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Orden zurück

■ Geehrte Behinderte bei Diepgen

Aus Protest gegen die wachsende Diskriminierung von Behinderten hat die Berlinerin Bärbel Reichel gestern den ihr verliehenen Verdienstorden des Landes Berlin an den Regierenden Bürgermeister Eberhard Diepgen zurückgegeben. Frau Reichel, die selbst behindert ist, war mit dem Orden 1989 „für ihren unermüdlichen, streitbaren Einsatz für eine behindertenfreundliche Stadt“ geehrt worden. Auf einem silbernen Tablett überreichte die Rollstuhlfahrerin Diepgen den Orden zusammen mit einem offenen Brief.

Nach wie vor werde Behinderten der Zugang zu öffentlichen Gebäuden wie Postämtern, Schulen, Freizeitheimen, Kinos, Museen, Theatern und Restaurants verwehrt, kritisiert Frau Reichel in dem Schreiben an Diepgen. Selbst neuerbaute Restaurants, Schulen und Freizeitheime seien nicht behindertengerecht angelegt. Die Berliner Bauordnung „empfehle“ lediglich ein behindertengerechtes Bauen. Juristisch sei es jedoch nicht einklagbar.

In Bauten, die prinzipiell zugänglich seien, dürften aus Brandschutzgründen jeweils maximal nur vier Rollstuhlfahrer gleichzeitig eingelassen werden. Immer wieder blieben damit Behinderte von Veranstaltungen ausgeschlossen. Sieben von zehn Berliner Geschäften und neun von zehn Ärzten und Anwälten seien für Rollstuhlfahrer nicht erreichbar, beklagte Frau Reichel. epd

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