Opposition in Kasachstan: Ex-Banker in Frankreich verhaftet

Muchtar Abliasow, Gegner des autoritären Präsidenten Nasarbajew, soll rund 4 Milliarden Euro unterschlagen haben. Mehrere Staaten fordern seine Auslieferung.

Festgenommen: Muchtar Abliasow. Bild: reuters

AIX-EN-PROVENCE afp | Ein bekannter kasachischer Oppositioneller und Ex-Bankenchef ist in Südfrankreich festgenommen worden. Muchtar Abliasow wurde am Mittwoch in seiner Residenz nördlich von Cannes festgenommen und sollte am Donnerstag in Auslieferungshaft genommen werden, wie Staatsanwältin Solange Legras in Aix-en-Provence sagte. Demnach verlangen Kasachstan, Russland und die Ukraine eine Auslieferung Abliasows, der 2009 aus seiner Heimat geflohen war, nachdem dort Ermittlungen wegen Milliardenbetrugs gegen ihn eingeleitet worden waren.

Dem einstigen Chef von Kasachstans größter Bank BTA wird die Unterschlagung von fünf Milliarden Dollar (rund 3,8 Milliarden Euro) vorgeworfen. Unter anderem soll er von ihm kontrollierten Offshore-Firmen illegale Kredite gewährt haben.

Abliasow, der zuvor in Kasachstan ein Ministeramt innehatte, war 2002 inhaftiert worden, nachdem er die Führung einer Oppositionspartei gegen den langjährigen autoritären Staatschef Nursultan Nasarbajew übernommen hatte. Nach seiner Freilassung wurde er Chef der Bank BTA. 2009 floh er nach Einleitung der Ermittlungen zunächst nach London.

Im Juli dieses Jahres durchsuchten italienische Polizisten nahe Rom auf der Suche nach Abliasow das Haus von dessen Ehefrau, ohne den Ex-Bankenchef zu finden.

„Illegale und inakzeptable“ Abschiebung

Die Ehefrau wurde wegen des Vorwurfs, einen gefälschten Pass zu besitzen, gemeinsam mit ihrer sechsjährigen Tochter festgenommen und zwei Tage später nach Kasachstan abgeschoben. Die UNO kritisierte die Abschiebung als „illegal und inakzeptabel“, der Kabinettschef von Italiens Innenminister musste wegen der Affäre seinen Hut nehmen.

Festgenommen wurde Abliasow nun im rund zehn Kilometer nördlich von Cannes liegenden Mouans-Sartoux. Die Festnahme sei ohne Zwischenfälle verlaufen, sagte Staatsanwältin Legras. Es habe aber „Risiken“ gegeben, weil Abliasow von „einer Art Privatmiliz beschützt“ worden sei. Polizisten hätten das Anwesen daher sogar vorher mit einem Flugzeug überflogen, um sich ein Bild von der Lage zu machen.

Nach Angaben der Staatsanwältin soll nun vor allem das Auslieferungsgesuch der Ukraine abgewartet werden - mit Kasachstan hat Frankreich kein Auslieferungsabkommen. Die Abliasow in Russland vorgeworfenen Tatbestände seien vermutlich schon verjährt.

Ein Sohn und eine Tochter Abliasows baten die französischen Behörden in einem Brief an die italienische Zeitung La Stampa, ihren Vater nicht an die Ukraine auszuliefern - denn von dort würde er umgehend nach Kasachstan ausgeliefert. Dem kasachischen Präsidenten wird vorgeworfen, die Opposition in seiner Heimat auch gewaltsam zu unterdrücken.

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