Opel arbeitet am "grünen Blitz": Wende in der Denke?
Konzern will plötzlich Ökoautobauer werden und redet mit potenziellen Geldgebern. Arabische Investoren sollen Interesse haben. Mögliche GM-Insolvenz bedrohe nicht die Existenz.
FRANKFURT/MAIN ap Opel will zum Ökoautobauer werden. Unter dem Titel "Der grüne Blitz" arbeite das Unternehmen derzeit an entsprechenden Konzepten, erklärte ein Unternehmenssprecher und bestätigte damit einen Bericht der Wirtschaftswoche. Opel solle sich demnach auf den Bau von Kleinwagen sowie von sparsamen Antrieben konzentrieren und mit bezahlbaren Elektroautos eine weltweit führende Rolle einnehmen.
Bei der Suche nach einem Opel-Investor gebe es mittlerweile konkrete Gespräche mit mehreren Interessenten, erklärte ein Konzernsprecher am Sonntag. Der Chef von General Motors in Europa, Carl-Peter Forster, sagte dem Spiegel, der Autobauer rede "mit Interessenten aus der Private-Equity-Branche und mit Staatsfonds beispielsweise". Laut Presseberichten ist darunter auch ein arabischer Investor.
Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Jürgen Rüttgers umwirbt laut Westdeutscher Allgemeiner Zeitung das Emirat Abu Dhabi. Dessen Staatsfonds ist vor Kurzem bei Daimler eingestiegen. Die Welt am Sonntag schrieb, unter den Interessierten, mit denen konkret gesprochen werde, solle sich auch ein arabischer Investor befinden
Der Focus meldete unter Berufung auf die Bundesregierung, GM habe sämtliche Vermögenswerte wie Werksgelände und Fabriken der europäischen Tochtergesellschaften als Kreditsicherheiten an US-Banken verpfändet. Das mache die Investorensuche nahezu unmöglich. Ein Opel-Sprecher sagte dazu, sollte es in diesem Punkt Probleme geben, würden diese ebenso gelöst wie die inzwischen bereits geklärte Frage des Zugriffs auf Patente.
Eine Insolvenz von General Motors in den USA wäre nach Einschätzung Forsters für Opel nicht existenzbedrohend. "Unsere Produktion und den Verkauf von Autos in Europa würde ein Insolvenzverfahren in den USA nicht betreffen", sagte Forster. Zwar könnten Käufer verunsichert werden. "In den USA würde der Staat notfalls für die Garantieversprechen des Herstellers einstehen. Das wäre auch in Europa eine sehr elegante Lösung."
Forster griff zudem Volkswagen-Chef Martin Winterkorn an, der sich gegen Staatshilfen für Opel ausgesprochen hat. "VW hat sich gerade für seine Autobank Milliardengarantien vom Staat abgeholt", sagte der GM-Manager: "Und dann lebt VW schon lange nicht schlecht mit dem Staatsanteil von 20 Prozent, den das Land Niedersachsen hält.
In der Bundesregierung sorgt Opel weiterhin für Streit. Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) warf Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) am Samstag vor, die Verhandlungsposition von Opel gegenüber dem US-Mutterkonzern GM zu schwächen. Jeder Ruf eines Regierungsmitglieds nach direkter Staatsbeteiligung bei Opel schwäche die deutsche Verhandlungsposition in den USA.
SPD-Kanzlerkandidat Steinmeier hatte am Freitag einen Staatseinstieg gefordert, wenn kein anderer Investor gefunden werde.
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