu Kindern und Jugendlichen bekommt – auch nicht über den Umweg der Seelsorge.“ Rörig ist vor 100 Tagen der bisherigen Beauftragten Christine Bergmann nachgefolgt. Er hat von Anfang an betont, dass er sich direkt in die Aufklärungsarbeit der Institutionen einmischen will.
Rörig unterstrich mit Blick auf die neuerlichen Ereignisse, dass er mit den Kirchen und allen großen Jugendverbänden verbindliche Verträge über Prävention schließen will. Darin ist enthalten, dass sich die Institutionen für ein Monitoring öffnen – das bedeutet, dass der Nationale Beauftragte direkt in Sportverbänden, bei Pfadfindern und bei Kirchengruppen überprüfen lassen kann, „was sie tun, damit Kinder und Jugendliche vor sexualisierter Gewalt geschützt werden“. Der Deutsche Olympische Sportbund steht kurz vor der Unterzeichnung einer solchen Vereinbarung.
Rörig berichtete unterdessen, dass es selbst in der Bundesregierung große Probleme im Umgang mit sexueller Gewalt gebe. Drei Ministerinnen der Regierung hatten jüngst versprochen, ein Konzept für eine sogenannte Clearingstelle zu entwerfen; das ist eine leicht zugängliche Anlaufstelle für Betroffene sexueller Gewalt, die professionell klärt, ob und wie Hilfe und Therapie den Opfern zuteil wird. Nun musste Rörig bekannt geben, dass es in der Regierung keinerlei Fortschritt bei dem Thema gibt. Seine Anfrage an fünf Bundesministerien konnten diese – angeblich aus Zeitgründen – nicht beantworten.
Die Clearingstelle war das Kernstück der Vorschläge des von Bundeskanzlerin Angela Merkel eingesetzten Runden Tisches gegen sexuelle Gewalt. Die Clearingstelle soll über einen Etat von 100 Millionen Euro zur Hilfe für Betroffene sexueller Gewalt verfügen. Auch in dieser Frage gibt es bislang keinen Fortschritt zu vermelden.
Leser*innenkommentare
Ari Prempeh
Gast
Typisch K-Kirche,sie lernt und lernt nix,stocksteif in ihren 2000 jahren alten Mief!!!
Ari Prempeh
Gast
Typisch K-Kirche,sie lernt und lernt nix,stocksteif in ihren 2000 jahren alten Mief!!!
Falmine
Gast
Mich hat der Hinweis des Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung außerordentlich beunruhigt! Wie ist es nur möglich, dass Ministerinnen nicht sofort aktiv werden? Sowohl in der Einrichtung einer Clearingstelle als auch gegenüber dem Beauftragten der Katholischen Kirche ist unverzügliches Handeln gefordert!
Wenn der Bischof die Verbrecher in den eigenen Reihen nur einer himmlischen Gerechtigkeit unterwerfen will und nicht der irdischen Gerichtsbarkeit überstellen will, sollte der katholischen Kirche jede Tätigkeit mit Kindern und Jugendlichen untersagt werden. Für Kindergärten und Krippen, für Kinderheime, Jugendzentren und Jugendlager usw. wird ihr die Betriebsgenehmigung entzogen, weil sie nicht geeignet ist!
Alle Zuschüsse werden gesperrt. Vielleicht beschleunigt das die Einsicht?
Für die schlampenden Ministerien erwarte ich ein klares Machtwort der Bundeskanzlerin!
Konservativ
Gast
Das ist ein Fall für Anonymous. Die Daten dann bitte den Nazis zukommen lassen, die können sich auch mal nützlich machen.
Wolfgang Banse
Gast
Trierer Bischof sollte seinen Hut nehmen
Der Missbrauchsbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz ist nicht tragbar und glaubwürdig
was Missbrauchsfälle betrifft.
In seinen Bistum lässt er auffällig gewordene Priester weiter ihren Dienst versehen.
Bischof Ackermann redet mit zweierlei Zungen,was Verurteilung von Missbrauchsfällen betrifft und sein nicht Einschreiten in seinen Bistum was auffällig gewordene Priester betrifft.
Dem Trierer Bischof ist an zu raten,nicht am Sessel zu kleben,sondern sein Amt welches er inne hat zur Verfügung zu stellen.
Andreas J
Gast
Wieso kommen die nicht vor Gericht? Habe ich da irgendwas nicht mitbekommen? Steht die kotholische Kirche über dem Gesetz?
Pia Survivor
Gast
Werden da Böcke zu Gärtnern gemacht?
Hört das Unrecht niemals auf?
Kinder weiterhin hilflos, wehrlos arglos?
Die Täter müssen meiner Meinung nach entlassen werden und von Kindern fern gehalten.
Ihre Namen sollten zum Schutz dritter bekannt gegeben werden.
Prangert sie an alle!
Ausserdem:
Verjährungsfristen: Die zivilrechtlichen Verjährungsfristen von 30 Jahren genügen meiner Meinung nach gar nicht, die Verjährungsfrist muss ganz weg fallen, Opfer haben lebenslänglich an den Folgen der Taten zu Leiden und zu tragen.
Opferschutz: Der Ansatz das Betroffene bei Ermittlungen nicht häufiger als nötig mit Befragungen belastet werden sollen ( diese wirken oft retraumatisierent) , scheint mir eine Gute Sache, wobei ich die Befragungen durch Kripobeamtin als wesentlich weniger unangenehm erfahren, empfunden habe, als die Befragungen einer Behörde die zur Abgabe von Rentenanträgen von Opfern kontaktiert werden muss. Nur wie funktioniert Opferschutz bei frei laufenden Tätern? Wer hilft den lebenslänglich Geschädigten weiter?
