: „Opernkonferenz“ für Groß-Berlin
Die drei großen Opernbühnen in Ost- und West-Berlin haben eine enge Zusammenarbeit vereinbart. Die Intendanten Friedrich von der Deutschen Oper, Rimkus von der Deutschen Staatsoper Unter den Linden und Rackwitz von der Komischen Oper (beide Ost-Berlin) wollen sich hierfür regelmäßig treffen. Man könne dies auch eine „Berliner Opernkonferenz“ nennen, sagte Friedrich bei einem Publikumsgespräch gestern in der Komischen Oper. Er teilte ferner mit, daß die Konferenz der deutschsprachigen Opernhäuser die vergleichbaren Bühnen der DDR zur Mitarbeit eingeladen hat, was möglicherweise auch in einer offiziellen Mitgliedschaft enden könne.
Friedrich kehrte damit erstmals nach 18 Jahren wieder an die Stätte seiner früheren Tätigkeit in Ost-Berlin zurück, wo er vor seinem Wechsel in den Westen tätig war. Friedrich war vom Publikum mit demonstrativem Beifall begrüßt worden und zeigte sich sichtlich bewegt. Er überbrachte auch die Grüße seines Ensembles und verlas unter starkem Beifall dessen Erklärung, in der der Wunsch geäußert wird, auch an der Staatsoper und der Komischen Oper auftreten zu können, „ohne jedoch das Bugdet dieser beiden Häuser zu belasten“. Rackwitz teilte mit, für 1993 sei ins Auge gefaßt, daß Friedrich an seinem früheren Stammhaus und der heutige Chefregisseur der Komischen Oper, Harry Kupfer, in Friedrichs Opernhaus in der Bismarckstraße inszenieren werden. Er äußerte die Ansicht, daß die gegenwärtige Entwicklung einer „breiten Interessenübereinstimmung zwischen Bürgern einer Nation“ dazu führen werde, „daß dieses Berlin wieder zum Theaterzentrum in einem friedlichen Europa werden kann“.
Auch Rimkus, der an die große Tradition der bald 250jährigen Staatsoper Unter den Linden erinnerte, sagte: „Wir fühlen uns heute stärker denn je als eine Deutsche Staatsoper. Wir haben uns wieder als eine einheitliche Kulturnation zu begreifen, unabhängig von politischen und sozialen Strukturen.“ Die Intendanten gingen auch auf konkrete Pläne der beabsichtigten engeren Zusammenarbeit ein. So wolle man sich künftig über die Spielplangestaltung und die Premierentermine abstimmen und gegenseitige Hilfe bei Erkrankungen leisten. Auf eine Frage aus dem Zuschauerraum, ob die (der SED angehörenden) Ostberliner Intendanten im Amt blieben, kündigte Rackwitz seine Absicht an, mit dem Erreichen seines 65.Lebensjahres am 4.Dezember sein Amt zur Verfügung zu stellen. Rimkus meinte, er sehe „angesichts der Leistungen der Vergangenheit keinen Grund zu demissionieren“.
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