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Archiv-Artikel

PORTRAIT ANDREAS WOLF VON THOMAS WINKLER Unverzichtbar

Er ist wahrlich kein Edin Dzeko, über den in Wolfsburg alles läuft. Auch kein Arjen Robben, ohne den bei Bayern München gerade kaum was geht. Und erst recht kein jugendlicher Himmelstürmer wie Lewis Holtby, der dem Mainzer Erfolg sein Gesicht gibt. Nein, Andreas Wolf ist bloß der unverzichtbarste Profi in der Fußball-Bundesliga.

Beim 2:1-Sieg des 1. FC Nürnberg gegen Schalke 04 war er der Mann der Partie. Nicht nur, weil sein Handspiel im eigenen Strafraum ungeahndet blieb. Nicht nur, weil er kurz vor Schluss den Siegtreffer köpfte. Sondern vor allem, weil die Begegnung so war wie Wolf selbst: ein Kampfspiel, nicht schön anzusehen, aber verbissen. Der Nürnberger Kapitän versteht es wie kaum ein anderer, dem Spiel seinen Stempel aufzudrücken: zwar nicht mit präzisen Pässen oder flinken Dribblings. Sondern mit altmodischen Blutgrätschen und hemmungslosem Körpereinsatz. Über sein Tor sagte der Grobmotoriker denn auch: „Ich wollte das 2:1 unbedingt erzwingen.“

Mit so einer Einstellung spielt der in Tadschikistan geborene Deutschrusse stets am Rande einer Karte. „Es ist immer ein gutes Mittel, mit Wucht draufzugehen“, fasste er nach dem Spiel gegen Schalke seine Philosophie zusammen – und war denn auch der einzige Nürnberger, der gelb sah.

Gelb-Rot gab es auch schon: Beim Sieg gegen Stuttgart. In der darauffolgenden Woche, ohne Wolf, verlor der Club prompt in Frankfurt. Nun kam er wieder zurück – und mit ihm der zweite Saisonsieg. Ohne das Kampfschein geht gar nichts bei einem Verein, der nach eigenem Selbstverständnis vom ersten Spieltag an nur gegen den Abstieg spielt.

Deshalb wurde der gerade mal 26-Jährige vor dieser Saison doch tatsächlich von den Nürnberger Fans in die Jahrhundertelf des FCN gewählt. Dort verteidigt er nun neben Stefan Reuter und hinter Max Morlock. Die Gefahr, dass er wie diese beiden Weltmeister werden könnte, besteht zwar kaum. Aber dafür ist er momentan der Spieler in der gesamten Liga, auf den seine Mannschaft am allerwenigsten verzichten kann.