PORTAIT: „Gott ist in den Schwachen mächtig“
■ Mit Maria Jepsen wurde eine feministische Theologin zur ersten Bischöfin der EKD gewählt
Wenn Maria Jepsen über Macht spricht, ist das nächste Wort immer „teilen“. Bemerkenswert bei ihrer traumhaften Kirchenkarriere. Die 1945 in Bad Segeberg geborene Maria Bregas studierte Altphilologie und Theologie in Tübingen, Kiel und Marburg. 1972 machte sie ihren Amtsbruder Peter Jepsen zum Ehemann. 18 Jahre lang arbeitete sie als Gemeindepfarrerin in den nordfriesischen Kleinstädten Meldorf und Leck. Nebenher mischte sie kräftig in der Kirchenpolitik mit: vier Jahre lang als Mitglied in der nordelbischen Kirchenleitung, zusätzlich in vielen Ausschüssen und Gremien, von 1991 als Pröpstin des Kirchenkreises Hamburg-Harburg. Außerdem habe sie, rühmt sich Maria Jepsen, maßgeblich zur Akzeptanz der feministischen Theologie in den Kirchengemeinden beigetragen. „Ich bin selber sehr konservativ aufgewachsen“, blickt sie zurück, „ich hatte früher auch etwas gegen Frauenfragen.“ Gerade das macht es heute ihren Zuhörern und Zuhörerinnen leichter.
„Ich gehe oft mit sehr viel Idealismus und Optimismus an Sachen heran“, beschreibt sie sich selber. „Was mir wichtig ist, kann ich nicht zurückhalten.“ Als eine ihrer Hauptaufgaben sieht sie die Schaffung „Runder Tische“ mit Verantwortlichen und Opfern gesellschaftlicher Mißstände. Das Gespräch mit Ehrenamtlichen, vornehmlich mit Frauen, ist ihr wichtig. Entrüstet beklagt sie, daß das Wort eines Kirchenrates immer noch mehr zähle als die „erfahrungsreicheren und oftmals gehaltvolleren Beiträge von NichttheologInnen, zumal, wenn sie Hausfrauen sind“. Maria Jepsen läßt ihren Blick nicht durch den innerkirchlichen Tellerrand beschränken. Aufenthalte in El Salvador haben ihre Sicht auf viele existentiellen Probleme von Menschen geschärft.
Die Müh(l)en der Vorwahlzeit hat Maria Jepsen besser als erwartet überstanden. Und selbst vom Blitzlichtgewitter der Weltpresse zeigt sie sich unbeeindruckt. Maria Jepsen bleibt zerbrechlich. Am selbstbewußtesten klingt sie, wenn sie auf den Glauben und die Bibel zu sprechen kommt. „Das Weib schweige in der Gemeinde“ — auf dieses ständige Argument der Kirchenpatriarchen antwortet sie: Schließlich waren die Frauen als erste am Grab des auferstandenen Christus, und Frauen sei der Auftrag gegeben worden: „Gehet hin und verkündet in aller Welt...“.
Dennoch: Maria Jepsen wird es schwer haben als Bischöfin. Unzählige Male wird ihr das passieren, was sie in ihrer Vorstellungsrede so beschrieb: „,Braucht die Kirche nicht einen starken Bischof? Sie wirken doch eher zerbrechlich. Wie wollen Sie das schaffen?‘ Dann guckten sie herunter an mir, an meinen einen Meter 68, mit einem Lächeln, das wir Frauen nur allzu gut kennen. Am liebsten hätte ich dann gesagt: ,Gott ist in den Schwachen mächtig!‘“ Uwe Birnstein
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