POLITISCHE SANIERUNG VON HOLZMANN DARF SICH NICHT WIEDERHOLEN: Einmal Rettung und zurück
Auch wenn das Ende der Firma Holzmann gestern immer noch nicht endgültig bestätigt wurde – überfällig ist es lange. Zweieinhalb Jahre hatte der Baukonzern seit der letzten Pleite Zeit, erkannte unternehmerische Fehler zu korrigieren. Heute jedoch drückt Holzmann der Schuh am selben Fleck wie 1999. Der neuen unternehmerischen Führung ist es nicht gelungen, das alte, gescheiterte Geschäftsmodell umzubauen. Einziger Unterschied zu damals: Eigentümer sind jetzt die Großbanken.
Firmen, die schlecht wirtschaften, gehen eben Pleite. Bekanntlich stimmt der Lehrsatz im Falle Holzmann nicht. Ein damals angeschlagener Kanzler brauchte dringend vorzeigbaren Erfolg. So durfte die Firma Holzmann nicht Pleite gehen. Warnungen, die längst fällige Bereinigung der Baubranche durch eine politische Intervention zu verhindern, schlug Schröder in den Wind. Jetzt bläst er ihm dafür umso heftiger ins Gesicht. Denn was, bittschön, unterscheidet die 32.300 deutschen Firmen, die im letzten Jahr Pleite gingen, von Holzmann? Doch einzig nur: das Kanzlerwort.
Aufgabe der Politik ist nicht die Intervention in die Wirtschaft, sondern das Schaffen optimaler Rahmenbedingungen. Insofern liefert die Kanzlerrettung von einst jetzt optimale Munition. Moderne, effiziente Wirtschaftspolitik nämlich subventioniert nicht die alten Dinos, sondern unterstützt die Gründer von heute – den Mittelstand also. Der aber klagt über zu zaghafte Kreditvergabe der Banken, über schlechte Zahlungsmoral, über die Auftragsvergabe der öffentlichen Hand – und über Kanzler Schröder, der nichts zur Verbesserung beiträgt. Die Pleiten des vergangenen Jahres unterstreichen diese Kritik: Nie gab es seit dem Kriegsende mehr insolvente Firmen wie 2001. Folgerichtig warnt der Zentralverband des Deutschen Handwerks deshalb Schröder jetzt: Wer Holzmann jetzt hilft, baut Arbeitsplätze ab.
Das war schon mit der ersten Rettung so. Die Dumpingpreise, mit denen die Holzmänner ihre chronisch leeren Kassen füllen wollten, verhinderten gesunde Konkurrenz und trieben kleinere Wettbewerber in der Branche in den Ruin. Fast ein Drittel aller pleiten Firmen kamen aus der Baubranche. Ohne Holzmann stünde die krisengeschüttete Bauwirtschaft heute besser da. Egal ob Holzmann, Arbeitsmarktpolitik oder Aufbau Ost – wann immer Schröder etwas zur Chefsache erklärt, geht es schief. Das wird jetzt auch vom Wahlvolk so gesehen. Die Umfragewerte der SPD sanken auf 33
Prozent. So schlecht stand Schröder zuletzt im Herbst 1999 da – vor der vermeintlichen Rettung des Baukonzerns Holzmann. NICK REIMER
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