Olympischer Freitag: Erstes Gold nach 72 Jahren
Lena Schöneborn hat am Freitag in Peking das erste Olympia-Gold für Deutschland im Modernen Fünfkampf seit 72 gewonnen. Die deutschen Kajak-Damen gewinnen Gold. Und Gehen.
HONGKONG/PEKING dpa Lena Schöneborn hat am Freitag in Peking das erste Olympia-Gold für Deutschland im modernen Fünfkampf seit 72 Jahren gewonnen. Die 22-jährige Berlinerin siegte nach den Teildisziplinen Schießen, Fechten, Schwimmen, Reiten und Laufen vor der Britin Heather Fell und Viktoria Tereschtschuk aus der Ukraine.
Christian Gille und Tomasz Wylenzek haben den deutschen Kanuten die dritte Medaille bei den Olympischen Spielen in Peking beschert. Die Athen-Olympiasieger aus Leipzig und Essen gewann am Freitag im Canadier-Zweier über 1000 Meter Silber hinter den Weißrussen Andrej Bahdanowitsch und Alexander Bahdanowitsch. Bronze ging in einem packenden Finale an das Kanu-Duo Gyorgy Kozmann und Tamas Kiss aus Ungarn. Zuvor setzte sich der Kajak-Vierer der Frauen im Endlauf über 500 Meter gegen die Konkurrenz aus Ungarn und Australien durch.
Südkorea hat durch einen weiteren Einspruch erneut die Entscheidung über den zweiten Final-Teilnehmer beim olympischen Handball-Turnier der Frauen neben Russland vertagt. Die Jury des Weltverbandes IHF beriet am Freitagfrüh den Widerspruch des Olympia- Zweiten von Athen gegen den abgelehnten Protest vom Vortag. Südkorea will erreichen, dass das 29. Tor Norwegens bei der 28:29- Halbfinalniederlage aberkannt und eine Verlängerung ausgespielt wird. Nach Ansicht der Asiaten war der Ball erst nach Ablauf der Spielzeit im Tor und der Treffer damit regelwidrig erzielt. Die Disziplinarkommission der IHF hatte den Protest Südkoreas abgewiesen und dies mit einer Tatsachenentscheidung begründet.
Max Hoff hat bei den Olympischen Spielen im Kajak- Einer über 1000 Meter Platz fünf belegt. Der ehemalige Wildwasser- Weltmeister und Olympia-Debütant aus Köln konnte am Freitag in Peking wie erwartet nicht in den Medaillenkampf eingreifen. Gold ging an den Briten Tim Brabants. Der Weltmeister distanzierte den Norweger Eirik Veraas Larsen um eine halbe Bootslänge. Die Bronzemedaille gewann Ken Wallace aus Australien. Hoff war erst im Frühjahr 2007 zum Kanu- Rennsport gewechselt.
Die Französin Anne-Caroline Chausson und der Lette Maris Strombergs haben bei der Olympia-Premiere des BMX-Wettbewerbs die ersten Goldmedaillen geholt. Der 21-jährige Weltmeister Strombergs verwies am Freitag in Peking die mitfavorisierten Amerikaner Mike Day und Donny Robinson auf die Medaillenränge. Silber hinter der 30-jährigen Chausson holte ihre Teamgefährtin Laetitia Le Corguille. Die Bronzemedaille auf dem Laoshan-Parcours sicherte sich die Amerikanerin Jill Kintner.
Die große Favoritin und amtierende Weltmeisterin Shanaze Read aus Großbritannien stürzte in der letzten Kurve nach einem Fahrfehler und ging leer aus. Deutsche Teilnehmer fehlten bei der BMX-Olympia- Premiere sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern.
Der Italiener Alex Schwazer ist Olympiasieger über 50 Kilometer Gehen. Der 23-jährige Mitfavorit siegte am Freitag in Peking in 3:37:09 Stunden. Silber gewann der Australier Jared Tallent in 3:39:27 vor dem Russen Denis Nischegorodow (3:40:14), der vor vier Jahren in Athen Zweiter war. Der Berliner André Höhne lag fünf Kilometer vor dem Ziel auf Rang 13 und konnte erwartungsgemäß nicht auf den vorderen Plätzen landen. Vor sechs Tagen war er über 20 Kilometer 25. Schwazer ist damit Nachfolger von Robert Korzeniowski. Der Pole hatte zuletzt dreimal bei Olympia die Langstrecke dominiert und war nach seinem Triumph 2004 zurückgetreten.
