PR-Strategie für den Krieg: CIA setzt auf Terrorangst
In Deutschland schwindet die Zustimmung zum Afghanistan-Einsatz. Deshalb will der US-Geheimdienst dort verstärkt auf die Gefahren möglicher Anschläge aufmerksam machen.
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BERLIN taz | Die CIA hat eine PR-Strategie entwickelt, mit der die Unterstützung des Afghanistan-Einsatzes unter der deutschen und der französischen Bevölkerung verbessert werden soll. Die Online-Plattform WikiLeaks hatte das Dossier bereits Ende März veröffentlicht. Aufmerksamkeit erhielt es jetzt, nachdem am vergangenen Sonntag vier deutsche Soldaten beigesetzt wurden, die bei Einsätzen in Nordafghanistan getötet worden waren.
Die Zustimmung zu dem Einsatz lässt indes immer weiter nach. In einer Forsa-Umfrage sprachen sich zuletzt 62 Prozent der Befragten für einen Abzug der deutschen Soldaten aus Afghanistan aus, einer dimap-Umfrage vom Januar zufolge sind es sogar 71 Prozent.
Nachdem die Niederlande Anfang des Jahres den Rückzug aus der Krisenregion beschlossen hatten, fürchten die USA offenbar, dass auch Frankreich und Deutschland ihre Unterstützung des Isaf-Einsatzes beenden könnten. Aus dem nun von WikiLeaks veröffentlichten PR-Papier geht klar hervor, mit welchen Strategien die CIA dieser ablehnenden Haltung begegnen will. In Deutschland, so meinen die Geheimdienstler, sei die Angst vor terroristischen Anschlägen besonders hoch. Somit solle hier verstärkt auf die wachsende Terrorgefahr und die Zunahme von Flüchtlingsströmen und Drogenhandel im Falle eines Abzugs hingewiesen werden. Außerdem will die CIA hierzulande auf den "Obama-Faktor" setzen.
Für Frankreich existiert eine andere Strategie. Hier geht die CIA von einem besonders hohen Maß an Mitgefühl für afghanische Frauen aus. Diese seien ideale Vermittlerinnen, wenn es darum gehe, den Isaf-Einsatz in Afghanistan zu humanisieren, heißt es in dem Papier. Sie sollen persönlich von ihren Erfahrungen mit den Taliban berichten Die CIA lehnt bisher jede Stellungnahme ab.
KORREKTUR: Aus dem Text haben wir ein Zitat der stellvertretenden Direktorin der Denkfabrik German Marshall Fund in Washington wieder entfernt. Dieses Zitat war nach Darstellung des German Marshall Fund in einem anderen Zusammenhang gegeben worden. Wir hatten uns da auf tagesschau.de verlassen. Die online-Red.
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