: Opfer in Erfurter Schule hatten keine Chance
Bericht stellt Verfahrensfehler beim Polizeieinsatz fest. Überlebenschancen habe es jedoch nicht gegeben
ERFURT taz ■ Die Thüringer Polizei ist vom Vorwurf eines chaotischen Einsatzes und zu später Hilfeleistung für Verletzte beim Amoklauf am Erfurter Gutenberg-Gymnasium weitgehend entlastet worden. Eine von Justizminister Karl-Heinz Gasser (CDU) eingesetzte Untersuchungskommission aus Richtern und Staatsanwälten übt in ihrem Abschlussbericht allerdings auch Kritik. Die Polizeikräfte seien durch veraltete Kommunikationstechnik nur unzureichend über die tatsächliche Lage informiert gewesen. Auch bei der Polizeiführung habe es Informations- und Zeitverluste gegeben.
Der Einsatz von Notärzten in zwei umstrittenen Fällen sei aber erst möglich gewesen, nachdem das Gebäude Raum für Raum gesichert wurde. Eine Überlebenschance für die 16 Mordopfer habe es objektiv nicht gegeben. Die Kommission rügt im Vorfeld der Tat vom April 2002 allerdings das Verhalten des Schützenvereins, in dem sich der 19-jährige Täter Robert Steinhäuser engagierte, und die Erteilung einer Waffenbesitzkarte. Auch der Schulverweis, der ein halbes Jahr zuvor gegen Steinhäuser ausgesprochen wurde, sei nicht zu rechtfertigen.
Eric Langer, Anwalt der Hinterbliebenen, sieht weiteren Aufklärungsbedarf. Die Kommission betrachtet ihre Arbeit jedoch als abgeschlossen.
MICHAEL BARTSCH
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