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PRESS-SCHLAGEine unbezahlbare Idee

■ Eine „Friedensfahrt“ mit moralischem Anspruch hat in der Zeitrechnung des Sponsoring keine Chance

Das ist eigentlich eine ganz normale Rundfahrt“, empfand der Rad-Amateur Frank Augustin, nachdem er die erste Friedensfahrt seines Lebens gestern in Warschau beendete. Sowas hätte er in der DDR nicht sagen dürfen — und auch nicht sagen wollen. Das Radrennen zwischen Prag und Warschau wurde 1948 geboren, als die Völker noch ihre Kriegswunden pflegten. Es sollte ein sportliches Signal des friedlichen Europas sein.

So wurde 1952 mit der Deutschen Demokratischen Republik auch ein deutscher Staat ins Veranstaltertrio aufgenommen.

Die Botschaft wurde verstanden: Millionen Menschen strömten an die „Straßen des Friedens“ und sie wußten, es sind nicht nur wie wild in die Pedalen tretende Radfahrer, die da an ihnen vorübersausten. Es ist auch eine Idee. Picassos Friedenstauben auf den Trikots der Besten hinterließen ihre Spuren in den Köpfen der Menschen. Aber die Zeit edler Ideale ist vorbei, wenn sie sich nicht finanzieren können. Den Organisatoren in Polen, der CSFR, und in Deutschland sowieso, gingen die sozialistischen Staatssponsoren verloren. Neue fanden sie kaum. Das Fernsehen übertrug das Rennen nicht mehr, weil es nicht genügend Geld dafür bekam (!) — verkehrte Welt, in der sonst TV-Einnahmen zu den sprudelndsten Finanzquellen zählen.

Die sportliche Qualität des Rennens blieb unbestritten. Österreich und Ungarn wollen sich im nächsten Jahr als Veranstalter beteiligen. Das weckte die Deutschen auf, die ein Jahr pausierten. Bundestrainer Wolfram Lindner („Ich kam durch die Friedensfahrt zum Radsport.“) kündigt Gespräche des Bundes Deutscher Radfahrer mit den polnisch-tschechoslowakischen Sportfreunden an.

Die Internationale Friedensfahrt wird überleben und sie wird wohl auch wieder über deutsche Straßen führen. Aber nicht, weil man sich hierzulande auf seine Friedensliebe und die Völkerfreundschaft besann, sondern weil damit ganz einfach Geld zu verdienen ist. bossi

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