: Olympiawüste wird zum Wohnquartier
■ Wettbewerb für Areal „Stadion der Weltjugend“ soll Wohnungen bringen
Das Gelände des ehemaligen Stadions der Weltjugend soll nicht länger eine Ödnis im Stadtgrundriß bleiben, sondern zu einem Wohnquartier mit Sporteinrichtungen umgebaut werden. Neben den maximal 1.000 Wohnungen an der Chausseestraße ist geplant, den renaturierten Pankepark als grünes Band über das Areal zu führen. Für die Neugestaltung der im Rahmen der Berliner Olympiabewerbung 2000 abgerissenen Sportstätte loben die Senatsverwaltung für Stadtenwicklung gemeinsam mit dem Bezirk Mitte in dieser Woche einen städtebaulichen Wettbewerb aus. Bereits im März dieses Jahres hatte das Abgeordnetenhaus den Senat aufgefordert, auf dem Standort Wohnungen zu realisieren.
Der städtebauliche Wettbewerb soll, sagte Wolfgang Süchting, Chef der Wettbewerbsabteilung in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Klarheit bringen, wie sich die Wohnungen, Spielplätze, Sporthallen, die Kindertagesstätte un der Jugendklub in den schon konzipierten Pankepark integrieren lassen. Eine weitere Frage sei, „welche Struktur und Lage der geringe Anteil an Büro- und Geschäftsbauten in dem Block erhalten werden“. In dem neuen Wohnquartier an der Grenze zwischen den Bezirken Mitte und Wedding, so Süchting, sollen sowohl Buden für Studenten als auch „hochwertige Wohnungen“ – sprich teure Apartments und so weiter – hochgezogen werden.
Der Wettbewerb sowie die neuen städtebaulichen Ziele sind das Resultat der kläglich gescheiterten Olympiabewerbung Berlins. Das ehemalige Stadion der Weltjugend war im Zusammenhang mit „Olympia 2000“ als Standort für eine 15.000 Zuschauer fassende Sportarena mit riesigen Büro- und Dienstleistungskomplexen vorgesehen worden. Bausenator Wolfgang Nagel ließ die Sportstätte des Bezirks 1992 noch vor der Monaco-Entscheidung plattmachen. Aufgrund des Scheiterns der Olympiaträume und weil kein Investor für den Hallenbau gefunden werden konnte, ließ der Senat 1994 die Planungen fallen. Insgesamt kostete die Abrißaktion und Berasung der Staubwüste über 35 Millionen Mark.
Der kommende Wettbewerb kann als Erfolg des Bezirks Mitte bezeichnet werden, der das Gelände immer für seine Interessen beansprucht und die Olympiaplanungen kritisiert hatte. Durch den Abriß ging dem Bezirk die einzige 400-m-Bahn verloren. Dorothee Dubrau, Baustadrätin von Mitte, bezeichnete den geplanten Wettbewerb als Begin eines „neuen Denkens für das Areal“. Der Umbau des Ortes in ein Wohnquartier mit einem Wohnanteil von 80 Prozent (statt 20 Prozent bei Olympia) komme den Vorstellungen des Bezirks sehr nahe. Insgesamt forderte Dubrau die Wettbewerbsteilnehmer auf, das Bauvolumen „gering zu halten“, damit Grünflächen blieben. Außerdem hatte sich der Bezirk für die Kita und den Kinderbauernhof eingesetzt. Der Wettbewerb wird im Februar entschieden. Rolf Lautenschläger
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