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■ Olympias Sieger: Das Tal, das grenzenlos patriotisch istDas Kleinwalsertal (lebt Olympia)

Im Bürgermeisteramt zu Riezlern im Kleinwalsertal sitzt der Herr Bürgermeister und explodiert. Jedenfalls fast. Werner Strohmaier, durch und durch sportbegeistert und durchströmt vom olympischen Geist, ist fassungslos. „Wir ham aus einer Gemeinde drei Olympiateilnehmer in Nagano, das dürfte weltweit einmalig sein.“ Und nun das: „Es ist von seiten des ORF verabsäumt worden, daß man über das Kleinwalsertal und seine Olympiateilnehmer medial berichtet hat!“

Nicht hinnehmen werde er das. Basta! Der Gemeindechef macht jetzt den Eindruck, als würde er jeden Moment zu seinem Dienstwagen spurten und die achtlosen Kol

„Hauptsach' dabei“: Das Kleinwalsertal Foto: taz-Archiv

legen des Österreichischen Rundfunks heimsuchen. Doch dann läßt er sich, ganz Staatsmann, wieder zurückfallen in seinen Bürgermeistersessel. Er sucht Trost und findet ihn – in den deutschen Medien, „die immer darauf hinweisen, daß der für Deutschland startende Markus Eberle aus dem Kleinwalsertal kommt“. Immerhin.

Es ist so: Steffi Schuster (Super-G- 9. und chancenreiche Abfahrerin) und Robert Stadelmann (Nordische Kombination) starten für Austria. Slalomläufer Markus Eberle (Alpinrennläufer) ist ausgeliehen an den Deutschen Skiverband (DSV). Eine Sonderregelung fürs Kleinwalsertal ist das, denn es ist ja österreichisches Staatsgebiet und deutscher Wirtschaftsraum.

Neid gegen Deutschland? „Ach wo, der Markus ist ja trotzdem Walser geblieben“, meint generös der Bürgermeister, bei dem man ansonsten nicht falsch liegt, wenn man einen Vollblutösterreicher vermutet. „Hauptsach' dabei sein!“ Es ist, wie es der Dorfgendarm Helmut Lau sagt: „Ob er für Österreich oder Deutschland startet, man fiebert mit Markus mit, da sind wir im Tal patriotisch.“ Und zwar grenzenlos. Die Welt ist ein Dorf – und liegt im Kleinwalsertal. Der ORF wird das auch noch merken. Klaus Wittmann

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