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Oscar Wilde

■ GB 1997, Regie: Brian Gilbert; mit Stephen Fry, Jude Law, Vanessa Redgrave u.a.; 115 Min.

Es gibt zwei Tragödien im Leben, hat Oscar Wilde einmal mit süffisantem Sarkasmus angemerkt: die erste, nicht das zu bekommen, was man sich wünsche, die zweite, es zu bekommen. Der englische Dichter wußte genau, wovon er sprach, denn er hat beide Tragödien durchleben müssen.

Oscar Wilde (Stephen Fry) kokettiert zwar schon länger mit seiner homoerotischen Neigung, aber erst eine heiße Liebesnacht mit dem Kanadier Robert Hoss (Michael Sheen) führt zum endgültigen Coming-out des sensiblen Poeten. Im viktorianischen England ist soviel Offenheit kein ungefährliches Unterfangen. Die engstirnigen Wächter von Anstand und Moral warten nur darauf, „sexuelle Abweichler“ hinter Gitter zu bringen.

Als sich der erfolgreiche Dichter und umschwärmte Liebling der Londoner Gesellschaft im Jahre 1895 während der umjubelten Premiere seiner Gesellschaftskomödie „Lady Windermeres Fächer“ auf eine Affäre mit dem Studenten Lord Alfred „Bosie“ Douglas (Jude Law) einläßt, wird er kurz darauf wegen „Unzucht“ angeklagt, verurteilt und mit zwei Jahren Freiheitsentzug und Zwangsarbeit bestraft, was nicht nur sein Leben binnen kurzer Zeit ruiniert, sondern auch das seiner von ihm so verehrten Ehefrau Constance Lloyd und der beiden geliebten Söhne...

Regisseur Brian Gilbert („Nicht ohne meine Tochter“) konzentriert sich in seiner Filmbiographie auf die Persönlichkeit des Dichters Oscar Wilde. Sein Blick auf das Ende des 19. Jahrhunderts beschränkt sich nicht nur auf die tragischen Augenblicke im Leben des Dichters, sondern öffnet sich auch für witzige Momente. Die kritischen Seitenhiebe sind auch heute noch durchaus aktuell.

Broadway, Capitol, FT Friedrichshain, Gloria-Palast, Odeon, Off

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