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Ostern ohne iPhoneDie Module spielen verrückt

Es ist Karfreitag und die Osterfeiertage können beginnen – da stürzt plötzlich das iPhone zu Boden und liegt im Koma. Was nun? Ein Erfahrungsbericht.

Wäre mit Hülle noch am Leben: Das iPhone. Bild: Gonzalo Baeza HernándezCC-BY

BERLIN taz | Am Karfreitag ist mein iPhone ins Koma gefallen. Gerade als ich von meinem Arbeitsplatz aufstand um mich für die Osterfeiertage zu verabschieden, rutschte es von einem Stapel Zeitungen herunter, fiel auf die Erde – und ist seitdem nicht mehr zu bedienen. Ich bin wie amputiert.

Meine Kollegin, die ein Handy hat, mit dem man telefonieren und simsen kann, kicherte ob meiner "Oh nein"-Schreie, als ich die Sprünge im Glas entdeckte. Aber es gab noch Hoffnung. Ein Neustart und es wird schon wieder laufen, so hoffte ich. Schließlich sind Uhrzeit und Hintergrundbild noch intakt, auch SMS erreichen mich, aber ich kann sie nicht beantworten, denn der Touchscreen lässt sich nicht bedienen. "Ich hab ein altes Handy für dich, das kann ich dir geben", versucht mich die Kollegin zu trösten, als ich anfange zu hyperventilieren.

Was daran so schlimm ist? Ich habe nicht mal Festnetz zu Hause, ich habe meine Musik auf diesem iPhone, alle meine Kontakte, Fotos, SMS, Apps – mein iPhone und ich, wir teilen ein Leben miteinander. Es liegt nachts neben mir und es ist mein Wecker – ich habe keinen anderen. Wir joggen zusammen, fahren zusammen zur Arbeit und es spendet mir Musik, Nachrichten, Videos – alles wonach mir eben so ist. Während diese Gedanken durch meinen Kopf jagen, rinnt eine Träne über meine Wange, die die Kollegin auf keinen Fall sehen darf. Was weiß sie schon von Smartphones? Eben. Also nicke ich nur geistesabwesend und die Kollegin lässt mich alleine in den dunklen Redaktionsräumen zurück. Sie verreist über Ostern. Das hatte ich eigentlich auch vor, aber ohne mein iPhone? Erst einmal muss es morgen zum besten Arzt, den ich auftreiben kann.

Zu Hause angekommen, verschicke ich erst einmal folgende Mail an meine engsten freunde: +++iPhone nach Sturz schwer verletzt, muss morgen in die T-Punkt -Notaufnahme. Heilungschancen ungewiss. Diese Hilflosigkeit, unerträglich. Ich kann nichts für es tun. Gar nichts. Telefonbuch, SMS - Alles futsch. Habe olles Ersatzhandy von Sohn, mit dem ich nur angerufen werden kann. Das Leben ist nur noch Schmerz. Der Tränenfluss will nicht abreißen. Werde Reise nach HH wohl nach diesem Trauerfall nicht antreten können, mal sehen was der Arzt dazu morgen sagt. Ohne Foni gehe ich nirgendwo hin. Weiche nicht von seiner Seite. Ostern versaut. Beileidsbekundungen sind nur per Mail zu empfangen.+++

Vor dem T-Punkt-Shop in Mitte antichambriere ich also am Samstagmorgen, bis man mich um elf endlich einlässt. Die Diagnose der Assistenzärztin Anfang 20: "Sie brauchen ein neues Gerät, 240 Euro, dauert eineinhalb Wochen. Haben Sie Ihre Daten synchronisiert?"

