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PORTRAITBundesverdienstkreuz für Herbert Gruhl

Niedersächsische Umweltministerin würdigt „Vater der deutschen Umweltpolitik“  ■ Von Reimar Paul

Die niedersächsische Umweltministerin Monika Griefahn hat den rechtsgerichteten Umwelt- und Lebensschützer Herbert Gruhl mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet. Mit seinem „weltweit erschienenen Bestseller Ein Planet wird geplündert“ habe der 70jährige als „einer der Väter der deutschen Umweltpolitik die Diskussion über die Grenzen des Wachstums in der Öffentlichkeit entfacht“, begründete die Ministerin die Ehrung. Bei der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes stieß die Würdigung des „Ökofaschisten Gruhl“ auf scharfe Kritik. Nach langjähriger CDU-Mitgliedschaft und einem Gastspiel bei der konservativen „Grünen Aktion Zukunft“ (GAZ) hatte Herbert Gruhl 1981 die „Ökologisch-Demokratische Partei“ (ÖDP) gegründet. Diese Gruppierung machte in der Folgezeit weniger durch umweltpolitische Aktivitäten als durch Demonstrationen unter dem Motto „Leben und leben lassen, Solidarität mit den Schwangeren“ oder ein zum Hannoveraner Schlesier-Treffen verteiltes Flugblatt von sich reden. Nachdem die ÖDP auf ihrem 89er Bundesparteitag einen formalen Abgrenzungsbeschluß zu NPD und „Republikanern“ zog, verließ Gruhl die Partei. In seiner neuen Vereinigung, dem „Arbeitskreis Ökologische Politik“ setzte Gruhl, der häufig auch als Redner bei Schweizer Neonazis und geschichtsrevisionistischen Gruppen auftritt, einen „Einwanderungsstopp aus ökologischen Gründen“ durch — da sie hier frören und folglich viel heizten, belasteten Ausländer die deutsche Umwelt mehr als die Deutschen. Und in einem Interview mit der national-revolutionären Zeitschrift 'Junge Freiheit‘ ließ sich Gruhl jüngst darüber aus, ob die ihn umtreibenden Probleme des „Umwelt- und Lebensschutzes in einer Demokratie überhaupt gelöst werden können: Wahrscheinlich nicht.“ Im niedersächsischen Umweltministerium hat man von all dem „noch nie was gehört“. Außerdem, so eine Sprecherin, sei Herr Gruhl ja nicht wegen seiner parteipolitischen Aktivitäten, sondern wegen seiner Verdienste um den Umweltschutz ausgezeichnet worden.

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