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PORTRAITDer Westimport Münch will Sachsen-Anhalt Demokratie lehren

■ Bei der Wahl des neuen Ministerpräsidenten fehlten 10 Jastimmen der CDU-Fraktion/ Münch wird nachgesagt, ein integrer Politiker zu sein

Ein strahlender Sieger, der vor Selbstbewußtsein strotzt: Seit gestern mittag ist Werner Münch, Westimport aus Niedersachen, neuer Ministerpräsident Sachsen-Anhalts. Mit ihm als Regierungschef will die CDU von Sachsen- Anhalt verlorenen Boden wieder gutmachen.

Zwar verfügt Münch als Wessi nicht über eine eigene Hausmacht im Parlament, aber er gilt selbst über die Grenzen der Koalitionsparteien hinaus als integrer Politiker. Die Koalitionsfraktionen standen denn auch bei der Wahl voll hinter ihm, obwohl ihm bei seiner Nominierung zehn Stimmen der CDU-Fraktion fehlten. Die Abgeordneten hätten lieber einen einheimischen Politiker auf dem Sessel des Regierungschefs gesehen.

Nach der Wahl zum Ministerpräsidenten muß Münch mit einem besonderen Manko fertigwerden. Gewählt wurde er auch von der Stasi-Fraktion des Landtags, deren stärkste Gruppe in den alten Blockparteien der Regierungskoalition vermutet wird.

Als Westler betrachtet Münch die Altlasten aus der DDR-Zeit allerdings mit mehr Gelassenheit als die östlichen Politiker. Der Arbeitersohn Werner Münch hat schon immer für einen differenzierten Umgang mit der Vergangenheit plädiert. Wer als 14jähriger mal Informationen weitergegeben habe und dann ausgestiegen sei, den könne man nicht genauso behandeln wie jemanden, der bis zur Wende aktiv gespitzelt habe.

Mit seiner Wahl zum Ministerpräsidenten hat Münch endgültig die Weichen für seine politische Zukunft gestellt. Bis gestern hat er sich nämlich alle politischen Türen offengehalten. Zwar war er schon lange im Gespräch für die Gies-Nachfolge. Ein fliegender Wechsel noch im Lauf der Legislaturperiode sollte den Sympathieschwund in Sachsen-Anhalt umkehren. Aber auch Teile der Niedersachsen-CDU setzten in den ehemaligen Europa-Abgeordneten große Hoffnungen. Auf der Liste des niedersächsischen Fraktionsvorsitzenden Gansäuer für den Spitzenkandidaten der nächsten Landtagswahl stand Münch ganz oben.Das alles hat sich jetzt erledigt. Werner Münch will sofort alle noch verbliebenen Parteiämter in Niedersachen niederlegen und hat sich die CDU in Sachsen-Anhalt endgültig zur politischen Heimat erkoren. Auch seinen ersten Wohnsitz will er in Sachsen-Anhalt nehmen, verkündete er im Landtag. Eine Nachricht, die seine beiden Töchter auf der Zuschauertribüne offensichtlich wie ein Blitz aus heiterem Himmel traf.Münch hat Demokratie gelernt, hoffen die CDU- Leute, die ihn jetzt auf den Schild heben. Vor allem soll er bessere Absprachen treffen und mehr Offenheit in der Koalition pflegen als sein Vorgänger. Dessen Vize Gerd Brunner (FDP) erfuhr erst eine Stunde nach der Presse telefonisch vom Regierungsrücktritt, und Umweltminister Rauls hörte die ganze Geschichte gar erst am nächsten Morgen im Radio. Eberhard Löblich

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