Wie in Trance verlasse ich den Shop, gehe wieder nach Hause und synchronisiere was das Zeug hält – aber wie ich die Nachrichten retten kann, erschließt sich mir nicht. Ich gehe also wieder los. In einen anderen T-Punkt. Ich will mit einer Handy-Chefärztin reden. Dafür muss ich jetzt sehr lange anstehen. Die Diagnose ist dann leider die selbe: Pech gehabt. Dafür ist das neue Gerät aber am nächsten Tag angeblich schon da. Also, natürlich erst am Dienstag nach Ostern. Meinen Aufschrei ob der horrenden Summe, der Tage ohne iPhone und der Ungerechtigkeit der Welt nimmt die Lady professionell zur Kenntnis, ja, sie kennt diesen Schmerz, doch sie bleibt Profi. Wir sehen uns Dienstag wieder.

Gebrochen mache ich mich auf den Nachhauseweg. Ich lege mich ins Bett und stehe erst wieder auf, um einen Kondolenzbesuch meiner Nachbarin zu empfangen. Sie wusste um die enge Bindung und zeigt soviel Empathie wie es jemandem möglich ist, der kein iPhone besitzt. Es ist gut gemeint, aber was weiß sie schon? Ich sage meine Reise nach Hamburg ab und weiß im selben Augenblick, dass das ein Fehler ist, aber ich bin nicht mehr fähig eine Reise zu planen. Das Telefon meines Sohnes ist eine Zumutung, mehr lässt sich dazu nicht sagen. Aber: Ich schaffe es, aus der Videothek eine "Hilfe-was-soll-ich-ausleihen"-SMS zu verschicken. Seitdem fühle ich mich nicht mehr ganz so elend. Ich erinnere mich an ein Leben vor dem iPhone. Dunkel.

Am nächsten Tag bin ich auf einen Osterbrunch eingeladen und werde von Menschen, die selbst ein iPhone besitzen oder iPhone-Besitzern nahestehen, bestürmt und umarmt. "Es muss furchtbar sein für dich, wie geht es dir, kommst du klar, ich fühle mit dir". Ich höre Geschichten von geklebten und geföhnten iPhones, die alle wie durch ein Wunder dann doch noch funktionierten, aber auch von ähnlichen, niedrigen Stürzen, die eine Existenz vernichten konnten. Der Satz "Genau darum hab ich nur so ein olles Schrottding, damit mir sowas nicht passiert" fällt natürlich auch. Gut, es gibt auch Menschen, die Star Wars und Star Trek nicht unterscheiden können.

Meine Bekannte Isa stürzte an Neujahr in eine Pfütze, ein netter Herr wollte ihr helfen, aber als sie nur "Mein iPhone" stammelte, wühlten sie beide so lange im Matsch, bis es gerettet war. Dann erst half er ihr beim Aufstehen.

Doch die Tage, die das iPhone trocknen musste, waren erholsam, sagt Isa, weil sie nicht alle zehn Minuten ihre Emails abrufen oder den Status bei Facebook ändern musste. Und wirklich, mir fällt auf, dass ich den ganzen Tag über nie abgelenkt bin – ich komme nicht mal auf die Idee, auf das Handy meines Sohnes zu gucken, obwohl meine Chipkarte ja da drin ist – einfach, weil die SMS darauf bei weitem nicht so schön aussehen.

Außerdem: Menschen, die ihre Nachrichten auf dem iPhone während eines Gesprächs checken, brauchen danach 15 Minuten um wieder richtig reinzukommen, erfahre ich. Da sie ungefähr alle fünf Minuten checken, sind sie eigentlich nie Teil des Gesprächs. Puh, gut dass ich das hinter mir habe.

Ob ich denn auch über mein iPhone arbeite, fragt Isa. "Entschuldige mal, das ist doch kein Blackberry! Selbstverständlich nicht", empöre ich mich. Wir sind uns einig: Ein iPhone legt man sich selbst zu, weil man es schön findet und Spaß daran hat. Einen Blackberry bekommt man vom Arbeitgeber oder vom Freund, wenn man keinen Telekom-Vertrag hat. Blackberry bedeutet Arbeit in der Freizeit, ein iPhone Freizeit während der Arbeit.