Beratungsstellen: Besser finanzielle Ausstattung ist nicht die einzige Möglichkeit zur Verbesserung der Situation der Opferberatungsstellen, es sollten unbedingt erfahren Survivor, sprich Opfer zur Beratung der Beratungsstellen vorhanden sein. Es sollte auch gelehrt werden wie geht man gegen Täter vor.
Viele anderen Fragen beantworten sich bei:
www.netzwerkb.org
" Böcke zu Gärtnern" http://netzwerkb.org/2010/02/18/diese-hure-hat-den-kuster-verfuhrt/
Pia Survivor
Angelika Oetken
Gast
Ob die Zurückhaltung der Ministerien gegenüber Herrn Rörigs Vorschlag wohl damit zusammen hängen könnte, dass man seinen Parteigenossen und den zahlreichen politischen Freunden so etwas lieber nicht zumuten will?
Wo doch eine flächendeckende effektive Beratung und Begleitung, genauso wie eine faire und professionelle juristische Bearbeitung dazu beitragen könnte, dass sich auch all diejenigen melden, die von Honoratioren sexualisiert misshandelt wurden und werden.
Siehe z.B. "Sachsensumpf".
"Macht und Missbrauch" - das bezieht sich nicht nur auf Wirtschaftsverbrechen.
Wir dürfen von Politikern nicht viel erwarten. Die sind größtenteils im Filz mit drin.
Wir müssen selbst aktiv werden. Viele von uns. Noch viel mehr als bisher.
Oder wie sagte meine Oma immer: "Tue recht und traue niemand".
Angelika Oetken, Berlin-Köpenick, Betroffene sexualisierter Misshandlung in der Kindheit
Thomas Fluhr
Gast
Die berühmte Deutsche Treue……alle bleiben sich treu.
Dieter Carstensen
Gast
Mich wundert an der Verlogenheit der sogenannten "Gläubigen" gar nichts mehr.
Ich habe vor 2 Jahren mal im Internet einen Artikel veröffentlicht, als die ganzen Skandale öffentlich wurden, wie es mir ergangen ist, in meiner eigenen Kindheit.
Zitat daraus:
"In "unserem" evangelisch geleiteten Kinderheim wurden Kinder bei den geringsten Vergehen mit Berkemann Sandalen von den "christlichen" Diakonissinnen grün und blau geschlagen, ich hasse seitdem Berkemann Sandalen, im Winter (!) unter die eiskalte Dusche gestellt, bis die Kinder vor Schmerz schrien, wenn die Kinder vor Liebesentzug in's Bett machten, wurden sie in ihren Exkrementen in das Bett gefesselt, weil sie ja "bockig" waren.
An mich trauten sich die perversen Sadistinnen "im Namen des Glaubens" nicht, weil ich ja "nur" tagsüber im Heim war und meine Mutter, dienstrechtlich, Vorgesetzte dieser Typen war."
Link zum Artikel:
http://www.trend.infopartisan.net/trd0310/t270310.html
Nur wenige Medien trauten sich seinerzeit meinen Artikel zu übernehmen, obwohl ich alles mit den schriftlichen und beeidigten Aussagen von anderen Kinderheimskindern belegt hatte.
Was ich an der TAZ so schätze, die TAZ lässt sich den Mund nicht verbieten, sie schreibt Klartext.
Das gefällt mir, die fast schon systematische Lügerei von Kindesmissbrauch durch katholische Pfaffen seitens der katholischen Kirche hingegen nicht.
Die Katholen sollten sich schämen, wobei es bei den Evangolen z.T. auch nicht viel besser aussieht.
miller camille
Gast
die werden doch nur beschützt von der übermacht Religion
c.p.
Gast
Eine Schande für die katholische Kirche, eine Schande für unsere Regierung, ein erschütterndes Bild einer gleichgültigen Gesellschaft!
Altruismus ist zwar offensichtlich unpopulär, weil er keinen Profit bringt aber es wäre sehr dringend an der Zeit, sich darauf zu besinnen!
ellen
Gast
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Was für eine traurige und empörende Bilanz! Da stellt sich nicht nur die "Frage der Glaubwürdigkeit".
ew
Schneider
Gast
Staat und Kirche haben kein ernsthaftes Interesses zur Aufklärung der Mißbräuche an Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen in den Katholischen und Evangelischen Kirchen und deren Einrichtungen.
Mit Gauck als Kirchenmann im Amt des Bundespräsidenten wird es absehbar keine Untestützung für die Opfer geben.
Wo soll das enden? In Selbstjustiz?
Uwe Püschel
Gast
Solche Personen ( wenns wirklich bewiesen ist ) gehören in Haft , und zwar lebenslänglich , mit anschließender Sicherheitsverwahrung !!!
Wie kann es sein , das ein Kindervergewaltiger noch frei rumlaufen kann ( Voraussetzung , Tat nach gewiesen ) und auf Kosten der Steuerzahler ( Das Gehalt wird von Steuern bezahlt ) breit grinsend weitere Kinder misshandeln kann !!!
Die Auflage , das sie nicht mehr mit Kindern und Jugendlichen arbeiten dürfen , hindert sie nicht daran , das höchste , unsere Kinder , zu misshandeln !!!
Gruß Uwe Püschel
Tommy
Gast
Was sollte man denn nach Meinung des "Beauftragten der Regierung" mit solchen Menschen machen? Sie in ein Lager stecken?