: PEN–Zentrum warnt vor Zensur
■ Appell an Parteien, Parlamente und Justiz, endlich der Aushöhlung von verfassungsmäßig garantierten Freiheiten Einhalt zu gebieten / Martin Gregor–Dellin bleibt Präsident, Carola Stern wird Vizepräsidentin
Darmstadt (dpa) - Das PEN– Zentrum der Bundesrepublik hat vor einer Zensur gewarnt, mit der die von der Verfassung garantierten Freiheiten ausgehöhlt werden. Die 130 Teilnehmer der PEN–Jahrestagung appellierten am Samstag zum Abschluß ihres Treffens in Darmstadt an Parteien, Parlamente und Justiz, angesichts der Aktionen von Strafverfolgungsbehörden und Gerichten gegen Buchhändler und Verleger, des Drucks von Rundfunkräten auf Redaktionen und der Angriffe vor allem der CSU auf die Arbeit des Goethe–Instituts, dieser Entwicklung „endlich Einhalt zu gebieten“. Die PEN–Mitglieder formulierten eine zweite Warnung an die Adresse der öffentlich–rechtlichen Rundfunkanstalten und sprachen sich dafür aus, daß die Programme nicht verstümmelt werden dürften. Die Reduzierung anspruchsvoller Kulturprogramme zugunsten oberflächlicher Kulturberichterstattung, die Abdrängung von Kultur auf spezielle Kanäle des Hörfunks und die Verschiebung wichtiger Sendungen des Fernsehens in die Nachtstunden bedeuteten praktisch, daß die vom Bundesverfassungsgericht verlangte Grundver sorgung im kulturellen Bereich „für die Mehrheit der Hörer und Zuschauer gefährdet“ sei. Das PEN–Zentrum wehre sich gegen alle Versuche, „Hörfunk und Fernsehen mit Rücksicht auf vermeintlichen Massengeschmack zu degradieren“. Auf dem Programm der dreitägigen Zusammenkunft des PEN– Zentrums, das 480 Mitglieder hat, stand am Freitag die Neuwahl des Präsidiums. In ihren Ämtern bestätigt wurden dabei für die nächsten zwei Jahre sowohl der bisherige PEN–Präsident Martin Gregor–Dellin als auch Generalsekretär Hanns Werner Schwarze. Neue Vizepräsidenten wurden die Kölner Journalistin Carola Stern und der Stuttgarter Lyriker Johannes Poethen, neuer Schatzmeister an Stelle von Gerd Hoffmann zudem Adalbert Podlech. Das neue Präsidium wolle sich noch konsequenter als bisher für die Verteidigung der Grundfreiheiten und die möglichst gute Zusammenarbeit mit dem PEN–Zentrum der DDR einsetzen, kündigte Schwarze an.
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