Am Ostermontag bin ich schon wieder ziemlich ruhig. Die Situation hat ihren Schrecken eingebüßt, ich habe mich sowohl an den Verlust des Telefons als auch an den baldigen Verlust einer Stange Geld gewöhnt. Es gibt schlichtweg keine Alternative für mich. Ich warte jetzt nur noch, dass die Feiertage vorbei gehen und ich ein neues iPhone erhalte. Dabei nutze ich die meditative Ruhe, die von der ollen Gurke meines Sohnes ausgeht – so unsexy wie dieses Gerät ist, genüge ich mir vollkommen selber und suche nicht den Kontakt nach außen, Mails abrufen ist nicht möglich, die SMS ohne die kleinen Sprechblasen kaum lesbar.

Schön. Schön, so für zwei, drei Tage – aber ich bin ein Bürger des neuen Jahrtausends. Ich habe von dieser Frucht genascht und werde fortan nur mit ihr gemeinsam durchs Leben gehen und einen nach dem anderen von den "Genau-darum-hab-ich-nur-so-ein-olles-Schrottding"-Telefonierern in unserer iPhone-Selbsthilfegruppe begrüßen, mit dem wissenden "Ich-habs-dir-doch-immer-gesagt"-Blick. Und sie werden verlegen lachend zu Boden gucken und mir dann in die Augen sehen und nicken. Denn sie wissen, es ist Liebe.

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23 Kommentare

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  • D
    Dirk

    Was soll denn all das Bashing hier...? Klingt ja wie Getrolle im Heise-Forum! ;-)

     

    Im Ernst: Ich habe mich königlich amüsiert. Mein *phone ist nämlich ebenfalls kurz vor Ostern durch einen Sturz so schwer verletzt worden, dass es sogar nach Berlin in ein Spezialklinik musste. Ich kann das nachvollziehen, und sowohl die Gedankengänge als auch die Komik dahinter erkennen. - Ihr nicht?

     

    Ach ja, und "Werbung" ist das ja wohl noch lange nicht...

  • F
    freidenker

    dieses scheiss apple productplacement kotzt mich an.

     

    funktelefone sind die größte seuche der jetztzeit.

     

    mobilfunk macht dumm und depressiv.

  • A
    abraxas

    Belangloser Artikel; tussenhafter Schreibstil, wirklich wie peinlich. Fehlte nur noch ein "hihi" im Dialog. Lesen Sie mal die FAZ (heute) zum selben Thema, da kann Ihnen inhaltlich sowie stilistisch geholfen werden.

  • V
    vic

    Ostern beim Familientreff habe ich so ein Teil kennengelernt.

    Der Freund meiner Nichte hat ein Ei-Phone.

    Das Teil ist ein Konversationskiller. Irgendwann fragte ich in die Runde; wann ist doch gleich Kinostart des dritten Teils der Stieg Larsson Trilogie?

    Keine 5 Sekunden später wusste ich das örtliche Kino, das Datum und die Vorführzeiten. Im Juni!

    Nee Danke.

  • V
    vic

    Jens Schlegel find ich gut

  • R
    rocker

    falsches Bewusstsein: Warenfetisch

  • DN
    Dirki Nr.1

    Suuuuper Geschichte habe herzlichst gelacht und geschmunzelt so ist halt das Leben .

  • CK
    Christian Kriegsmann

    Also ich bin auch dafür, dass ihr den Herrn Schlegl einstellt. Schreiben kann er mindestens so gut wie dat Julchen, aber er hat einfach noch mehr Biss ;)

     

     

    Es passiert ja sonst nichts in der Welt, aber wie Hagen Rether immer so schön sagt:"Wir ham ja Zeit, wir ham ja Zeit...."

