piwik no script img

Paartherapeut über "zu perfekten Sex"Hoffnung für Alpha-Weibchen

"Das Magazin" lässt Paartherapeuten über ihre Beziehungsprobleme sprechen. Und enthüllt manch Überraschung. Nicht nur Madonna würde sich wundern.

Einfach alles zu super? Madonna und Ehemann ... wie hieß er noch gleich? Bild: reuters

Die Welt hält momentan den Atem an. Denn ihre ungekrönte Königin ist privat in schwere Gewässer geraten, wenn man einschlägigen Fachzeitschriften glauben darf. Im achten Jahr ihrer Ehe scheint es zwischen Madonna und ihrem zehn Jahre jüngeren Mann Guy Ritchie zur finalen Beziehungskrise gekommen zu sein; beim Eheberater haben die Ikone und der C-Movie-Regisseur bereits gesessen. Die Prognosen fallen pessimistisch aus; eine Scheidung sei nur noch eine Frage der Finanzberater.

Schnell sind die Interpretationen getippt: dominanter Perfektionismus versus softe Viertklassigkeit, dann der Altersunterschied - niemals konnte das gut gehen. Ist also das bevorstehende Ende von Madonnas Ehe ein Befreiungsschlag, durch den der Weltstar das öde Mittelmaß hinter sich lässt? Und zugleich, wie noch stets bei Madonna, ein globales gesellschaftspolitisches Signal: ein Hoffnungszeichen für alle Alpha-Weibchen, die Fesseln der Klotz-am-Bein-Paartristesse zu sprengen?

Wer die rosarote Fanbrille absetzt, wird jedoch die Tücken dieser vorschnellen Deutungen erkennen. Schließlich ist es heute das Schicksal erfolgreicher Frauen, im 21. Jahrhundert die private Orientierung nach unten zu managen. Denn die Klage darüber, dass starke erfolgreiche Männer, die der moderne Feminismus privat natürlich bevorzugt wie seit Adam und Eva, dass also jene Zielgruppenmänner gleichwertige, also starke erfolgreiche Frauen nicht ertragen würden -, dieses weibliche Weißweinschorlegejammer ist enervierend ubiquitär geworden. Noch genährt von den Empfehlungen der modernen Soziologie, dass sich Juniorprofessorinnen und Ressortleiterinnen ohnehin endlich andere Jagdreviere suchen sollten: Trainer, Taxifahrer und Kneipenbesitzer. Kein Rechtsanwalt fände bekanntlich eine Agenturschnalle oder Modetussi inadäquat.

In Madonnas Ehedrama steckt jedoch noch mehr Potenzial: Man stelle sich vor, beide würden es noch einmal miteinander versuchen! Noch einmal umeinander kämpfen und es gemeinsam durchstehen, wie es im Fachjargon so martialisch heißt. Was wäre das für eine Botschaft Madonnas: Wonder-Woman meistert just zum 50. Geburtstag auch noch die konkrete Utopie unserer Zeit! Paartherapeutenhilfe bräuchte es aber wohl trotz Kabbalismus für dieses Projekt.

Das Magazin hat jetzt passenderweise mehrere Psychoprofis befragt, wie die Paartherapeuten privat ihre Emo-Strategien perfektionieren. Vibuthi Uzler, 36: "Wenn ich verliebt war, und das war ich oft, war ich euphorisch, und alles schien gut. Aber sobald die Liebe nachließ, glaubte ich zu schrumpfen und keinen Zugang mehr zu mir selbst zu haben." Ihr selbst verordnetes Rezept: eine "strenge Single-Phase", in der ihr bewusst wurde, "dass nicht meine Partner das Problem waren, sondern meine falschen Vorstellungen von Beziehung und Liebe". Oha.

Florian Kaempfer, 40, kann gar seine bisherigen drei Beziehungen Lebensabschnitten zuordnen: "Erkenntnis des Problems", "Änderung meines Verhaltens" und drittens eine aktuelle, noch undefinierte Phase, von der aber immerhin klar ist: "Meine ersten beiden Beziehungen mussten sein, damit die dritte auf Augenhöhe funktioniert." Bingo. Die Hauptschwierigkeit: "Meist wollen die Frauen ihren Mann anders haben, als er ist." Ist das Madonnas Problem? Clemens Rosenow, 40, sieht es anders: "Die Frau wartet und redet, sie will die Beziehung ändern, sie will sie retten. Und der Mann schweigt und schweigt." Ist Guy Ritchie auch so einer?

Desaströses Beziehungschaos entsteht da schnell: "Ich habe mich nie vollständig eingelassen, habe mir immer ein Hintertürchen offengehalten." Seufz. Michaela Rackelmann, 40, hat aus der Not eine Tugend gemacht und einen Therapeuten geheiratet: "Selten trennen wir Privates und Berufliches." Hm, hm. Revolutionär ist ihre These, wonach schlechter Sex beziehungsfördernd ist, da so Gespräche nötig werden: "Weil es langweilig wird, wenn immer alles gut ist, auch der Sex." Vielleicht haben Madonna und Guy Ritchie einfach nur zu perfekten Sex?

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

3 Kommentare

 / 
  • H
    hsnt

    vllt macht guy nach madonna auch endlich mal wieder gute filme

  • I
    Ihr

    dieses kleine dusi-wusi hätte auch auf jedem anderen boulevard laufen können

    hilft's den verkaufszahlen?

  • M
    Max

    Zugegeben, ich habe den vorliegenden Artikel gar nicht zu Ende gelesen. Die Bezeichnung von Guy Ritchie als C-Movie Regisseur hat mich gehörig abgeschreckt. Ich kann Herrn Cammann nur empfehlen sich schnellstmöglich Ritchies Filme "Snatch" und "Bube Dame König Gras" zu besorgen, sie anzusehen und zu genießen. Dann wird er seine etwas wunderliche Meinung hoffentlich revidieren.