■ PDS bringt Glanz in die Hütte: Weihnachtsfreuden
PDS-Chef Lothar Bisky gefällt sich in diesen Tagen als böser Weihnachtsmann. Während Bündnisgrüne und Sozialdemokraten sich bereits auf ein gemütliches Fest unter rot-grünen Kugeln eingerichtet haben, schickt er explosive Gaben. Ohne seine Partei, so verkündete er am Wochenende, sei an eine Änderung der bisherigen Mehrheitsverhältnisse in Berlin nicht zu denken. Sogar eine formelle Beteiligung an einem rot-grünen Senat will der PDS-Bundesvorsitzende nun nicht mehr ausschließen.
Das sind – zumindest für die Berliner PDS – neue Töne. Deren Chefin Petra Pau hatte zuletzt auf dem Landesparteitag die Rolle ihrer Partei auf der Oppositionsbank gesehen. Abwarten hieß die taktisch motivierte Devise. Übereilte Angebote an SPD und Bündnisgrüne könnten möglicherweise kontraproduktiv wirken, hatte der Westlinke Harald Wolf seine Genossen vor allzu schnellen Machtspielereien gewarnt. Biskys Weihnachtspräsent schafft nun zunächst einmal für seinen Berliner Landesverband Klarheit. Und bringt damit die Kontrahenten in Zugzwang.
Denn jeder in Berlin, der die Große Koalition ernsthaft ablösen will, wird letztlich an der PDS nicht vorbeikommen. Alles andere ist Selbstbetrug. Während die Bündnisgrünen sich noch nicht entscheiden können, ob sie sich an Biskys Präsent die Finger verbrennen wollen, haben es sich die Sozialdemokraten letzte Woche einfacher gemacht. Nachdem der Sonderparteitag gegen jede Zusammenarbeit mit der PDS votierte, wurde das Geschenk in die Ecke gestellt. Vorerst zumindest. Denn wie oft man das Lied von der PDS-Absage auch singen mag, im Verlauf des nächsten Jahres wird sich zeigen, ob man zu guter Letzt nicht doch noch die Gabe aus der Abstellkammer herauskramt. Dafür ist die Aussicht auf einen Regierungswechsel allzu verlockend. Nicht nur zur Weihnachtszeit. Severin Weiland
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