  • JS
    Jens Schlegel

    Neulich wollte ich noch schnell Erdbeeren für mein Sekt-Brunch kaufen. Bin dann noch schnell in meinen Porsche gesprungen, aber die Batterie war leer. Also bin ich natürlich erstmal weinend und hilflos ausgestiegen, der ADAC konnte erst in Stunden kommen. Hach. Dann schnell zum Bus. Wie urig mit all den Menschen in quasi Kontakt zu treten. Wahnsinnig beflügelt bin ich dann in den Bio-Laden, der zwar keine Erdbeeren hat zu dieser Jahreszeit, aber ich habe mich so frei gefühlt. Dann gegenüber in den Penny, noch schnell Erdbeeren geholt und zu Fuß! zurück nach Hause.

    Wahnsinn, der Wind in meinem Haar, die harte Straße so real an den Füßen.

     

    Wie sagten die Radler und Fußgänger immer "So ein Auto ist doch mehr Pflicht als Freiheit.", heute wusste ich was sie meinen.

     

    Aber dennoch, mein Porsche ist mehr, er spielt meine Musik, ich kann mein Sakko auf den Beifahrersitz legen, er spendet mir Schatten wenn die Sonne scheint. Und auch ist er ja ein Porsche und kein Phaeton, den bekommt man - und zwar ja wirklich nun jeder, von der Putzfrau bis zum Portier - als Arbeitsgerät überlassen. Porsche legt man sich freiwillig zu, ist Spaß.

     

    TAZ, das ist reine Dekadenz, darf ich jetzt auch Artikel schreiben?

  • T
    Theo

    Ein Leben ohne iphone, das geht doch gar nicht mehr,

    ich kann Dir nachempfinden, was Du durchmachst.

    Mein Mitgefühl

    Theo

    iphone 3G - MACBook

  • SB
    sebastian benn

    sollten nichtredaktionelle PR-artikel nicht eine einblendung "werbung" bzw "anzeige" haben?

     

    diese ganzen artikel nach dem motto "ich habe ja soviel spaß mit dem produkt XXX " nerven auf die dauer

  • R
    robse

    Naja die ganze Lobhudelei auf Äppels Eifon ist schon ein wenig nervend. Insbesondere wenn die Autorin dann nicht mal auf die Idee kommt einen Androiden zu testen... In der gleichen Preisklasse gibts da nämlich wesentlich bessere Geräte.

     

    Aber ist ja auch Geschmackssache :-P

  • BH
    Banjo Hansen

    Übles "product placement" dieser Obstfirma hier. Gefällt mir nicht. Monopole gefallen mir nie, so smart sie sein mögen.

  • S
    Stromkopf

    Großartig! Habe mich köstlich amüsiert und fühle mich verstanden, ohne ein iPhone zu besitzen. Aber irgendwie will ich jetzt plötzlich unbedingt eins...

  • I
    Ilja
  • SB
    S. Ballmer

    Bisschen viel 'Apple' hier in letzter Zeit.

  • S
    Stephan

    Ein absolut großartig geschriebener Artikel. Ich habe mich in der Selbstironie und auch der Ehrlichkeit hervorragend wieder entdeckt.

    Mein tief empfundenes Beileid! Und ja, die Stange Geld ist leider alternativlos, keine Frage!

     

    Herzliche Grüße,

     

    Stephan

  • M
    Michael

    Tränen in den Augen. Weil alles wahr ist. Und das Leben schön. Natürlich nur mit dem iphone.

  • J
    Jannis

    Super Artikel! Selten so einen guten gelesen :-).

    Kann denke ich jeder iPhone Besitzer nachvollziehen...

  • B
    Bob

    Großartig geschrieben!

     

    Die IG Kompetenzteam leidet mit Dir, liebe Julia.

     

    Bob

  • W
    WhiskeyBernd

    Apple und Taz - das ist Liebe, was? ;)

  • M
    Matthies

    Genau so ist es! :'-( Schööön :)

  • R
    robert

    bekommt die taz eigentlich für jede erwähnung dieses prduktes einen euro vom hersteller? wenn, dann wäre die taz eine reiche zeitung.