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Archiv-Artikel

Ortstermin: Hamburg hat jetzt endlich auch ein „Hard Rock Café“ Auf Du und Du mit dem Personal Server

„Wenn ihr nicht warten wollt, müsst ihr zu McDonald‘s gehen“

O-Ton „Hard Rock Café“ Hamburg

„You smile, I smile, You smile, I smile, Hey Hey Hey“, tönt es aus den Lautsprechern. Der Videoclip von Justin Bieber läuft dazu auf den Flachbildschirmen. Die minderjährigen Mädels am Nachbartisch kreischen. Sie alle haben sich vor wenigen Minuten neue T-Shirts gekauft, Aufschrift: „Hard Rock Café Hamburg“.

Seit Mitte August ist Hamburg neben Berlin, München und Köln der vierte deutsche Standort der Restaurant-Kette, und an diesem Freitagabend ist das Lokal gut besucht. An der Wand der Bar im Erdgeschoss hängen E-Gitarren, die Barkeeper und Kellner wuseln durcheinander. Bei der Suche nach einem Tisch macht Miguel auf sich aufmerksam. Er ist dafür zuständig, die Gäste den Plätzen zuzuweisen. „Es tut mir leid. Zurzeit ist alles voll. Ihr könnt euch aber auf die Warteliste setzen lassen und werdet dann per SMS informiert, wenn euer Tisch frei ist“, sagt er. Die Wartezeit werde etwa eineinhalb Stunden betragen, aber man könne sich die Zeit sehr gut im Shop vertreiben.

Auf die Frage, warum die Hälfte der Plätze frei zu sein scheint, sagt er: „Das ist das Konzept. Wir haben hier Vierer-Tische, die meist nur mit zwei Personen belegt sind. So werden die Tische schneller wieder frei und die Kellner haben einen besseren Überblick.“ Die skeptischen Blicke beantwortet sein Kollege mit dem Spruch „Wenn ihr nicht warten wollt, müsst ihr zu McDonald‘s gehen.“

Der Rock-Shop ist klein, es gibt „Hard Rock Café Hamburg“-Shirts in allen Styles und Farben, sogar eine Batik-Version, und „Hard Rock“-Baby-Strampler kann man kaufen. Nach der Besichtigung verbleiben eine Stunde und 25 Minuten Wartezeit.

An der Treppe zum ersten Stock steht ein Mitarbeiter und tanzt etwas verlegen zu dem Rock-Pop-Gemisch, das aus den Boxen dröhnt. Er trägt enge Röhrenjeans und das obligatorische Rock-Café-Shirt, seine Haare sind so gestylt, dass sie ihm über die Augen hängen. „Ich bin für euren Service da“, sagt er. Ob er auch einen freien Tisch organisieren kann? „Nein, aber wart Ihr denn schon im Shop?“

Im ersten Stock ist die Luft stickig von den Gerüchen der Küche. Eine beigefarbene, handbestickte Jacke, einst getragen von Jimi Hendrix, bildet, so die KellnerInnen, das „Herzstück des Hamburger „Hard Rock Cafés“. Doch Miguel aus dem Erdgeschoss hat inzwischen gute Neuigkeiten: „Es sind einige Gäste trotz der SMS nicht aufgetaucht. Ich habe nun einen Tisch für euch.“

Noch bevor es möglich ist, sich zu setzen, kommt der erste Kellner an den Tisch gerauscht. „Ich bin Björn und ich bin heute euer Personal Server. Was kann ich euch bringen?“ Björn wird sich im Laufe des Abends etwa dreißig Mal nach dem Befinden erkundigen. „Es sind Hard-Rock-Mitarbeiter aus ganz Europa und sogar aus Puerto Rico gekommen, um uns zu coachen“, erzählt er, während er dem Tisch immer näher kommt. „Uns wurde aufgetragen, dass wir uns zu euch setzen sollen und stets alle Gäste duzen.“

Der laut Speisekarte „weltbekannte Legendary 10 oz Burger“ kostet 15 Euro, 10 oz sind 284 Gramm Fleisch. Dazu gibt es „Hard Rock Guacamole“. Der Burger ist lauwarm und nach der Hälfte ist Schluss, mehr geht nicht. Die BesucherInnen scheinen trotzdem zufrieden. „Hard Rock Cafés“ sind Kult. Da muss man mal gewesen sein“, sagt eine Frau Mitte vierzig, die gemeinsam mit ihren drei Freundinnen hier ist. „Und die Cocktails sind auch wirklich lecker.“

FREDERIK SCHÄFER