Taekwondo-Kämpferin Helena Fromm steht beim olympischen Turnier im Viertelfinale der Klasse bis 67 kg. Die Europameisterin gewann ihren Auftaktkampf gegen Mariama Dalanda Barry aus Guinea. Zu einem rein chinesischen Damen-Finale zwischen Zhang Yining und Wang Wan kommt es im Tischtennis.
Michael Schrader fiel nach sechs Disziplinen des olympischen Zehnkampfs auf den zehnten Rang zurück, dagegen verbesserte sich Andre Niklaus im 110 Meter-Hürdenlauf um drei Plätze und ist jetzt 13. An der Spitze baute der favorisierte Bryan Clay aus den USA seinen Vorsprung vor dem zweitplatzierten Weißrussen Andrej Krautschanka auf 124 Punkte aus.
Unterdessen hat das Internationale Olympische Komitee den Turn- Weltverband aufgefordert, Nachforschungen über das Alter der chinesischen Turnerinnen anzustellen. "Wir haben festgestellt, dass es Fragezeichen gibt", sagte Sprecherin Giselle Davies am Freitag. Schon vor Wochen waren Zweifel über das Alter von mindestens drei Turnerinnen der Gastgeber aufgekommen.
Die Weltmeister Todd Rogers und Philip Dalhausser sind zum ersten Mal Olympiasieger und haben dem amerikanischen Beachvolleyball-Team die zweite Goldmedaille in Peking beschert. Einen Tag nach dem Final-Erfolg von Kerri Walsh und Misty May-Treanor bezwang das derzeit weltbeste Doppel am Freitag im Endspiel die Brasilianer Marcio Araujo und Fabio Luiz mit 2:1 (23:21, 17:21, 15:4) und holte bei der vierten Olympia-Auflage das dritte Gold für ein US- Team nach Kiraly/Steffes (1996) und Blanton/Fonoimoana (2000).
Bronze ging an die Athen-Olympiasieger Ricardo Santos und Emanuel Rego. Die Brasilianer entschieden das Spiel um Platz drei gegen ihre für Georgien startenden Landsmänner Jorge Terceiro und Renato Gomes mit 2:0 (21:15, 21:10) für sich. Die deutschen Teams hatten nach dem Ausscheiden von Julius Brink/Christoph Dieckmann in der Vorrunde und David Klemperer/Eric Koreng im Viertelfinale gegen die späteren Olympiasieger aus den USA nichts mit der Medaillenvergabe zu tun.
Weltliga-Sieger USA ist ins Olympia-Finale der Volleyballer eingezogen. Die Amerikaner bezwangen am Freitag im Halbfinale den Weltranglisten-Zweiten Russland mit 3:2 (25:22,25:21,25:27,22:25,15:13). Für die US-Auswahl war es in Peking der siebte Sieg im siebten Spiel. Allerdings mussten die Schützlinge von Trainer Hugh McCutcheon nach den sicher gewonnenen ersten beiden Sätzen noch um den Endspiel-Einzug bangen, ehe sie nach mehr als zwei Stunden den Tie-Break knapp für sich entschieden. Das US-Team steht nach den Siegen von 1984 und 1988 zum dritten Mal in einem Olympia- Finale. Gegner dort ist Athen-Olympiasieger Brasilien oder Italien.
Die Olympia-Reiter und ihre Pferde können Hongkong wegen des Taifuns Nuri nicht verlassen. Einen Tag nach dem Ende der Pferdesport-Wettbewerbe in der chinesischen Küstenstadt fegte der tropische Sturm über die Stadt, der Flugverkehr wurde eingestellt. Ursprünglich sollten am Freitag drei Flugzeuge mit Pferden nach Amsterdam reisen. "Wann es genau weitergeht wissen wir noch nicht", sagte Springreit-Bundestrainer Kurt Gravemeier.
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