Osteuropa-Projekte : Verständigung ohne Grenzen
Schutzwesten, Workshops, Publikationen: Das vielfältige Engagement der taz Panter Stiftung im postsowjetischen Raum geht auch 2023 weiter.
taz Panter Stiftung, 06.02.2023 | Bisweilen zweifeln Menschen daran, „ob sie sich am anderen Morgen wiedersehen werden“, wenn die Sonne am Vortag untergeht, schreibt Tigran Petrosyan, Leiter der Osteuropa-Projekte der taz Panter Stiftung. Nach dem 24. Februar 2022 gab es in der Ukraine vieler solcher Nächte. „Noch vor dem Aufstehen“, so Petrosyan, „schlagen die ersten russischen Raketen in mehreren ukrainischen Städten ein, der Großangriff hat begonnen.“
Die Panter Stiftung wurde gleich aktiv, und wir begannen, Spenden für unabhängige Medien in der Ukraine, Belarus und Russland zu sammeln. Das war durchaus erfolgreich – bis zum Jahresende kamen rund 240.000 Euro für Osteuropa zusammen. Gelder, die wir an diverse Medien und weitere Projekte weiterleiten – darunter zum Beispiel an die in Osteuropa tätige Medien-NGO n-ost, die zu Beginn des Krieges Geld für Schutzausrüstungen für Journalist:innen erhielt.
Im März 2022 startete dann eine Kolumne der besonderen Art: Unter dem Titel „Krieg und Frieden“ erscheinen seither in der taz regelmäßig Texte, die den Krieg und seine Auswirkungen auf den Alltag aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchten. Die Autor:innen sind überwiegend Journalistinnen und Journalisten aus dem postsowjetischen Raum, die an den Fortbildungs-Workshops der Panter Stiftung teilgenommen haben.
„Krieg und Frieden. Ein Tagebuch“. taz Panter Stiftung & edition.fotoTAPETA_ Flugschrift, 2022, 144 Seiten, 10 Euro
Sie schreiben aus der Ukraine, Russland, Belarus, Moldau, aber auch aus den baltischen Staaten Estland und Lettland und ebenso aus Armenien, Georgien und Kirgistan. Dafür erhalten sie ein Solidaritätshonorar, das über dem üblichen taz-Tarif liegt. Und im September wurde eine Auswahl ihrer Tagebuch-Kolumnen schließlich auch in Buchform veröffentlicht (siehe Kasten). Die Einnahmen des Sammelbandes gehen an die Osteuropa-Projekte der Stiftung.
Tatsächlich war es ein Workshop mit sieben jungen Journalist:innen aus Belarus, mit dem im Jahr 2011 das internationale Engagement der Panter Stiftung seinen Anfang nahm. Es kamen weitere Länder und Kontinente hinzu, aber ein Fokus auf Staaten des postsowjetischen Raums blieb bestehen. Inzwischen haben weit über zweihundert Journalist:innen aus Osteuropa an unseren Workshops partizipiert – angeleitet von Barbara Oertel, taz-Redakteurin seit 1995, sowie Tigran Petrosyan und der Übersetzerin Gaby Coldewey.
Im November 2022 fand der letzte Workshop dieser Art statt: 14 Journalist:innen aus sechs Ländern der ehemaligen Sowjetunion kamen in Berlin auf Einladung der Panter Stiftung zusammen, um sich persönlich auszutauschen und eine Beilage in der taz zu produzieren. In einem Video ist die Journalistin Tatjana Milimko aus Odessa zu sehen, wie sie die schwierigen Fragen aufzählt, die ihr ihre Kinder täglich stellen: „Mama, wann kann ich mich zum Schlafengehen wieder ausziehen? Seit Kriegsbeginn schlafen wir in unser Kleidung, weil es auch während der Nacht Luftalarm gibt.“
Empfohlener externer Inhalt
„Krieg und Frieden“
Ende des Jahres erhielten schließlich sechs unabhängige osteuropäische Medien jeweils 25.000 Euro von der Panter Stiftung. Und unser Engagement geht auch 2023 weiter: Im Januar hat die Stiftung eine 16-seitige taz-Beilage mit langen Artikeln aus der Novaya Gazeta Europe initiiert – kurz darauf wurde diese wichtige russische Exilzeitung in Russland vollständig verboten.
Dafür werden wir unsere Verständigungs-Workshops, die Journalistinnen und Journalisten aus Ländern des postsowjetischen Raumes zum Gedankenaustausch an einen Tisch bringen, auch in diesem Jahr fortsetzen.
Mit Unterstützung des Auswärtigen Amtes wollen wir im 15. Jahr des Bestehens der Panter Stiftung zwei weitere solcher Austauschwochen in Berlin und vielleicht auch anderswo ermöglichen. Denn wir glauben mit Tigran Petrosyan daran, dass es sinnvoll ist, die Kommunikationskanäle über Ländergrenzen hinweg offen zu halten: „Selbst wenn die Waffen schweigen, wird dieser Krieg noch lange nicht zu Ende sein. Wir sind aufgefordert, immer wieder an die Tür zu klopfen, mal leise, mal laut, aber immer hörbar.“
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Herzlichen Dank für Ihre Mithilfe.
Die taz Panter Stiftung hat um Wortspenden für ukrainische, russische und belarusische Journalist:innen gebeten, die seit Kriegsbeginn für die taz berichten. Hier können Sie die Wortspenden nachlesen.